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Bonner Kunstverein

August-Macke-Platz/Hochstadenring 22
53119 Bonn
Tel. 0228 - 69 39 36
tägl. 11 - 17 Uhr außer Mo; Do 11 - 19 Uhr
E-mail: bonner.kunstverein@gmx.de
http://kultur.nat.de/bkv
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

  Bonner Kunstverein

 

 

29.02. - 09.04.2000


Bon direct VI

Victor Bonato, Magnus Neumeyer, Horst Rave

Bon direct 6 - Victor Bonato - Magnus Neumeyer - Horst Rave

Erstmals richtet sich der Blick in dem 1995 ins Leben gerufenen Ausstellungsprojekt Bon direct auf Künstler, deren Biographien weit auseinanderliegen. In diesem generationenübergreifenden Projekt, das über die bislang geübte Praxis der Vorstellung jüngerer Künstler auf der einen Seite und der Einrichtung eines Ehrenstudios für eine/n Vertreterin der älteren Generation auf der anderen Seite bewußt hinausreicht, gilt die Aufmerksamkeit dem ideellen Zusammenhang und der facettenreichen Tradition der ungegenständlichen Kunst. Im offenen Nebeneinander der kreativen Ansätze aus den verschiedenen Generationen wird deutlich, in welchem Maße das geometrische Modul, seit den frühen Kulturen ein vielschichtig genutzter Baustein kultureller Kommunikation, heute wie in allen vorausgehenden Epochen vom je neuen Entwicklungsstand profitiert, so wie es für diesen selbst zeichenhaft wird.

So nimmt sich Victor Bonato (1934) selbstverständlich die Freiheit, aus der Halde kultureller Erfahrung jene Elemente freizulegen, die unabhängig vom Ort ihrer Herkunft oder dem ihres Ziels als Bausteine für"Erkenntnisse" angeboten wurden und werden. Die Strenge, mit der Bonato sich in Bon direct auf zusammenhängende Werkgruppen festlegt, in deren Zentrum seine 12 Apostel' stehen, die sich erst im Verlaufe der Ausstellung zu erkennen geben, und die Ironie, die er einbringt, indem er auf einem Platz für seinen Wanderstock besteht, umschreiben dieses im übergreifenden Sinne philosophisch-ethisch begründete künstlerische Wahrnehmungskonzept. In Bon direct konzentriert sich Victor Bonato auf Werke, die über die Nutzung von Blei und Wachs die physische Annäherung geradezu herausfordern. In dem Moment, da der Betrachter durch diese Werkstoffe angelockt das Werk in seiner materiellen Präsenz mit den Augen abtastet, gibt sich die Oberfläche als das zu erkennen, was sie ist: der sinnlich aufgeladene, in seiner ihm eigenen Stofflichkeit formvollendete Schutz für eine Vorstellung vom Wesentlichen hinter der Oberfläche.

Anders als Bonato fordert Horst Rave (*l 941) in seiner neuesten Werkgruppe durch die Plazierung seiner Farb-Formen das Auge auf extreme Weise heraus und hält auf eine nicht wirklich bestimmbare Weise den Betrachter zunächst auf Distanz. Die provozierende Leuchtkraft der irritierend rhythmisch den Raum besetzenden Formen verdeutlicht die kreative Freiheit zwischen der kalkulierten geistigen Setzung und dem der normierenden Definition entzogenen ästhetischen Experiment als Grundlage künstlerischer Wahrnehmung in der Kommunikation zwischen Künstler und Betrachter über das Werk. Ausgangspunkt im jüngsten Werk ist immer das Quadrat, welches Rave mit einer weiteren Form aus dem geometrischen Repertoire mittels des Computers zur Vereinigung treibt.

So entwickelt er ein geistig fundiertes Formenalphabet, weiches den Diskurs über Grundfragen und -positionen des Kreativen in all seinen Facetten von der Entstehung bis zum materiellen Werkzustand und über das diesem innewohnende geistige Potential vorantreibt.

Magnus Neumeyers (1964) Rohstoff ist der Dialog zwischen der autonomen Kunst und der gebauten, mit Formen und Strukturen besetzten Außenwirklichkeit. In der Art, wie Magnus Neumeyer den Raum besetzt, intensiviert er die Erfahrung von der Bedingtheit der Wahrnehmung des Alltagsobjekts und des Kunstobjekts durch die je räumlichen Bedingungen und Kontexte. Baustellenübliche Schaltafeln dienen zur Errichtung einer freistehenden Wand im Ausstellungsraum. Diese ist so plaziert, daß sie eines der Raumsegmente dergestalt abtrennt, daß an beiden Enden ein Durchgang zum Restraum bleibt, wo etwas sein könnte oder auch nicht. Sicher ist, daß dieses mauerähnliche Gebilde aus einem Material, welches in aller Regel zur Errichtung von Betonwänden dient, seine Funktion ändert. Sicher ist es die Form von etwas, das als gebauter Eingriff im Raum dessen Form aufnimmt und sie zugleich mitbestimmt.

Diesem vieldeutigen Umgang mit dem Rohstoff unserer Alltagswirklichkeit stehen die per Siebdruck auf Glas übertragenen Abbildungen von im Bau befindlichen Architekturen, in denen die Farb-Flächen selbst eine entscheidende Rolle spielen, und eine auf geometrische Designmodule anspielende Wandmalerei gegenüber. Die Fremdheit des Bekannten im Raum basiert auf der Abstraktion vom Bekannten in einer ausschließlich der Kunst verfügbaren Freiheit im Umgang mit den Rohstoffen unserer alltäglichen Wirklichkeit. In diesem Sinne schlägt die Kunst wiederum eine Brücke zur Wirklichkeit außerhalb des engeren, durch den Ausstellungsraum definierten Kunstkontextes.

Eröffnung: 29.02.2000 um 20 Uhr

 

 

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