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Bonner Kunstverein

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53119 Bonn
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18.06. - 03.08.2003

Marie Luise Lebschik

Malerei - Zeichnung - Photographie

In der aktuellen Malerei nimmt das Werk von Marie Luise Lebschik (1952 in St. Pölten / Österreich, lebt in Köln) einen außergewöhnlichen Platz ein. Ihre intensive Auseinandersetzung mit der Malerei ist getragen von einer unverhohlenen Hochachtung für die großen Vorläufer nicht nur der Moderne und geprägt von einem zutiefst zeitgenössischen Empfinden für die Zerrissenheit der menschlichen Existenz zwischen der Sehnsucht nach Schönheit und Identität und dem Wissen um deren Auflösung im Wettstreit konkurrierender Gesellschaftsentwürfe im medialen Zeitalter.

Im Menschenbild, im Bild der jungen Frau verdichtet sich seit Jahren Marie Luise Lebschiks von der Tradition angespornte Vorstellung von Malerei als einem Medium, welches dem Wesen nach schöpferisch ist und somit dem Menschen eine eigene Existenz neben seinem physischen Dasein verleiht. Aus dieser Haltung heraus entfaltet sich in ihrem Werk die Malerei selbst als Inhalt und Gegenstand eines kreativen experimentellen Prozesses jenseits distanzloser akademischer Konventionen.

Getragen von einer melancholischen bis ironisch-distanzierenden Grundstimmung verleiht Marie Luise Lebschik ihren Bildgeschöpfen, mithin den Figuren wie der Malerei, die sie zur Erscheinung bringen, eine radikal zeitgenössische, ebenso verführerisch schöne wie schmerzlich provozierende Existenz.

Die Figuren sind Modellentwürfe einer gemalten Welt. Dies verdanken sie nicht allein der Tatsache, daß ihnen zunehmend Photoarbeiten von Modellen vorausgehen, womit ein spezieller Aspekt der moderneren Malereitradition akzentuiert wird. Es ist die Vorstellung vom Modell als einem eigenständigen Bild von Wirklichkeit, weiches den Malprozeß selbst in den Wettstreit mit anderen medialen Modellentwürfe von Wirklichkeit einführt. Marie Luise Lebschiks Konzentration auf junge Frauen, auf Mädchenbilder, verbindet Ursache und Wirkung über eine das Werk unmerklich aufladende vibrierende Ambivalenz aus Nähe und Distanz, aus ungebrochener Sehnsucht nach Schönheit und melancholisch gestimmter Ahnung von Vergeblichkeit - im immer wieder neu gestarteten Prozeß der Erfindung der Malerei als Bild einer mädchenhaften Existenz.

Malerei, Zeichnung und Photographie im Werk von Marie Luise Lebschik sind nicht primär Instrumentarien zur Erzeugung eines Bildes, sondern aus sich heraus wesenhaft Erzeuger und Inhalt ihrer eigenen Modelle, jener Mädchen, die allein dem Zeichnen, Photographieren und Malen ihre Essenz verdanken - wie die Medien ihrerseits den Mädchenmodellen die ihre verdanken.

Mit der ersten Einzelausstellung von Marie Luise Lebschik in einem öffentlichen Institut in Deutschland setzt der Kunstverein eine traditionsreiche Auseinandersetzung mit herausragenden Positionen in der aktuellen Malerei fort. Je individuell akzentuierte Werkpositionen von Christa Näher bis zu Marlene Dumas, von Katharina Wulff bis zu Karen Kilimnik u. a. sind verbunden im experimentellen Umgang mit der Tradition und der radikalen Aktualisierung der dem Medium eigenen kunstimmanent ästhetischen Möglichkeiten zur Erzeugung von Bildern und Fiktionen als Projektionsflächen essentieller wie existentieller Vorstellungen von Wirklichkeit.

Zur Ausstellung liegt die Publikation Marie Luise Lebschik Mädchenbilder, 2002, Verlag Wilfried Dickhoff, vor.

Vorbesichtigung der Ausstellung am Dienstag, dem 17. Juni 2003, um 11.30 Uhr

 

 

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