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GAK
Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
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Dezember 2013
Jahresgaben 2013/14
KAJSA DAHLBERG, CONOR GILLIGAN, SANYA KANTAROVSKY, CHARLOTTE MOTH, NORMAN SANDLER
Kajsa Dahlbergs Jahresgabe besteht aus zwei Künstlerbüchern in den Sprachen schwedisch und deutsch. Beide haben den gleichen Ursprung: Virginia Woolfs Essay A Room of One's Own von 1929, einen der meist zitierten Texte der Frauenbewegung. Woolf fordert hier als Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen in einer patriarchalischen Welt ein Mindesteinkommen und ein eigenes Zimmer, um Unabhängigkeit zu gewährleisten. Dahlberg hat nun in 1.000 schwedischen und 433 Berliner Bibliotheken Woolfs Klassiker in der jeweiligen Landessprache aufgespürt und die Seiten der dort gefundenen Bibliotheksbücher zu einer neuen Ausgabe zusammengestellt mitsamt ihrer von den anonymen Ausleiher/innen markierten Stellen und Kritzeleien. Entstanden ist daraus jeweils eine Fassung, die neben dem übersetzten Originaltext auch die Kommentarebene der unbekannten Leser/innen transportiert und auf diese Weise neben dem eigentlichen Text von Woolf auch ein Bild der Gedanken und Sehnsüchte der nachfolgenden Generationen zeichnet.
KAJSA DAHLBERG // *1973 in Göteborg, lebt in Malmö und Berlin.
Ett eget rum / Tusen bibliotek, 2013 und Ein Zimmer für sich /
Ein eigenes Zimmer / Ein Zimmer für sich allein / Vierhundertdreiunddreißig Bibliotheken, 2011
2 Künstlerbücher, deutsch: 14,5 x 10 cm, schwedisch: 17,5 x 11,5 cm
Auflage: 9, sign., dat., num.
230 Euro
CONOR GILLIGAN // *1981 in Friedberg, lebt in Bremen.
Core, 2013
Bronze, Größe variabel, ca. 7 x 3 x 5 cm
Edition für die GAK: 119 Unikate mit Zertifikat, Gesamtauflage 1.000
97,00 EuroVon der verbotenen Frucht im Garten Eden über die Grimms Schneewittchen bis hin zu Alltagsweisheiten, wie "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" kaum eine andere Frucht weist in unserem Kulturkreis eine vielfältigere Symbolik und Ikonografie auf als der Apfel. Zugleich ist dieses traditionsreiche Motiv aber nach wie vor ein profanes Grundnahrungsmittel, das uns alltäglich umgibt ("An apple a day keeps the doctor away").
Diese verschiedenen Aspekte rund um den Apfel vereint Conor Gilligans Jahresgabe für die GAK und steht damit exemplarisch für seine künstlerische Arbeitsweise an der Schnittstelle von Kunst und Alltag: Er porträtiert den abgegessenen Apfelgriebs oder butzen in Bronze. Dabei gleicht keiner der 119 Abgüsse dem anderen, jedes Kerngehäuse der Serie Core ist eine originale Plastik mit Unikatcharakter und bleibt als Kunstwerk doch erschwinglich durch die massenhafte Produktionsweise, aus der die Edition für die GAK einen besonderen Ausschnitt darstellt.
SANYA KANTAROVSKY // * 1982 in Moskau, lebt in New York.
o. T., 2013 (5 weitere Motive erhältlich)
Aquarell, Bleiche, Kreide auf Papier (gerahmt), 57,15 x 38,1 cm (Blatt)
6 Unikate, sign., dat., exkl. für die GAK
910,00 EuroSanya Kantarovskys Gemälde und Aquarelle spielen souverän mit malerischen Klischees, indem sie selbstbewusst einsetzen, was die so häufig todgesagten Gattungen eigentlich "nicht dürfen": Sie sind dekorativ und melancholisch, elegant und humorvoll, illustrativ und abstrakt, retro und aktuell gleichermaßen. Als Ergebnis sind sie erfrischend gerade in den Momenten, in denen sie sich um von außen gesetzte Grenzen nicht zu kümmern scheinen. Im ersten Augenblick geradezu verführerisch zugänglich, setzen sie bei genauerem Hinsehen Gewissheiten außer Kraft, wie die Dinge anzusehen sind.
So auch bei den sechs Aquarellen, die Kantarovsky der GAK als Jahresgaben zur Verfügung stellt: Da wandelt etwa Jemand zwischen großen Gesichtern, die den Blick verschämt von ihm abwenden. Oder einige Personen stehen Schlange vor einer undefinierbaren, abstrakten Form. Die Arbeiten unterlaufen Unterscheidungen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, formaler Leichtigkeit und inhaltlicher Schwere, indem sie sie präzise gegeneinander ausspielen.
CHARLOTTE MOTH // *1978 in Carshalton, UK, lebt in Berlin.
o. T., 2013 (7 weitere Motive erhältlich)
Analoges s/w-Photogramm (gerahmt), 30,5 x 24 cm (Blatt)
8 Unikate, sign., dat., exkl. für die GAK
790 EuroCharlotte Moth ist eine Entdeckerin des Besonderen im Bekannten. Alltagsgegenstände und Architekturen werden in ihren Arbeiten Fotografien, Filme, Diaprojektionen oder dreidimensionalen Anordnungen in neue Formen und Kompositionen überführt, nicht selten auch in den Mantel des Geheimnisses gehüllt.
So auch in den Jahresgaben für die GAK: Analoge, von ihrer schwarzen Grundfläche dominierte Fotogramme eröffnen einen kreisförmigen Ausschnitt auf eine Fotografie. Das runde Fragment zitiert verschiedene Arbeiten aus Moths Serie Light Studies. Die Künstlerin lenkt und beschränkt hier den Blick gleichermaßen, indem sie eine Methode anwendet, die sie dem französischen Architekten und Stadtplaner Paul Chemetov (*1928) entlehnt hat. Dieser verwendet den fernglasähnlichen Ausschnitt in seinem fotografischen Archivmaterial, um Bilddetails zu fokussieren und zu rahmen. Bei Moth allerdings erhaschen wir lediglich die Sicht durchs Schlüsselloch und damit einen peripheren, subjektiven und geheimnisvollen Blick auf die Dinge.
NORMAN SANDLER // *1981 in Hennigsdorf, lebt in Bremen.
Auszug 2, 2012 (2 weitere Motive erhältlich)
Graphit auf Bristolkarton (gerahmt), 10,6 x 20,9 cm (Blatt)
und zwei weitere Arbeiten aus der fortlaufenden Serie as every day
3 Unikate sign., dat., exkl. für die GAK
640,00 EuroEin Kontoauszug, ein Bahnticket, ein Wetterbericht. Diese banalen Begleiterscheinungen des Alltagslebens sind die Motive der Jahresgaben von Norman Sandler aus der fortlaufenden Serie as every day. Auf den ersten Blick betrachtet, scheint es sich hier um maschinell gefertigte s/w-Ausdrucke zu handeln. Doch bei näherem Hinsehen offenbaren die Blätter eine Unregelmäßigkeit in der erwarteten Struktur: die künstlerische Handschrift bahnt sich ihren Weg und demaskiert an winzigen Stellen die Kopie. Sandler greift das Unscheinbare auf und erhebt es in seinen Zeichnungen zum Bildmotiv, das er altmeisterlich mit Graphit auf das Blatt überträgt. Das wertlose Original wird durch die Transformation überhöht. Es entstehen Portraits des Alltags, die das Gewöhnliche wertschätzen als Zeugnis unseres gemeinsamen Daseins. Wer kennt es nicht, das Gefühl beim Anblick der Wettervorhersage, "Station Bremen, 0,9 Grad, bedeckt" und die Ironie der Option "Wetter teilen", ebenso wie die desillusionierende Realität des Kontostands.
Reminder: Opening PELES EMPIRE. EVER BUILD
Wir möchten Sie an die Eröffnung der Ausstellung PELES EMPIRE. EVER BUILD erinnern, am morgigen Samstag, den 22. Februar 2014, um 19 Uhr - Sie sind herzlich eingeladen!
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PELES EMPIRE. EVER BUILD, Ausstellungsansicht GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Courtesy die Künstlerinnen,
Foto: Tobias Hübel
- English version: see below -
Kopien sind eng mit ihrem Original verknüpft und geben doch ein verzerrtes Bild auf das ab, was sie duplizieren. Kopien wiederholen und sichern ihre Vorlage, aber eröffnen auch die Möglichkeit, eine neue Perspektive auf sie einzunehmen denn bereits der Vorgang der Reproduktion selbst entfernt sich vom Original, so dass die Kopie immer im gewissen Sinne eine Abstraktion ihrer Vorlage ist und eine Verschiebung in Wahrnehmung, Ausformung oder Material stattfindet.Diesen Mechanismen spüren Peles Empire, ein Zusammenschluss der Künstlerinnen Katharina Stöver und Barbara Wolff, auf vielfältige Weise nach. Ausgangspunkt ist dabei das Schloss Peles, eine für König Carol I. Ende des 19. Jahrhunderts fertig gestellte Sommerresidenz in den rumänischen Karpaten. Die Innenausstattung von Peles zeichnet sich durch einen kruden Stilmix aus, in dem jeder Raum unterschiedlichen Epochen der Vergangenheit gewidmet ist. So gibt es etwa ein gotisches, ein barockes, ein Renaissance- oder ein Art Déco-Zimmer. Der Grundgedanke des Schlosses ist also der einer Architektur gewordenen Kopienansammlung, ein Gestalt gewordener Traum historistischer Bau- und Ausstattungskultur. 2005 hat das Künstlerduo Peles Empire begonnen, seine einzelnen Räume fotografisch festzuhalten. Seither sind diese Aufnahmen auf unterschiedliche Weise Dreh- und Angelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Sie bilden die Grundlage nicht nur von eigenen Arbeiten, sondern auch von kuratorischen Projekten.
Für EVER BUILD in Bremen haben Peles Empire neue Arbeiten entwickelt, die sie in eine eigens für den Ort konzipierte Präsentation integrieren. Der Ausstellungsparcours beginnt mit bodenlangen Papierarbeiten, die den Raum in kleine Kompartimente unterteilen, Bewegung von den Besucher/innen erzwingen und in den meisten ihrer Darstellungen noch deutliche Hinweise auf das Schloss als Methode des präsentierten künstlerischen Ansatzes geben. Doch handelt es sich auch hier schon nicht mehr um die Wandtapeten, die auf die fotografische Dokumentation des Peles-Schlosses folgten, sondern um eine Akkumulation von DINA3-Kopien von Ansichten und Details aus früheren Installationen, die die Künstlerinnen mit den Wandtapeten umgesetzt haben. Die Papiere hängen von der Decke bis zum Boden, wobei ihr monumentales Format und das architektonische "Gesetzt-Sein" ihrer Darstellungen von der Leichtigkeit konterkariert wird, mit der sie auf jeden Luftzug im Raum reagieren und leise hin und her schwingen.
Konkrete Bezüge auf das Schloss sucht man im hinteren Bereich der Ausstellung vergebens: Hier lösen sich monumentale Zementabgüsse und abstrakte Pappmaché-Arbeiten an den Wänden und auf dem Boden visuell scheinbar vollständig von ihrem Gegenstand (obwohl auch sie Details aus dem fotografischen, schlossbasierenden Fundus von Peles Empire als Grundlage haben) und stellen eher Fragen nach der Materialbeschaffenheit, von Fragilität vs. Monumentalität, den unterschiedlichen Qualitäten von Fläche und Raum oder nach dem malerischen Gestus. Kleinformatige Keramiken sind ebenfalls auf dem Boden angeordnet und führen in ihrer Zersplitterung den Ausstellungstitel EVER BUILD ad absurdum. Darüber hinaus demonstrieren sie ein ähnlich unvereinbares Nebeneinander wie schon die Stilakkumulationen des Schlosses Peles fügen sie doch mit Porzellan und Ton zwei Materialien zusammen, die nicht ohne Schäden gemeinsam gebrannt werden können.
Die kobaltblauen Zementtüten der Firma Ever Build ergänzen die Präsentation im hinteren Ausstellungsteil um ein Readymade-Element, das nicht nur der Ausstellung ihren Titel gibt, sondern darüber hinaus Farbakzente setzt (die sich zum Teil auf den Keramikobjekten fortsetzen), gelegentlich zum Träger für die Pappmaché-Platten wird, das Material für die großen Abgüsse lieferte und sich inhaltlich mit architektonischen Vorstellungen von Ewigkeit verknüpft (ein Anspruch, mit dem König Carol I. das Peles-Schloss Ende des 19. Jahrhunderts hatte bauen lassen und den die Zersplitterung der Keramiken sofort wieder unterläuft).
Vom Beginn von EVER BUILD bis zu seinem Ende vollzieht sich also eine schrittweise Abstrahierung, die das Schloss als solches zunehmend in den Hintergrund treten lässt, jedoch seiner Methode der hierarchielosen Reihung von Materialien und Gattungen strikt verhaftet bleibt und eben dadurch neue Denkräume öffnet. EVER BUILD führt damit exemplarisch den eigenständigen Umgang von Peles Empire mit dem Medium Fotografie vor entwickeln die Künstlerinnen die Gattung doch auf ihrer Suche nach immer weiterführenden Verzerrungen nicht nur in Kopiencollagen, sondern auch in Skulpturen und malerisch anmutende Werke weiter.
Die Ausstellung wird begleitet von einem ausführlichen Rahmenprogramm - alle DONNERSTAGSTERMINE finden sie hier.
Copies are closely connected to their originals yet create a distorted image of whatever they duplicate. Copies replicate and preserve their originals but also make it possible to view them in a new perspective. Even the process of reproduction itself is removed from the original, in a certain sense making the copy an abstraction of its original and causing a shift in perception, shapes, or materials.
The artist duo Peles Empire (Katharina Stoever and Barbara Wolff) is an exploration of these mechanisms. Their starting point is Peles Castle, a historism residence in Romania's Carpathian Mountains. Its interior décor is characterized by a crude mash-up of décors, each room dedicated to a different historical era such as Gothic, Baroque, Renaissance or Art Deco. In its quintessence, the castle is a collection of copies in architecture. 2005 Peles Empire started by compiling a photographic documentation of the castle's rooms. These images then served as the focal point of their artistic work in myriad ways.
As such, Stoever and Wolff initially reconstruct some of the castle's rooms by wallpapering gallery spaces with the photos taken in Peles. This environment often serves as a backdrop for the exhibition of works by other artists or can also function independently (as seen in 2009 in the group exhibition Space Revised. Friendly Takeovers in the GAK). But Peles Empire push the concept of abstracting an original through its reproduction even further. Key of the stepwise distortion of the original are the non-hierarchical juxtaposition of different materials and styles, the displacement of material and the interface between three and two-dimensional spaces or objects.
For EVER BUILD the artists copy details from their b/w large-format castle photographs onto DIN A3 paper (the standard copy size), thus creating reproductions whose colours, materiality and excerpt nature hardly contain a single reference to the original. This copies are then processed into paper-mâché and transformed into large minimalistic sculptures which often play a role in the overall architectural context of the space, functioning as walls or pedestals for the ceramics and smaller objects by Peles Empire further distortions of the DIN A3 images or the original interior furnishings of the castle.
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