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GAK

Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V.
Teerhof 21 (Weserburg)
28199 Bremen
Tel. 0421 - 50 08 97; Fax 0421 - 59 33 37
Di - So 11 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr, Do bis 21 Uhr, Mo geschlossen
office(at)gak-bremen.de
www.gak-bremen.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

28.08. - 07.11. 2010

Kate Newby

Crawl out your window

Die Arbeit der neuseeländischen Künstlerin Kate Newby (geb. 1979, lebt in Auckland) konzentriert sich auf Eingriffe in den jeweiligen Ausstellungsraum und dessen Umfeld. Sie selbst sagt, sie sei interessiert, "eine Beziehung zum Ort durch Aktion" zu schaffen. D.h., die Merkmale des jeweiligen Ausstellungskontextes (etwa Gebäudedetails und Farben im Außen- und Innenraum sowie die Lage und Einbindung in die Umgebung) sind der Ausgangspunkt ihres Denkens und bestimmen die Art ihres weiteren Vorgehens. Meist handelt es sich um zurückgenommene Interventionen, die die Charakteristika des Raumes aufnehmen bzw. konterkarieren: lichtfangende Stoffbahnen, gemauerte Backsteinvorsprünge, schiefe Bodenebenen, Fotografien, Typografien oder Skulpturen aus alltäglichen, vor Ort gefundenen Materialien.

Der Titel ihrer Ausstellung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Crawl out your window beinhaltet bereits verschiedene, für Newbys künstlerisches Vorgehen wesentliche Elemente: Körperliche Aktion, Architektur und Vorstellungen von Widerstand, Fluchtrouten und Opposition. Elemente, die sie in eigens für Bremen entwickelten, gleichermaßen simplen wie verrätselten Arbeiten materialisiert. So wird die dominante Fensterfront der GAK durch eine große weißlich-transparente Stoffbahn verhängt, die vor den Fenstern einen strahlend gelb abgesetzten Korridor bildet. Der Vorhangstoff wurde vor seiner Anbringung im Fluss gewaschen, auf dem Rasen getrocknet und diente als Unterlage für Picknicks, Frühstücke und Barbecues ­ und saugte sich auf diese Weise buchstäblich voll mit alltäglichen Handlungen. In ihrer Gesamterscheinung formuliert die Arbeit sowohl einen formalen Dialog zwischen Licht und Material als auch die Möglichkeit eines Rückzugortes oder Verstecks. Außerdem dient sie als Hervorhebung der Fensterregion, von wo die Besucher/innen die von Newby im Außenraum vorgenommenen Interventionen einsehen können. Neben dem lang gestreckten Korridor wird der Hauptraum der GAK durch eine rund 100 m2 große, begehbare Betonrampe eingenommen. Ihre Oberfläche wird durch ihre blaue Farbigkeit und zahlreiche Steine, Fußabdrücke, Reifenspuren, Kronkorken oder Kristalle zu einer Art begehbarem Alltagsbild. In einem Nebenraum der Ausstellung befindet sich eine großformatige Bodenarbeit, bestehend aus herkömmlicher Teppichauslegeware und dem Schriftzug "I'm ready". All diese Arbeiten verknüpfen ein für Newby typisches Interesse an Alltagsmaterialien und Architektur und der Herausarbeitung von deren skulpturalen Qualitäten mit einer aktiven Teilnahme der Ausstellungsbesucher/innen.

Crawl out your window verknüpft darüber hinaus den institutionellen und den öffentlichen Raum, wenn Newby Werke sowohl im Innen- als auch im Außenbereich platziert. So betont die Künstlerin einige der Steine farbig und mit Inschriften, die den Gebäudegrund der GAK zur Weser hin bilden und aufgrund der Tide in regelmäßigem Wechsel deutlich zu sehen oder nahezu im Wasser verschwunden sein werden. Und zwei auf die Ufermauer auf der gegenüberliegenden Flussseite aufgebrachte Handlungsaufforderungen "Try.", "Try." in leuchtendem Orange formulieren ein Echo der Lawrence Weiner-Inschrift auf der Fassade des Ausstellungshauses. Durch die Einbeziehung des öffentlichen Raumes verhindert Crawl out your window zum einen eine schnelle, gleichzeitige Erfassung der Ausstellung und initiiert zum anderen eine Konversation zwischen Außen und Innen, indem das eine vom anderen aus einsehbar wird oder sich aufeinander bezieht.

Kate Newbys Eingriffe nehmen die Sprache ihrer Umgebung so klug und präzise auf, dass sie sich nicht in den Vordergrund schieben, sondern sich das Augenmerk auf das Umfeld verlagert. Indem sie ihre Interventionen auf eine Weise einfügt, die ihre Kontexte betont, wird der alltägliche Raum zum Hauptakteur ihres künstlerischen Schaffens. Gleichzeitig aber greifen ihre Arbeiten in ihre Umgebung ein und verändern deren Wahrnehmung ­ mittels ihrer formalen Erscheinung und intensiven Farbigkeit. Die von Newby eingesetzte Materialität orientiert sich dabei an Vorstellungen der Arte Povera, die konzeptuelle Gedanken in einer größtmöglichen Ökonomie der verwendeten Mittel umsetzte. So bestehen ihre Werke aus gefundenen oder einfachen Materialien wie Holz, Steinen, Beton, Baumwollstoffen, Seilen, Satzfragmenten oder Fotografien. Diese werden auf oft provisorisch anmutende Art und Weise zusammengebracht, die von ihrer vorherigen Funktion und dem Alltäglichen spricht und doch über sie hinausweist. Newbys Eingriffe arbeiten gleichzeitig mit dem Raum und gegen ihn, erscheinen zur selben Zeit unpassend und zugehörig. Mit diesem Vorgehen gelingt es ihr, eine Beziehung zwischen dem benutzten Material und den vorgefundenen Räumlichkeiten herzustellen, die das Potential beider Faktoren jenseits ihrer alltäglichen Erscheinung herausarbeitet.

Die Ausstellung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst ist Kate Newbys erste institutionelle Einzelpräsentation in Europa.

Kuratorin: Janneke de Vries



DONNERSTAGSTERMIN IN DER GAK
Donnerstag, den 07. Oktober 2010, 19 Uhr
My Blues Song
Ein Abend über Folk Blues in Wort, Vinyl Livemusik
mit Kate Newby, begleitet von Raimar Stange

Der Folk Blues erzählt von den Gefühlswelten des alltäglichen Lebens. Die Trauer über einen Verlust, eine neue Liebe, die Angst, seinen Job zu verlieren oder Heimweh sind einige der Emotionen, die im Folk Blues transportiert werden. Die Eingängigkeit seiner Texte und Rhythmen führte zu einer großen Erreichbarkeit, zahlreiche Lieder wurden nicht nur auf der Bühne performt, sondern auch im Alltag nachgesungen.

Für die neuseeländische Künstlerin Kate Newby ist genau diese Unmittelbarkeit von Bedeutung: keine versteckten Andeutungen, keine politisch geprägten Handlungsaufforderungen, nur die direkte Beschreibung eines Gemütszustandes steht beim Folk Blues im Vordergrund. Hier sieht sie eine Verbindung zu ihrer eigenen künstlerischen Arbeit und ihrer Ausstellung Crawl out your window in der GAK. Mit alltäglichen Materialien wie einem Teppich oder Beton und einfachen Aufforderungen wie Swimming oder I,m so ready geht die Künstlerin ebenfalls sehr direkt vor. Wie den Liedtexten des Folk Blues liegt ihren Arbeiten eine am Alltag orientierte Lesbarkeit inne.

Kate Newby wird an dem Abend My Blues Song einige ihrer Lieblingslieder vom Plattenteller vorspielen sowie ihre Auswahl und die Verbindungen zu ihrer künstlerischen Herangehensweise erläutern. Dabei wird sie von Raimar Stange, Kunstkritiker und Kurator aus Berlin, auf der Ukulele begleitet.

Die Ausstellung Crawl out your window von Kate Newby ist noch bis zum 07. November zu sehen.

 

 


DONNERSTAGSTERMIN IN DER GAK
Donnerstag, den 04. November 2010, 19 Uhr
Lying on rocks, sitting in windows, standing on chairs
Lesung von Ruth Buchanan

 

 

Ruth Buchanan, Circular Facts, 2009, Fotografie

Ruth Buchanan führt in ihren Arbeiten unterschiedliche Formate und Medien Skulptur, Video, Text, Fotografie und Performances zu präzisen Raumbildern zusammen, um Veränderungen innerhalb der vorgefundenen Materialität des Raumes offen zu legen. In dieser Hinsicht ähnelt ihr Vorgehen dem künstlerischen Ansatz ihrer Landsmännin Kate Newby, die sie eingeladen hat, auf ihre Ausstellung in der GAK zu reagieren.
Das Schreiben ist in den Arbeiten von Buchanan häufig ein indirekter Zugang zu ihren choreografierten, temporären räumlichen Anordnungen. Buchanan eignet sich Räume an, um deren Charakter neu anzuordnen, zu gestalten und zu definieren. In ihrer Veranstaltung Lying on rocks, sitting in windows, standing on stairs wird sie diese Vorgehensweise auf die Ausstellung Crawl out your window von Kate Newby und auf deren übliche Vermittlung in Form einer Führung anwenden. Durch die körperliche Inbesitznahme der Räumlichkeiten der GAK entsteht eine aus unterschiedlichen Protagonisten abstrakt, sozial und repräsentativ bestehende Tour.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Dauer: ca. 35min.

Ruth Buchanan (*1980 in Neuseeland, lebt in Berlin)
Letzte Einzelausstellungen:
Lying Freely
, Casco, Utrecht (2010); Several Attentions Lying Freely Part III, The Showroom, London (2009); Circular Facts Lying Freely Part II, If I Can't Dance Tonight, Frascati Theatre, Amsterdam (2009)
Gruppenausstellungen in 2010: KUB Arena, Kunsthaus Bregenz; Charming the snake of reason, Enjoy, Wellington; Monumentalism, The Stedelijk Museum, Amsterdam; From Dusk Till Dawn, Van Abbemuseum, Eindhoven.

 

DIE AUSSTELLUNG CRAWL OUT YOUR WINDOW VON KATE NEWBY IST NUR NOCH BIS 07. NOVEMBER ZU SEHEN.

 

 
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