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GaDeWe

Galerie des Westens
Reuterstr. 9 - 17
28217 Bremen
Tel. 0421 - 380 79 90; Fax 0421 - 380 79 99
Di 15 - 19 Uhr, Do 15 - 21 Uhr, Fr 15 - 18 Uhr
http://www.gadewe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

09.09. - 13.10.2000


Andrea Lühmann


In ihrer neuesten Fotoserie präsentiert die Bremer Fotokünstlerin Andrea Lühmann Kopfportraits alter und junger Männer, Frauen und Kinder. Im ersten Moment wirken diese Personen eigenständig, ohne direkten Zusammenhalt. Erst auf den zweiten Blick und bei genauem Hinsehen, entdecken wir etwas in ihren Augen. Obwohl es scheint, als würden uns die meisten der abgebildeten Personen direkt anschauen, treffen sich unsere Blicke nicht. Vielmehr durchdringen uns die Blicke einiger Abgebildeter, jedoch nicht bedrohlich, sondern leer. Die Blicke schauen durch uns durch, als wären wir gar nicht da. Die Portraitierten sind allesamt Blinde mit unterschiedlicher Sozialisation. Einige waren von Geburt an blind, andere erkrankten erst später; ihre Behinderung, das Blindsein, fügt die Abgebildeten unfreiwillig zu einer Gruppe zusammen.

Wie in vorangegangenen künstlerischen Arbeiten von Andrea Lühmann, wie "Fußballerinnen", "Hochzeit" oder "Mein Frisör" formiert sie auch diesmal wieder verschiedenste Menschen der Gesellschaft zu einer Gruppe. In ihrer Serie "blind" geht es ihr nicht nur um die kumulative Vergleichbarkeit von Personen, sondern auch um ihre Wirkung in der Gesellschaft. Einen Frisör, eine Fußball spielende Frau erkennt man nicht sofort als solche und man ordnet diese nicht gleich in eine Gruppe ein. So waren es bisher vornehmlich die Attribute, etwa das Umfeld des Frisiersalons der Serie "Mein Frisör" oder das rote Trikot, sowie die Art der Aufnahme als Brustportrait bei der Serie "Fußballerinnen", die die verschiedenen Menschen zu einer Mannschaft oder Angehörigen einer Berufsgattung werden ließ. Wenn Lühmann in ihrer aktuellen Arbeit allerdings auf solche Attribute und sogar auf die Verwendung von Farbmaterial verzichtet, dann sind die Abgebildeten im ersten Moment "ganz normale" Menschen und gehören erst im zweiten einer Gruppe an. So ergeht es manchem Blinden auch im Alltag. Ohne Blindenhund, Armbinde oder Abzeichen, ohne den weißen Stock sind blinde Menschen nicht sofort als solche erkennbar.

Das Konzept der Künstlerin basiert auf der konsequenten und zufälligen Auswahl von Menschen aus der Gesellschaft, die sie nacheinander, vor zumeist monochromen Hintergrund fotografiert. Der Moment des Fotografierens stellt für Lühmann dabei lediglich den Akt der Umsetzung eines zuvor erdachten Bildes dar, bei dem es auf die Äußerlichkeiten der einzelnen Protagonisten nicht ankommt.

So bietet uns die Fotografin Antworten auf nicht gestellte Fragen. Antworten, die uns bewegen, über daß Gesehene nachzudenken.

Vernissage um 8. September, 20.00 Uhr

 

 

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