german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Bremen
GaDeWeGalerie des Westens
Reuterstr. 9 - 17
28217 Bremen
Tel. 0421 - 380 79 90; Fax 0421 - 380 79 99
Di 15 - 19 Uhr, Mi 10 - 13 Uhr, Do 15 - 21.30 Uhr, Fr 15 - 18 Uhr
http://www.gadewe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
15.1. - 11.2.1999
Marianne TralauÜberschreitungen - Unterstellungen
Rauminstallation
Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung "Uberschreitungen Unterstellungen"
Marianne Tralau lebt und arbeitet in Köln. In den letzten Jahren hat sie mehr und mehr Kontakte in Bremen geknüpft.
Sie selbst hat nicht nur lange eine der wichtigsten Kölner Galerien betrieben, durch die wir ursprünglich ins Gespräch gekommen sind, sondern sie ist selber sehr umtriebig in ihrer eigenen Kunst.
Von einem traditionellen Studium in der zweiten Hälfte der 50er Jahre ausgehend, verlagerte sich ihre künstlerische Tätigkeit von der Textilkunst hin zur Installation, die sie durch Einladungen und auf ihren selbstfinanzierten Reisen in Irland, Rußland, Thailand und den USA plazierte.
Hier: Eine Verspannung des Galerie-Raumes mit Seiler. Nicht wie üblich kann man den Raum durchschreiten, nicht zu den Kunstwerken hingelangen. Eingespannt auf zwei Ebenen und in zwei Richtungen wird der Blick gelenkt, der Raum in unterschiedliche Bereiche geteilt. Es gibt den freien, den einfach und den zweifach verspannten Raum. Es stellt sich eine Ruhe- bzw. eine Zuschauerzone heraus und eine Agitationseben, in der man, will man das Kunstwerk mit Schritten abmessen, sich an Turnstunden erinnert fühlt. Die drei Stühle, die keine große Aufmerksamkeit durch ihr Design erregen, sondern vielmehr durch ihr Eingespanntsein auffallen, erscheinen wie Ruhepole.
In welchem Kontext sich diese Arbeit von Marianne Tralaus befinden, soll in kurz angerissenen Beschreibungen zweier weiterer Arbeiten von ihr aufgezeigt werden:
Ein immer wiederkehrendes Motiv ist zum Trocknen aufgehängte Wäsche, die die Menschen auf der ganzen Welt herstellen und die Marianne Tralau in Fotografien festhält. Diese Wäscheinstallationen spiegelt sie an den verschiedenen Ausstellungsorten mit möglichst ähnlichen Kleidungs- und Wäschestücken in alltagsfernen Räumen wie Galerien oder Museen. Ein immanent wichtiger Gedanke "Die Vermischung von Kunst und Alltag" liegt solchen Arbeiten zugrunde.
Eine weitere, in diesen Kontext gehörende Konzeption Marianne Tralaus konnte sie letztes Jahr in dem Projekt K.ö.n.i.g. im Künstlerhaus Am Deich durchführen. In ihrem dortigen Büro gab sie Anträge für jedermanns Wäsche aus. Es war ein Antrag. Es war ein Antrag auf Unterstützung und Anerkennung zur Kunst für die ganz normale Wäscheinstallation eines jeden Menschen auf dem Balkon, im Garten oder am Haus. Also eine andere Art der Vermischung von Kunst und Alltag: die normale Wäsche eines jeden Haushalts auf der Leine zu Kunst im öffentlichen Raum zu erklären.
Der Grundgedanke ihrer Tätigkeit: sie flechtet Alltag und Kunst in enge Zusammenhänge, womit diese sonst von der Gesellschaft gewünschte deutliche Trennung von ihr aufgehoben bzw. vermischt wird. Ganz in der Tradition Beuys' Ausspruch: "Jeder Mensch ist ein Künstler."
In der Galerie des Westens lenkt sie jetzt nicht nur unsere Gedanken in diese Überschreitungen und Unterstellungen, sondern sie fordert uns auch durch raumstörende Verspannungen auf, uns körperlich in diese Auseinandersetzung mit hineinzubegeben, was der Titel bereits impliziert: Überschreitungen - Unterstellungen.
Mechtild Böger