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Haus Lange und Haus Esters

Wilhelmshofallee 91 - 97
47 800 Krefeld
Di - So 11- 17 Uhr
Die Museen Haus Lange und Haus Esters sind nur während der Ausstellungszeiten geöffnet.
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

13.06. - 03.10. 2004

François-Marie Banier

On the Edge

Museum Haus Lange


Zwischenwelten

Kerstin Kartscher, Mariele Neudecker, Won Ju Lim
Stefan Löffelhardt, Morten Schelde, Miron Schmückle

Museum Haus Esters

 

Francois-Marie Banier: On the Edge
Über viele Jahre hinweg hat der französische Fotograf François-Marie Banier (geb. 1947 in Paris), der vor allem durch Porträts von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens rund um den Globus bekannt geworden ist, ein Thema bearbeitet, das eher am Rande der Öffentlichkeit angesiedelt ist: die Darstellung von Menschen, die in irgendeiner Form aus der Bahn des zivilen Lebens geworfen wurden. Seine Außenseiter - Verrückte, Habenichtse, Obdachlose, Prostituierte, schrullige Typen - beleuchtet er gleichermaßen scharfsichtig und behutsam.
So sehr auch die unterschiedlichen Charaktere in ihren eigenen, vielschichtigen und oft widersprüchlichen sozialen Milieus verhaftet sind: Baniers Kamera findet immer einen Weg, sich ihnen zu nähern, ihre Einzigartigkeit unter Tausenden herauszukristallisieren. Scharfsichtigkeit, das Vermögen, im Banalen das Komische zu entdecken, und die Achtung vor der Menschenwürde gehen dabei Hand in Hand. Bisweilen ist es nur eine Marotte, die den Außenseiter gebiert, bisweilen ein körperliches Gebrechen, ein Schicksalsschlag oder einfach nur das Alter. Aber die Fotografien vermitteln uns auch die komplementäre Erfahrung, nämlich jene Auflehnung gegen alle höhere Gewalt, die notwendig zum Menschsein gehört.
Bei Banier haben fast alle Protagonisten diese Kraft in sich, und sei es auch nur in Form eines stillen Eingeständnisses, dass das Leben weitergeht und dass man mit ihm weitergehen muss ­ komme was wolle. Was die Unverwechselbarkeit dieser Fotografien ausmacht, ist jene prekäre Balance zwischen Stigma und Auflehnung, die in ihnen zum Tragen kommt. Der eigens für die Ausstellung zusammengetragene Zyklus von ca. 65 Fotoarbeiten unterschiedlichen Formats stellt die Frage nach der Conditio humana.

Zur Ausstellung erscheint ein 120 Seiten starker Katalog (Kerber Verlag, deutsch-engl.) mit Texten von Michel Tournier und Martin Hentschel. Ausstellung und Katalog werden großzügig gefördert durch L'ORÉAL

Zwischenwelten
Die Ausstellung führt mit Kerstin Kartscher (geb.1966 in Nürnberg), Mariele Neu-decker (geb.1965 in Düsseldorf), Won Ju Lim (geb. 1968 in Korea), Stefan Löffel-hardt (geb.1959 in Biberach/Riß), Morten Schelde (geb.1972 in Kopenhagen) und Miron Schmückle (geb.1966 in Sibiu/Rumänien) sechs künstlerische Positionen zusammen, die unser Verhältnis zu Natur, Landschaft und Stadt in atmosphärische, poetisch anmutende Bilder übersetzen. Mit vielfältigen Anspielungen auf die Romantik, als einer Zeit tief greifenden gesellschaftspolitischen Umbruchs, thematisieren die Künstlerinnen und Künstler aus subjektiven Blickwinkeln Natur und Urbanität. Denn wie in der Romantik markieren auch heute Natur und Stadt signifikante Pole zeitgenössischer Lebenserfahrung. Ihr Blick ist wie der vieler anderer Künstler der jüngeren Generation zunehmend weniger geprägt von soziologischen Studien, als von weit aus holenden fiktiven Erzählungen, die visuell an der Grenze zwischen exakter Dar-stellung und Abstraktion angesiedelt sind. Die Zeichnungen und Skulpturen der teilnehmenden KünstlerInnen spielen mit Klischees und Romantizismen, reizen Symbole und Metaphern aus und zitieren aus dem kollektiven Reservoire unserer Sehnsuchts- aber auch Angstvorstellungen. Der Ausstellungstitel Zwischenwelten spielt auf Erfahrungsräume zwischen Wirklichkeit, medial vermittelten Bildern und eigenen Vorstellungen an. Dabei geht es keineswegs um neue Formen des Eskapismus, sondern um eine differenzierte Auseinandersetzung mit Wahrnehmung und Erinnerung, mit Wunschdenken und wachem Geschichtsbewusstsein in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Gegebenheiten.
Kerstin Kartschers fein gesponnenen zeichnerischen Landschaften, die in undefi-nierte Paradieswelten führen, setzen sich aus der Perspektive der Frau mit kulturel-len Entfaltungsmöglichkeiten auseinander. Im Gegenzug untersucht Stefan Löffel-hardt in seiner für Haus Esters entworfenen, modellhaften Gletscherlandschaft die männlich geprägten Domänen modernen Denkens. Seine Anspielungen auf Caspar David Friedrich finden ihr Pendant in den Miniaturlandschaften Mariele Neudeckers, die wiederum das Motiv des Fensters ins Spiel bringt. Diese Metapher für die Sicht zwischen Innen und Außen, Wohnraum und Gesellschaft findet gleichsam ihre Fortsetzung in Won Ju Lims phantastischer Großstadtvision, die sich bildhauerisch wie medial vermittelt in einem Raum auftürmt. Morten Schelde hingegen widmet sich in seinen zeichnerischen Erkundungen der Atmosphäre intimer Wohnräume. In solch einem Raum findet in der für Krefeld entstandenen Arbeit eine unheimliche Invasion von Pflanzen statt, die wiederum in Korrespondenz zu Miron Schmückles Orchideenvisionen gestellt werden kann, die als Wandmalerei im realen Raum des Hauses Esters von Expeditionen in unbekannte Landschaften erzählen. Auf vielfältige Weise stellt die Ausstellung auch eine Befragung des utopischen Baugedankens Mies van der Rohes dar.

Es erscheint ein Katalog (Kerber Verlag, deutsch-engl.) mit Texten von Beate Erma-cora. Die Ausstellung wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung des Förderer-kreises Krefelder Kunstmuseen e.V. und Melux Digital Systeme GmbH, Meerbusch.

Einladung zur Pressekonferenz
Freitag, 11. Juni 2004 um 11.30 Uhr, Museum Haus Lange, Krefeld

Ausstellungseröffnungen: Sonntag, 11.30 Uhr Museum Haus Lange und danach Museum Haus Esters

 

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