erman galleries / index cities / index galleries / index artists / index Berlin
 

Haus am Lützowplatz

Fördererkreis Kulturzentrum Berlin e.V.
Lützowplatz 9
10785 Berlin
Tel. 030 - 261 38 05; Fax 030 - 264 47 13
Di - So von 11 - 18 Uhr
Email: office@hausamluetzowplatz-berlin.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

12.11.2000 - 07.01.2001


Georg Netzband (1900-1984)

"Ein wiederentdeckter, verfemter Maler"

Berliner Genremalerei


Karl-Bernhard Netzband (*1933)

Ölbilder und Objekte

 

Georg Netzband gehört zu den Künstlern des 20. Jahrhunderts, die es wieder zu entdecken gilt. Seine Wurzeln hat der Berliner Maler im Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit - er stellte in den 20er Jahren zusammen mit Otto Dix und George Grosz als Mitglied der "Novembergruppe" aus. Als "Chronist des Berliner Lebens" dokumentierte Netzband über Jahrzehnte hinweg die Berliner Gesellschaft. Seine Stadtbilder sind keine Idyllen, sondern zeigen die Härte, aber auch Würde des Menschen in der modernen Massengesellschaft. Sie sprechen den Betrachter durch ihre intensive Farbigkeit, die das Bildgeschehen klar hervortreten läßt, direkt an.

Nicht nur die schillernde Großstadt war Thema seiner expressiven Bilder. Auch der Alltag der kleinen Leute war ihm wichtig. Seine Motive spiegeln diese Vielfalt wieder, von den Schuhverkäuferinnen bei Leiser, den Caféhausszenen im KaDeWe oder im Café Kranzler, den Arbeitern in den Borsigwerken oder dem hektischen Treiben am U-Bahnhof Nollendorfplatz. Ein Gegenpol zum Abbild des bewegten Großstadtlebens sind ruhige Landschaftsbilder, die ebenfalls in dieser Zeit entstanden.

1936 wurde er mit Ausstellungsverbot belegt, malte aber trotzdem weiter und zeigte unerbittlich das wahre Gesicht der NS-Diktatur und des Krieges. Nur einige dieser Werke, vom Künstler sorgfältig versteckt, haben den Krieg überstanden. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kehrte erst 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurück. Eine kleine Werkgruppe der Ausstellung zeigt Netzbands abstrakte Phase zwischen 1955-1966. Es handelt sich um Materialbilder, in denen der Künstler mit Farben und Materialien experimentierte.

In den 60er Jahren knüpfte er an seinen expressiv-figurativen Stil der Vorkriegsjahre an und setzte sich erneut mit den aktuellen Entwicklungen seiner Zeit auseinander. So beschäftigten ihn die Friedensbewegung in Totentanz 78 - Neutronenbombe (1978) ebenso wie der Disco-Hit (1976) und die Frage: Was ist des Deutschen Vaterland (1984). Er gehört damit zu den wenigen Künstlern seiner Generation in Deutschland, die sich nach dem Krieg nicht von politischen Themen abwandten. Statt dessen beobachtete er erneut die Gesellschaft mit scharfem Blick und hielt ihr immer wieder den Spiegel vor. Seine Werke handeln bis zum Schluß von Menschen, die von ihrem selbstgemachten Schicksal bedroht oder sogar zerstört werden, aber auch von denen, die ihre Menschlichkeit bewahren.

Georg Netzbands Engagement als Kunstpädagoge, das ihn schon in dem 20er Jahren zu einem Mitbegründer der Berliner "Schulfann" Scharfenberg in Tegel machte, setzte er nach dem Krieg in Berlin fort. Er hatte als Lehrer und Unterrichtsreformer eine große Ausstrahlungskraft. Nicht zuletzt seinen Sohn Karl-Bernhard Netzband hat er für die Kunst begeistert: Mit seinen surrealistisch-kritischen Werken ist er wie sein Vater ein Beobachter seiner Zeit. Eine kleine Auswahl aus dem OEuvre des Sohnes, sowie einige Skulpturen seiner Frau Lilly Pollack, ebenfälls eine angesehene Künstlerin ihrer Zeit, werden in der Ausstellung zu sehen sein.

Eröffnung: 12. November 2000, 11 - 15 Uhr

Es sprechen: Horst Wagner für den Vorstand und Karl-Bernhard Netzband

Musical: 10.12.2000, 20 Uhr: Heute Abend Lola Blau von Georg Kreisler
mit Marlene Jachmann, am Klavier Hartmut Valenske

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artistsindex Berlin