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Haus am WaldseeArgentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel. 030 - 8091-2234; Fax 030 - 802 20 28
Di - So 12 - 20 Uhr, Führungen So 16 Uhr
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
16.8. - 21.9. 1997
Errópolitical painting
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 15. August, um 20:00 Uhr statt. Der Künstler ist anwesend. Im Anschluß an die Begrüßungen durch den Zehlendorfer Bezirksstadtrat für Bildung und Kultur, Stefan Schlede, sowie die Leiterin des Hauses am Waldsee, Barbara Straka, wird der Initiator der Ausstellung, Dr. Hans Joachim Neyer, Direktor des Wilhelm-Busch-Museums Hannover, sprechen.Am Donnerstag, dem 28. August, um 19:00 Uhr findet ein Vortrag von Barbara Straka statt zum Thema "Wirklichkeit erschlägt Kunst"... Positionen politischer Kunst der 70er bis 90er Jahre vom "political painting" zum "radikalen Aktionismus".
Die Ausstellung "Erró - political painting" im Haus am Waldsee trifft auf eine aktuelle Diskussion über die Wiederkehr des Politischen und die gesellschaftliche Verantwortung der zeitgenössischen Kunst. Sie wurde von der diesjährigen documenta X neu eingebracht und knüpft an den Diskurs um kritische Kunst der 60er und 70er Jahre an, die vom Realismus bis zur kritischen Konzeptkunst die Frage stellt nach der Verantwortung des Künstlers in der Geselichaft, nach den ästhetischen Potentialen politisch engagierter Kunst und ihren Möglichkeiten, Bewußtseinsänderungen auszulösen. Am Beispiel der Erró-Werke aus drei Jahrzehnten kann die Wirksamkeit des "political painting" neu erfahren und diskutiert werden. Im Formenrepertoire seiner ins Heute übersetzten "Historienmalerei" verknüpft Erró jehrhundertüberspannend die dadaistische Methode der Collage und Montage mit Pop Art, Realismus, Comic, Elementen der Alltags- und Jugendkultur und schließlich heutigen Methoden der medialen und digitalisierten Bildverarbeitung zu komplexen Aussagen über Weltbild und Bildwelt Ende des 20. Jahrhunderts.
In konzentrierter Auswahl von 80 Gemälden und Beispielen seiner frühen, selten gezeigten Collagen bietet das Haus am Waldsee einen repräsentativen Werküberblick des 1932 im isländischen Olafsvik unter dem Namen Gudmundur Gudmundsson geborenen Künstlers, der seit 1958 in Paris lebt und seit 1967 mit dem Namen Erró zeichnet.
Ausgehend von den frühen, Mitte der fünfziger Jahre entstandenen Collagen, die sich an den dadaistischen Arbeiten von Hannah Höch und Raoul Hausmann orientieren, umfaßt die Ausstellung die wichtigsten Werkblöcke Errós, von den kritischen "American interiors" der sechziger Jahre, der drastischen Serie "For Robert Crumb" um 1973, den ironischkitschig anmutenden "Tableaux chinois" (1974-79) über die Phase der großformatigen, Weltpolitik kommentierenden Historienbildern (1974-88) bis zu den monumentalen "Scapes" der 90er Jahre, die den Betrachter überwältigen durch eine obsessive Bilderflut aus Comic und Science fiction-Figuren, Karikaturen, politischen Symbolen, kunstgeschichtliche Emblematik und Labels der Konsumwelt.
Erró gißt als Protagonist der narrativen Figuration, ein Stilbegriff, der in Frankreich seit etwa 1965 Tendenzen zwischen New Realism, Pop Art, Neuer Figuration und Kritischem Realismus zusammenfaßt.
Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Wilhelm-Busch-Museum Hannover realisiert und bisher in der Orangerie Schloß Herrenhausen Hannover, dem Aktionsforum Praterinsel München und der Galerie der Stadt Kornwestheim gezeigt. Im Anschluß an die Station im Haus am Waldsee wird die Ausstellung unter anderem in Belgrad, Budapest, Bratisiava und Oberhausen zu sehen sein.
Zur Ausstellung liegt ein Katalog vor mit Beiträgen von Erró, Hans Joachim Neyer und Gunnar B. Kvaran zum Preis von DM 38.- erschienen 1996 im HatjeVerlag, Stuttgart (Buchhandelspreis: DM 48.-).
Stefan Schlede
Bezirksstadtrat für Bildung und KulturBarbara Strjkta
Haus am Waldsee