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Heidelberger Kunstverein
Hauptstraße 97
69117 Heidelberg
Tel. 06221 - 18 40 86, Fax 16 41 62
Di, Do, Sa, So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr,
Fr 11-22 Uhr sowie für Gruppen nach tel. Vereinbarung
hdkv@hdkv.de
www.hdkv.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
10.07. - 22.08. 2010
Mein Essen
Über das Essen ist viel geforscht und geschrieben worden. Häufig wird die lebensnotwendige Handlung in Anlehnung an individuelle Charaktereigenschaften, Überzeugungen und kulturelle
Hintergründe interpretiert. Essen selbst ist in privilegierten Kreisen zu einem Kultthema geworden, dass nicht zuletzt mit Ferran Adrià in einer der wichtigsten Kunstausstellungen Einzug gehalten hat.
Vier Positionen widmen sich vom 10. Juli bis 22. August in der kleinen Gruppenausstellung "Mein Essen" im Studio des Heidelberger Kunstvereins kulturell geprägten Nebenschauplätzen des Essens. Die zusammengeführten Künstler vereint, dass sie nicht nach "kreativen" Rezepten suchen, sondern physiologische Auswirkungen, ökonomische Bedingungen oder kulturästhetische Dimensionen von Essen überprüfen. Für seinen sechsmonatigen Aufenthalt in New York setzte sich der französische Künstler Gaël Peltier das Ziel, sein Gewicht um 36 Kilogramm zu erhöhen. Doch täglich mehr zu essen reichte nicht aus, um das ehrgeizige Projekt zu verwirklichen. In kurzen täglichen Videoblogs und Performances dokumentiert er die verlangsamten Bewegungen, die erforderlich waren, um die zusätzlichen Kalorien nicht sofort zu verbrennen. Der Brite Heath Bunting dagegen ernährte sich 12 Monate in der Stadt
Bristol von wild wachsenden Früchten, Pflanzen und frei lebenden Tieren. Alle Apfelbäume, chinesischen Stachelbeeren und Ringeltauben sowie 1419 andere, frei zugängliche Nahrungsmittel hat er mit Kayle Brandon in einer bis heute fortgeführten Karte eingetragen. Auch die Künstlergruppe
Superflex beschäftigte sich mit den Strukturen, welche die Verteilung und den Konsum von Essen kontrollieren. Das dänische Kollektiv hat eine einfache Rezeptur für Freibier entwickelt, deren verschiedene Versionen im Internet zugänglich sind. Während das Bier von den Besuchern kostenlos
konsumiert werden kann, ist das Speiseeis, um das es im Video von Tim Etchells geht, nur als Bild und Ton zu erfahren. 2008 entwickelte der Künstler mit einem italienischen Eismacher im Rahmen der Manifesta vier Eissorten, mit denen in der Kunsttheorie gängige Begriffe wie "Archiv" oder "Körper" geschmacklich nachgebildet wurden. Etchells parodiert ein um sich selbst kreisendes kunsttheoretisches Universum, dem seine Stofflichkeit abhanden gekommen ist.