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Karl Ernst Osthaus-MuseumHochstraße 73
58042 Hagen
Tel. 02331 - 207 31 38 Fax 02331 - 207 31 31
Di - So 11 - 18 Uhr, Do 11 - 20 Uhr, Mo geschlossen
keom@platon.ha.eunet.de
http://www.keom.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
26.11.2000 - 04.03.2001
Sanford WurmfeldDas Cyclorama - ein nicht gegenständliches Panoramagemälde
Sanford Wurmfelds Gemälde zielen auf ein Phänomen, das allein der unmittelbaren Anschauung zugänglich ist: Farbe wie Licht, als Erscheinung im Raum, als immaterielle Qualität erlebbar zu machen. Wurmfelds Gemälde ermöglichen ein reines Anschauungserlebnis der Farbe. Sie bringen Farbe in einer Form hervor, wie sie ansonsten nur als Naturereignis erlebt werden kann.Diese spezifische Erscheinungsform der Farbe wurde vom Farbtheoretiker David Katz (1911) als 'Flächenfarbe' bezeichnet und als eine Farbe definiert, die als locker strukturierte oder diaphane, zweidimensionale und frontparallele Fläche im Raum erscheint, ohne auf eine Oberfläche, eine Form, ein Objekt oder ein Volumen bezogen werden zu können. Sie ist eine Farbe, die nicht, wie Oberflächenfarben, gemalt, wohl aber durch Malerei erzeugt werden kann, ausschließlich als Erscheinung auftritt und nur als Wahrnehmungsphänomen existiert (also auch nicht reproduziert werden kann). Natürliche Beispiele für Flächenfarben sind die Spektralfarben, das Blau des Himmels oder das Augengrau, das man bei geschlossenen Lidern sieht. Als sogenannte Luftperspektive beispielsweise in Bildern der Renaissance oder Claude Lorrains dargestellt, wird sie in Gemälden von William Turner oder der 'Amerikanischen Luministen' ausdrücklich thematisiert. In besonderer Weise ist die Hervorbringung der Flächenfarbe aber ein Ziel der Pointillisten, und hier vor allem der wissenschaftlich fundierten Malerei Georges Seurats gewesen.
Seurats wissenschaftlich fundierte Malweise ist einer der Ausgangspunkte für Wurmfelds Malerei, die man - aus dieser Perspektive gesehen - als eine Systematisierung und Radikalisierung des Pointillismus auffassen mag; doch sind Wurmfelds Gemälde ohne jede Gegenstandsreferenz und lassen sich auch nicht einer abstrakten Malerei, wie etwa der von Mondrian, zurechnen: Wurmfelds Auffassung vom Bild steht vielmehr eindeutig in der Tradition der nicht-gegenständlichen Kunst amerikanischer Prägung, gibt ihr aber durch die Reflexion der luministischen Malerei und die intensive Beschäftigung mit der Theorie der Farbe eine neue Wendung.
Die Ausstellung im Karl Ernst Osthaus-Museum zeigt nur ein Bild: ein Rundgemälde mit einer Höhe von ca. 2,30 und einem Durchmesser von 9 Metern, das wie ein Panoramagemälde von der Mitte des Raums, den es umschließt, über eine Treppe erreicht und von einer bis an die Leinwand reichenden Plattform aus betrachtet werden kann. Mit dem Cyclorama nimmt Wurmfeld Bezug auf die Panoramagemälde des 19. Jahrhunderts, doch ist das Cyclorama nicht, wie diese, als ein Illusionsapparat konzipiert. Das Cyclorama ist vielmehr, ganz im Gegenteil, ein 'Apparat', der einen Aspekt der Wirklichkeit, die Wirklichkeit des farbigen Lichts im Modus der Flächenfarbe hervorbringt und erfahrbar macht. Das Cyclorama nutzt die Form des geschlossenen Rundgemäldes und die Idee einer ganz auf den Betrachter konzentrierten Malerei, um die Erfahrung der Flächenfarbe von ihrem akzidentellen Charakter zu befreien und als substantielle Erfahrung erlebbar zu machen: Als Rundumgemälde, als Gemälde ohne Anfang und Ende, und als Gemälde mit einer durchgehend einheitlichen Struktur ermöglicht das Cyclorama ein totales, gewissermaßen absolutes Erlebnis der Farbe: Im Cyclorama wird Farbe als ein autonomer Aspekt der Wirklichkeit etabliert, haben wir es nicht mit einer virtual reality sondern einer real virtuality zu tun.
Die Ausstellung entstand eine transatlantische Koproduktion zwischen dem Künstler und dem Karl Ernst Osthaus-Museum, die in jeder Hinsicht eine Premiere sein wird: Es ist das erste Mal, das ein nicht-gegenständliches Panoramagemälde in diesen Dimensionen hergestellt wurde und gezeigt werden kann.
Katalog
Eröffnung: 25.11.2000, 17 Uhr
Es spricht Prof. Klaus Honnef, Bonn