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Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Dr.-Johann-Maier-Str. 5
93049 Regensburg
Tel. 0941 - 297140, Fax 2971433
Di - So 10 - 17 Uhr, Do bis 20 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
5.12.99 - 19.1.2000
Pro Lidice 1967-1997. 52 Künstler aus Deutschland
Geschichte
Am 9. Juni 1942 zählte das Dorf Lidice, 20 km westlich von Prag bei der Industriestadt Kladno gelegen, 102 Familienhäuser mit 493 Einwohnern. Das Leben und auch die Struktur der Gemeinde war der anderer tschechischer Dörfer ähnlich. Die Männer arbeiteten meist in den Stahlwerken und Kohlebergwerken im 7 km entfernten Kladno, die Frauen sorgten für den Haushalt und halfen bei Feldarbeiten aus. Es gab 14 Höfe, eine Mühle, drei Lebensmittelläden, drei Wirtshäuser, zwei Metzgereien und die Kirche des Dorfes. Am Abend des 9. Juni umstellten deutsche SS-Truppen das Dorf, da dort Beteiligte bei dem Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, vermutet wurden. Die Frauen und Kinder des Dorfes wurden verschleppt, die Männer am darauf folgenden Tag erschossen. Von den 195 Frauen wurden 52 im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet. 98 Kinder wurden zur Eindeutschung in SS-Lager deportiert, 88 von ihnen vermutlich ermordet. Der Ort Lidice wurde in Brand gesteckt, gesprengt und schließlich durch Züge des Reichsarbeitsdienstes eingeebnet, um die Gemeinde vollständig von der Landkarte zu tilgen.
Initiativen
Bereits unmittelbar nach diesen Verbrechen entstanden überall auf der Welt Initiativen, um Lidice nicht dem Vergessen zu überantworten. Schon am 14. Juli 1942 beschloß der Ort Stern Park Gardens im Staat Illinois, sich in Lidice umzubenennen. Orte und Städte in Mexiko, Brasilien, Venezuela, auf Kuba, in Israel und Südafrika folgten. In Großbritannien entstand am 6. September 1942 aus der Initiative der Bergleute des Bezirks Staffordshire die Bewegung "Lidice shall live"- Lidice, das nie Ort des Widerstands war, wurde weltweit zum Symbol für den Widerstand.
Kunstsammlung und Ausstellung
1967 entstand die Idee, bei der Gedenkstätte an der Stelle des ehemaligen Dorfes Lidice und in der Nähe des 1947 in einer Entfernung von 300 Metern neu gegründeten Ortes ein Kunstmuseum zu errichten. Dem Aufruf des Vorsitzenden des internationalen Lidice-Komitees, Sir Barnett Stross, Kunstwerke zu stiften, folgten hunderte von Künstlern in der ganzen Welt. In Deutschland organisierte der Berliner Galerist René Block für seine Galerie eine Ausstellung "Hommage à Lidice", die als Geschenk für das in Planung befindliche Museum bestimmt war. Insgesamt beteiligten sich 21 Kiinstler an der Aktion. Neben Joseph Beuys, Diter Rot, Wolf Vostell, Güther Uecker oder Gotthard Graubner waren dies u.a. die damals noch jungen und kaum beachteten Maler Palermo, Sigmar Polke, Gerhard Richter, KP Brehmer, KH Hödike und Jörg Immendorf. Die Kunstwerke, im Juli 1968 nach Prag transportiert und dort ausgestellt, galten - bedingt durch das Chaos nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts im Sommer 1968 - lange Zeit als verschollen. Erst im Frühjahr 1996 wurden sie auf Schloß Nelahazeves in der Nähe von Prag wiederentdeckt. Die Werke dieser Ausstellung von 1967 sind im Kuppelsaal des Museums Ostdeutsche Galerie zu sehen.
Eine für die Ausstellung "Deutschlandbilder" in Berlin im September 1997 geplante Rekonstruktion der Ausstellung von 1967 und der Wunsch des Tschechischen Museums der Schönen Künste in Prag, diese Werke im Frühjahr 1997 in der tschechischen Hauptstadt zu zeigen, veranlaßten René Block, inzxvischen Kurator am Museum Fridericianum in Kassel, das Geschenk für das ·veiterhin geplante Kunstmuseum für Lidice zu aktualisieren. Es entstand das Folgeprojekt "Pro Lidice", bei dem 31 Künstlerinnen und Künstler, unter ihnen Anna und Bernhard Blume, Bogomir Ecker, Maria Eichhorn, Katharina Fritsch, Imi Knoebel, Klaus Mettig, Katharina Sieverdin und Rosemarie Trockel, die junge Kunstszene Deutschlands mit repräsentativen Werken vertreten. Einige der Arbeiten nehmen direkt auf Lidice Bezug. Die Kunstwerke, die der Gemeinde Lidice gehören, werden vom Museum der Schönen Künste in Prag betreut. Die Kunstwerke der zweiten Kampagne von 1997 sind im Ausstellungssaal und im Graphiksaal des Museums zu sehen.
Fotodokumentation
Die Fotodokumentation "Wir suchen die Kinder von Lidice", die im Foyer ausgestellt ist, wurde von der Botschaft der Tschechischen Republik bei Kerstin Schicha und Frank Metzing in Berlin in Auftrag gegeben. Am Eröffnungstag findet um 15 Uhr ein Vortrag dieser beiden Autoren statt. Die neuesten historischen Fotodokumente von der Einebnung des Ortes Lidice durch den Reichsarbeitsdienst, die im Gang zum Graphiksaal zu sehen sind, stellten die Kunstsammlungen Gera zur Verfügung. In der Ausstellung ist außerdem der Dokumentarfilm der Gedenkstätte Lidice zu sehen.
Eröffnung der Ausstellung am 5.12.1999 um 11 Uhr
Begrüßung: Dr. Axel Feuß, Wissenschaftlicher Direktor
Grußworte: Hans Schaidinger, Oberbürgermeister der Stadt Regensburg
Vaclav Zelenk, Bürgermeister der Gemeinde Lidice
Einführung: René Block, Museum Fridericianum, Kassel
Eröffnung: Jan Sechter, Kulturattaché der Botschaft der Tschechischen Republik, Berlin
Vortrag - 15 Uhr
Frank Metzing und Kerstin Schicha, Berlin
"Wir suchen die Kinder von Lidice"
Der Versuch der Aufklärung eines NS-Verbrechens 50 Jahre nach der Tat