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Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Dr.-Johann-Maier-Str. 5
93049 Regensburg
Tel. 0941 - 297140, Fax 2971433
Di - So 10 - 17 Uhr, Do bis 20 Uhr
www.kunstforum.net
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
06.07. - 03.09.2000
Emö SimonyiPapierskulpturen
In der Reihe "Aktuelle Tendenzen" zeigt das Museum die neuesten Werke der ungarischen Künstlerin Emö Simonyi, die zwischen 1961-67 an der Kunstakademie Budapest Malerei und Grafik studierte und seit Anfang der 70er Jahre in Deutschland als freischaffende Künstlerin tätig ist. Seit1993 hat Simonyi einen Lehrauftrag an der Münchner Kunstakademie im Fach Anatomie für Künstler" inne. Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin präsentiert im Kuppelsaal des Museums zwölf ihrer aktuellen großformatigen Papierskulpturen, vornehmlich archaisch anmutende Figuren in expressiver Farbgestik mit männlichen und weiblichen Attributen vitaler und morbider Geschlechtlichkeit. Malerei bedeutet für Emö Simony weniger Darstellen als vielmehr in Besitz nehmen. Deshalb, sagt sie, liebt sie Francis Bacon so sehr, weil er um die Körper in seinen Bildern "herum gemalt hat". Entsprechend seinem großen Vorbild Pablo Picasso wählte er bei seinen Portraits die Vielansichtigkeit, deren notwendige Verschiebung der Form auch eine der formalen Grundlagen der Künstlerin Emö Simonyi ist. Ihre barockhaft reichen, intensiv dynamischen, lebhaften figurativen Gemälde haben sich in den letzten Jahren in Skulpturen verwandelt, deren Körperteile auf zusammenfaltbare Pappkartons gemalt sind. Bei den über 3 m hohen Papierplastiken handelt es sich um modernes Recycling-Material, im kubischen Urzustand belassene Kartonagen, übereinander gestapelt und im Sinne einer umgehbaren Bildoberfläche rundherum bemalt. Während auf der einen Seite die Anatomie durch Rundungen und biomorphe Ausbuchtungen unterstützt wird, verzichtet die Malerei gelegentlich auf die Modellierung der Formen durch Hell-Dunkel und setzt statt dessen eine Zeichnung auf die Körperoberfläche, die beinahe karikaturenhaft Dreidimensionalität erzeugt. Groteske Verzerrung und schrille Farbigkeit treffen aufeinander. Der gestische Pinselduktus widersetzt sich jeglicher Systematik oder berechenbarer Konstruktion. Die Papiersäulen erinnern in ihrer Gesamterscheinung an totemhafte Kultfiguren, an ägyptische Stand- und Sitzfiguren oder an griechische Kuroi. Beschränkt man sich bei der Betrachtung auf ein Detail, das Gesicht nämlich, läßt sich auch eine Verbindung zur afrikanischen Plastik und ihrer Wiederaufnahme durch die Kunst der Klassischen Moderne feststellen. Simonyis farbige Figuren verlieren aber dort ihre Würde und Stärke herkömmlicher Idole und Heroen, wo die verletzbare Epidermis ihrer zur Schau gestellten Nacktheit, die sich mitunter als fragil und morbide erweist, auf die existentielle Bedrohung und Ängste der Menschen an sich angespielt wird.
Die Vernissage findet am Donnerstag, dem 06.07., um 19.00 Uhr, in Anwesenheit der Künstlerin und unter den Klängen der Jazzvioline von Marcus Woelfle (München) statt. Einführende Worte spricht Dr. Gerhard Leistner.
Zur Ausstellung erscheint ein Plakatprospekt. Außerdem liegt an der Kasse ein aktueller, viersprachiger Katalog von 132 S. mit 54 Farb- und 12 s/w-Abbildungen für DM 29.- auf.