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Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

Lichtentaler Allee 8 A
76530 Baden-Baden
Tel. 07221 - 30076-3; Fax 07221 - 385 90
täglich außer Mo 11 - 18 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr
info@kunsthalle-baden-baden.de
www.kunsthalle-baden-baden.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition

 

14.02. - 18.04.2004

MULTIPLE RÄUME (1):

SEELE - Konstruktionen des Innerlichen in der Kunst


Teil 1 der Trilogie "Multiple Räume - Seele, Park, Film"

in Kooperation mit SWR 2 Radio und der Kunstakademie Düsseldorf

Eine Seele, soviel scheint klar zu sein, hat jeder. Aber wie sieht sie aus? Was ist überhaupt eine Seele? Können Tiere, können Dinge eine Seele haben? Sich ein Bild von der Seele zu machen, ist - genau betrachtet - immer auch ein künstlerischer Vorgang. Die individuelle Seele ist immer ein Innenentwurf. Insofern ist jede Introspektion auch Projektion. Alle Bemühungen, sich die menschliche Seele vorzustellen, setzen unbeabsichtigt und unausweichlich künstlerische Abbild- und Imaginationstechniken voraus.

Ideengeschichtlich scheinen religiöser Glaube, Theologie, Philosophie, ja selbst Psychologie nacheinander ihre thematische Zuständigkeit für die Seele verloren zu haben. Zwar werden Aspekte des psychischen Innenlebens heute konkreter gefasst und präziser beschrieben, aber die Seele wird immer mehr zu einem Rest, von dem wir - gemessen an der Vielfalt und der Gewissheit vergangener Jahrhunderte - wenig alltagstaugliches Erfahrungswissen haben, weil wir mit immer stärker ausdifferenziertem Fachwissen konfrontiert sind. Die Seele bleibt trotz und gerade aufgrund vermehrter rationaler Seelenkunde unverfügbar und damit umso mehr ein wichtiges und folgenreiches Thema für die Kunst.

Die Ausstellung konzentriert sich auf wesentliche Positionen des 20. Jahrhunderts und der letzten Jahre, welche schlaglichtartig die vielfältige Auseinandersetzung mit dem menschlichen Innenraum erhellen: die symbolistischen und expressionistischen Reflexionen des Jenseitsverlusts; die surrealistische Rezeption der Werke Sigmund Freuds; die frühen fotografischen Versuche, dem Seelischen beweishaft auf die Spur zu kommen; die existenzialistischen, schamanischen und privatmythologischen Ansätze einer Rückgewinnung seelischer Bezugspunkte in den 50er, 60er und 70er Jahren, schließlich die psychoanalytisch informierten und desillusionierten Werke einer um neue Sinnstiftung bemühten oder auch ironischen Gegenwartskunst.

Auge, Mimik und Gestik werden in ihrer Aussagefähigkeit als Spiegel der Seele und Träger persönlicher Identität bildlich befragt. Andere künstlerische Strategien zielen auf die vielfältigen, meist vagen Manifestationen des Innenlebens und deren kreative Impulse: auf Traum, Vision und Phantasie. In Grenzerfahrungen der Ekstase und Trance vollziehen Künstler den expressiven Austritt des Inneren aus rationaler und ästhetischer Kontrolle.

Zur Vorstellung des Unfassbaren bedienten sich Künstler immer wieder räumlicher Metaphern. Sie konstruieren einerseits Ansichten der geistigen Welt im Inneren des Menschen, seelische Topografien. Andererseits projizieren sie das Innerliche auf die äußere Natur (Seelenlandschaft), auf Interieurs oder Dinge, denen als beseelten ein phantastisches Eigenleben zukommt. In der Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt sich jedoch, wie sich die Verbildlichung des Seelischen von Orientierungsfragen im (Innen-)Räumlichen zu Überlebensfragen im Zeitlichen hin veränderte. Wie kann sich das Ich aufrecht erhalten in den Wechselfällen beschleunigter Lebens- und Arbeitsvollzüge? Das räumlich vorgestellte Labyrinth der Seele wird zu einer zeitlichen Verlaufsform, zum roten Faden der Identität, der nicht abreißen darf.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler sind: Georg Baselitz, Joseph Beuys, Holger Bunk, Salvador Dalí, Louis Darget, James Ensor, Max Ernst, Douglas Gordon, Dan Graham, William Hope, Asger Jorn, W.M. Keeler, Martin Kippenberger, Max Klinger, Hilma af Klint, Alexej Koschkarow, Duane Michals, Henri Michaux, Edvard Munch, Richard Oelze, Uwe Oldenburg, Tony Oursler, Nam June Paik, Sigmar Polke, Odilon Redon, Thomas Ruff, August Sander, Gregor Schneider, Albert von Schrenck-Notzing, Thomas Schütte, Ulrike Siecaup, Rudolf Steiner, Sam Taylor-Wood, Richard Tuttle, Bill Viola, Jeff Wall, Andrea Zittel, Unica Zürn.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Essays von Johannes Bilstein, Heike Behrend, Micha Brumlik, Susanne Hahn, Friedrich Wolfram Heubach, Thomas Macho, Rudolf Thiessen sowie Texten zu Künstlern und Exponaten von Fritz Emslander, Nicole Fritz, Viola Grohe, Jörg Katerndahl, Rainald Schumacher, Dirk Teuber und Matthias Winzen (Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg; ¤ 18).

Ausstellungseröffnung: Freitag, 13.02.2004, 19 Uhr

Pressekonferenz: Freitag, 13.02.2004, 11 Uhr

Samstag, 28. Februar 2004

SYMPOSIUM, MULTIPLE RÄUME (2): "PARK"

 

 

Mittwoch, 10. Dezember 2003, 19 Uhr

"Bildnerei von Schizophrenen" - Entdeckung oder Konstrukt? (Ursachen der Kunst, Teil 6)

Jörg Katerndahl, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

In Zusammenarbeit mit der VHS Baden-Baden

Die Frage, ob eine spezifische "Bildnerei von Schizophrenen" existiert, ist bis heute umstritten. Spätestens seit den Publikationen von Walter Morgenthaler und Hans Prinzhorn, 1921/22, faszinierte das Thema schnell und nachhaltig bis heute zahlreiche Autoren unterschiedlichster Fachrichtungen. Vielleicht gerade auch durch seine konstruierten Eigenschaften bot es sich immer wieder als dienstbare Argumentationshilfe bei den mit unterschiedlichen Zielsetzungen geführten Diskussionen über die Bewertung neuer Kunstentwicklungen und die gesellschaftliche Stellung psychiatrischer Patienten an.

Jörg Katerndahl, geb. 1966, studierte Kunstgeschichte, Psychologie und Philosophie in Marburg und Frankfurt/Main. 1998-2000 Stipendiat des Graduiertenkollegs "Psychische Energien bildender Kunst", Universität Frankfurt/Main. Dissertation "'Bildnerei von Schizophrenen - Zur Problematik der Beziehungssetzung von 'Psyche' und 'Kunst' im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts". Seit Mai 2002 Volontär an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.

 

Mittwoch, 17. Dezember 2003, 19 Uhr

Un-heimlich : Gleich-gültig - Vom Fluidum der Farbe

Stefan Ettlinger im Gespräch mit Dr. Matthias Winzen

In Zusammenarbeit mit der VHS Baden-Baden

Stefan Ettlingers malerischer Produktionsprozess gründet im Zappen durch die unerschöpfliche Bilderspringflut der Fernsehkanäle. Der Schein der Massenmedien entzieht der Realität einmal mehr ihre Gewissheit, die zu einer malerischen Synthese des Unheimlichen geführt wird. Durch Brüche, Zäsuren, Montagen, Implantate und Perspektivwechsel hebt Ettlinger den einheitlichen Erzählduktus der Bilder auf. Menschen, Häuser, Strandszenen, Märklinstraßenbahnen und Ufos geraten zu rätselhaften Panoramen des nicht wirklich Fassbaren. Das Gespräch mit Stefan Ettlinger, der auch Musiker, Video- und Animationsfilmer ist und sich in Texten äußert, wird um den vitalen Ort der immer wieder totgesagten, und doch ungemein sinnlichen und quicklebendigen Malerei kreisen.

Stefan Ettlinger, geb. 1958, hat von 1980 bis 1988 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf studiert und war Meisterschüler bei Alfonso Hüppi. 2000 Stipendium Schloss Balmoral, Bad Ems; 2001 Stiftung Kunstfonds. Lebt in Düsseldorf.

 

Samstag, 20. Dezember 2003, 19 Uhr

Was Warmes für den Winter

In den 80er Jahren elektrisierte die Künstlergruppe "Anarchistische Gummizelle" mit ihren dadaistisch-skurrilen Aktionen das Düsseldorfer Kulturleben. Kurz vor Weihnachten lassen die Mitglieder Stefan Ettlinger, Heinz Hausmann, Ulrich Sappok und Otto Müller die legendären Zeiten wiederaufleben. Fürs Baden-Badener Publikum und richten sie eine Weihnachtsfeier aus. Mit Dekoration, Weihnachtsliedern und einer Geschenkaktion sorgen sie für vorweihnachtliche Stimmung ­ Anarchie garantiert.

 

 

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