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Kunsthalle Dominikanerkirche

Rißmüllerplatz
49076 Osnabrück
Tel. 0541 - 323 2190; Fax 0541 - 323 - 2707
Di - Do, Sa und So 11 - 18 Uhr, Fr 11 - 20 Uhr
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

bis 20.05.2002


Martin Lichtenberg

Zeichnungen


Am 15. März 2002 verstarb der Osnabrücker Zeichner Martin Lichtenberg.
Die Kunsthalle Dominikanerkirche zeigt anlässlich seines Todes seit dem 21. März eine kleine Auswahl von Zeichnungen des Künstlers. Die Ausstellung ist bis zum 20. Mai verlängert worden.

Die Auseinandersetzung mit der konkreten Wirklichkeit bestimmt von Anfang an die Motivwelt - Porträts, Landschaften, Tierbilder - des gebürtigen Osnabrücker. Bereits mit 17 Jahren wurde Martin Lichtenberg in die Heil- und Pflegeanstalt am Gertrudenberg eingewiesen. Die Krankheit - eine erbbedingte manische Psychose - sollte ihn in den Folgejahren immer wieder in mentale Krisen stürzen. Der Skizzenblock aber wurde das selbstgewählte Mittel, mit dem sich der Künstler gegen die tückische Krankheit wehrte. In der zeichnerischen Konzentration suchte er ihr Kraft entgegenzusetzen.

Lichtenberg konzentrierte sich künstlerisch auf die Menschen seines engeren Lebenskreises. Seinen spontan-skizzenhaften Stil formte er durch Kunstkurse bei Walter Hobein aus, dessen allerdings nur kurzzeitig aktive "Werkschule für Laienschaffen" er in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre besuchte. Dass in Lichtenbergs Zeichnungen dieser Zeit zum Ausdruck gebrachte Interesse an der Physiognomik seiner Modelle und die spürbare Konzentration auf das Innenbild des Menschen hat ihre Wurzeln in den Anleitungen durch Hobein, dem das ethische Element immer ein besonderes Anliegen war.

Die eindringlichsten Skizzen Lichtenberg zeichnen den Menschen als in sich zurückgezogene Figur. Lichtenberg brachte seine persönlichen Erfahrungen ein, wenn er während der eigenen stationären Aufenthalte Patienten im Landeskrankenhaus skizzierte und die bedrückende Atmosphäre der Anstalt widerspiegelte.

Allerdings wäre es falsch, Lichtenberg als psychotischen Künstler oder als Außenseiter zu charakterisieren. Einerseits war Lichtenberg ein Künstler, der sich spürbar für das Schicksal seines Gegenüber interessierte. Andererseits wird aber auch deutlich, dass er sich nicht mit den geistes- oder gemütskranken Patienten gleichsetzen wollte. Die Zeichnung war ihm ein Mittel, die Distanz zu wahren. Lichtenbergs Bemühen, ein kühler, nüchterner und sachlicher Beobachter zu bleiben, ist geradezu auffällig. Aber ohnehin schienen ihn - das zeigen die Bilder - die Patienten in den Warte- und Anstaltsräumen der Nerven-Heilanstalt nicht wahrzunehmen.

Schicksalsergebenheit, Verlassenheit, Einsamkeit, Leid und Weltabgewandtheit, Hoffnungslosigkeit und Resignation sprechen aus den Porträts der wenigen heute noch bekannten Blätter Lichtenbergs.

Lichtenberg dramatisiert und polemisiert die Situationen in den Nervenanstalten nicht, obwohl er selbst besonders in den manisch-depressiven Phasen extremen Leiderfahrungen ausgesetzt ist. In den Arbeiten, die seine Schwester Margrit Lichtenberg aufbewahrt hat, gibt es weder offensichtliche kritische Anspielungen auf die problematischen Zustände jener Zeit in den Anstalten noch auf die für viele Patienten folgenschweren Behandlungsmethoden. "Was damals mit den psychisch kranken Menschen gemacht wurde, war eine Katastrophe. Die Ärzte hatten überhaupt kein Gefühl für die Patienten. Das muss ich leider aus eigener Erfahrung sagen. Für die, die sich nicht mehr wehren konnten, war es ganz schlimm. Es ging wohl immer nur darum, sie ruhig zu stellen", sagte die Schwester des Künstlers.

Die Kunsthalle Dominikanerkirche kaufte noch im März dieses Jahres, zwei Wochen vor dem plötzlichen Tod Lichtenbergs, zehn Porträts und Skizzen von Margrit Lichtenberg für ein Porträtprojekt an. Darunter ist eine Karikatur, die Lichtenberg 1946 von Walter Hobein angefertigt hat. Diese Arbeiten werden in einer Vitrine im Foyer der Kunsthalle gezeigt.

 

 

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