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Kunsthalle Düsseldorf

Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 - 89 962 43; Fax 0211 - 89 291 68
Di - Sa 12 - 19 Uhr; Sonn- und Feiertage 11 - 18 Uhr
mail@kunsthalle-duesseldorf.de
www.kunsthalle-duesseldorf.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

19.10. 2013 - 05.01. 2014

André Thomkins

Eternal Network

André Thomkins (*1930 in Luzern, Ý1985 in Berlin) war einer der innovativsten und vielseitigsten Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere in den 1960er Jahren rat er mit kreativen künstlerischen Experimenten hervor, wobei die Anfänge dieser Praxis bis in
die Mitte der 1950er Jahre zurückreichen. Die Kunsthalle Düsseldorf richtet einem zentralen Künstlerder Nachkriegszeit eine Werkschau aus, der mehr als 20 Jahre seines Lebens im Rheinland verbrachteund in den 1970er Jahren als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf lehrte. Mit Düsseldorf war

Thomkins eng verbunden: Unter anderem schuf er hier Arbeiten wie die berühmten Palindrom-Schilder für Spoerris Eat Art Galerie am Burgplatz, stellte 1969 gemeinsam mit seinen Schweizer Freunden Spoerri, Karl Gerstner und Dieter Roth in der Kunsthalle aus und hatte dort 1978 mit einer Einzelausstellung einen prominenten Auftritt. Trotz seiner vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten wurde Thomkins vor allem als Zeichner geschätzt und wahrgenommen, während seine experimentelle Praxis im Hintergrund stand. Erst vor kurzem erfolgte im Kontext neuer künstlerischer Strategien und insbesondere durch seine Werkgruppe der Lackskins eine Wiederentdeckung des zweifachen documenta-Teilnehmers (5/1972 und 6/1977).
Alltägliche Materialien wie Gummi, Illustriertenfotos und -papier, Lebensmittel und Fundstücke prägen sein Werk ebenso wie tradierte künstlerische Mittel und Techniken. Aus Experimenten mit diesen unterschiedlichen Materialien entstanden seine humorvoll-fantastischen Werke von gedanklicher Tiefe und spielerisch-assoziativer Qualität ­ thematisch verschlungen und überraschend.
Diese umfassende Retrospektive, die im Anschluss an das Kunstmuseum Liechtenstein in der Kunsthalle Düsseldorf gezeigt wird, stellt sein Werk neu vor. André Thomkins. Eternal Network zeigt die große Bedeutung des Experimentators Thomkins und setzt seine technischen und formalen
Neuentwicklungen in ein gleichwertiges Verhältnis zu dem ungleich bekannteren zeichnerischen Werk. Hierzu gehören die bild- und wortkünstlerischen Arbeiten ebenso wie Objekte und musikalische Versuche. Auch werden erstmals zwei wichtige Werke, die in und für Aktionen
entstanden sind, zusammengeführt, darunter die 1969 vor der Kunsthalle Düsseldorf entstandene Wohnungsentwöhnung. Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung zahlreiche Arbeiten aus dem Nachlass, die bislang kaum oder noch nie zu sehen waren. Erstmals wird es so möglich, das Werk von André Thomkins in seiner ganzen Breite und Vielfalt zu erfahren.

Die Ausstellung ist eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, das seit 2002 den umfassenden Nachlass des Künstlers systematisch aufarbeitet, in Kooperation mit der Kunsthalle Düsseldorf und dem Bruseum, Universalmuseum Joanneum Graz. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog im Kerber Verlag erschienen mit Beiträgen von W. Dörstel, E. Gomringer, G. Jansen, S. Kunz, F. Malsch, B. Räderscheidt, D. Streckel sowie mit einem Gespräch zwischen F. Malsch und H. Molderings. 408 Seiten, mit Farbabbildungen aller ausgestellten
Werke. Preis: 40 Euro.

 

16.11. 2013 - 26.01. 2014

Sugar

Positionen aus der Klasse Prof. Katharina Fritsch

Ein blauer Hahn beherrscht in diesen Tagen den Trafalgar Square in London. Geschaffen wurde er für den Fourth Plinth von Katharina Fritsch, der Bildhauerin, die neben ihren internationalen Ausstellungen auch an der Kunstakademie Düsseldorf unterrichtet. Für KIT ­ Kunst im Tunnel hat die Professorin dreizehn Position aus ihrer Klasse ausgewählt und sie in der Ausstellung SUGAR versammelt. Vor allem plastische Werke und auch Wandarbeiten sind zu sehen.
So zeigt Mercedes Neuß ein Rudel pechschwarzer, lauernder Wölfe gleich am Eingang des KIT, außerdem ist ein Marmor-Abbild ihres Neffen zu sehen, an dem die junge Künstlerin im letzten Jahr stetig arbeitete. Thorsten Schoth schuf mit einem Sofa und einem Kissen ein Ensemble aus gefärbtem Gips und Sandstein, das jedem aus dem Alltag wohl bekannt ist ­ nur ist das Sofa hier zerbrochen und führt den eigentlichen Sinn des Möbels ad absurdum. Der eingerissene Fuß erweckt in Form und Farbe Assoziationen an Schlachthofszenarien. Das Objekt "Landscape V" der Künstlerin Annika Burbank abstrahiert das Sujet der Landschaftsmalerei und überträgt es in ein gläsernes Pentagon. Mit Gips modellierte sie eine reliefkartenähnliche Oberflächenstruktur. Masakazu Kondo zeichnet seit 2002 ausschließlich mit dem Kugelschreiber. Seine akribisch gearbeiteten poetischen Tier-Porträts basieren auf genauer Beobachtung und Konzentration im Entstehungsprozess. Dabei ist für Masakazu Kondo nicht wichtig, was er zeichnet, sondern wie er das Motiv stark und eindrucksvoll in seiner Masse und Existenz erscheinen lassen kann, während er paradoxerweise ein Objekt in eine Zeichnung überträgt. Die Stärke der Darstellung ist auch in "Die Nacht" von Kristin Wenzel wichtigstes Kriterium. Zunächst ist da die Kulisse, bestehend aus einem vier Meter hohen Schwarz-Weiß-Foto des Prager Pavillons der Industrieausstellung 1891, das auf einer blauen Wand aufgezogen ist. Davor hat die Künstlerin eine weibliche Büste ihres Abbildes aufgesockelt und um sie herum einen Kreis von toten Vögeln drapiert. Ein durchdachtes und zugleich magisches Werk, das beispielhaft ist für die Lehre von Katharina Fritsch, die über ihre Arbeit einmal sagte: "Dieses Hängen an Dingen, das Sammeln von Dingen, das hat so eine süßlich-sentimentale Note, die ich überhaupt nicht meine. Wovon ich rede, das ist dieser Moment vor der Sprache. Denn als Kind kann man Dinge nicht bannen mit Sprache. Du siehst Dinge zum ersten Mal, und du weißt als Kind nicht das Wort dafür. Und das ist der Zustand, den ich wiederfinde in diesem Moment der Vision: Dass etwas nicht sprachlich ist, sondern als Bild, und dass es dadurch nicht in einen sozialen oder anderen Kontext gesetzt werden kann, sondern dass das Phänomen an sich dasteht."
Alle dreizehn Positionen zeigen die Macht des Bildes und die Präsenz, die die Geschichte der Kunst bei den Meisterschülern Katharina Fritschs hat. Für den Betrachter spielt das eine eher nebensächliche Rolle, denn auch beim Nicht-Wissenden ergeben sich sogleich Assoziationen, sieht er die ausgestellten Werke. Phänomene stürmen auf ihn ein, Erinnerungen an Ereignisse, an Gesehenes werden wach und gleichzeitig beeindrucken Sorgfalt und Präzision der Arbeiten. Die Kraft der Mühelosigkeit, der Mut zum Erzählerischen, die Beherrschung des Formalen beflügeln diese Werke. Sie sind plastisch, allansichtig und nahezu greifbar.

 
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