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Kunsthalle zu KielChristian-Albrechts-Universität
Gemäldegalerie und Graphische Sammlung
Düsternbrooker Weg 1
24105 Kiel
Tel. 0431 / 880-5756, Fax 0431 / 880-5754
Di - So 10.30 - 18.00 Uhr, Mi 10.30 - 20.00 Uhr, Mo geschlossen
http://www.uni-kiel.de/kunsthalle
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
2.3. - 13.4. 1997
Antony GormleyOur House
Auf der 8. documenta (1987) war der 1950 in London geborene Antony Gormley mit drei Skulpturen vertreten. Bereits 1981 hatte ihm die Whitechapel Art Gallery in London eine Einzelausstellung eingerichtet. 1985 folgten in Deutschland Ausstellungen in der Städtischen Galerie Regensburg und dem Frankfurter Kunstverein. Seit 1987 "bespielt" Gormley die großen Ausstellungshäuser weltweit, in Deutschland hat man ihn nicht mehr gesehen. 1994 erhielt Gormley den renommierten "Turner-Prize".
Seit 1980 hatte sich Gormley mit seinem eigenen Körper beschäftigt. Am Anfang steht eine Arbeit, die aus aufeinandergeschichteten Weißbrotscheiben besteht. Aus diesem Block hat er sein Körpervolumen herausgegessen. Auf diese Arbeit folgte der eigene Körperabguß. Gormley verharrt dabei in Posen des Stehens, Sitzens, Kauerns und Liegens. Der Gipsguß wird mit Fiberglas verstärkt und mit Bleiplatten überzogen. Jegliche Individualität ist den Figuren genommen und doch sind die Figuren sämtlich von Gormleys Körper abgenommen. Die Figuren wirken völlig unbewegt. Sie sind frei von narrativen und symbolischen Aspekten. Sie wirken als Hohlkörper wie Behälter konzentrierter Energie. Die Behausung des Geistes in der Körperhülle verharrt in der von Menschen geschaffenen Behausung des Körpers, der gebauten Architektur.
Ende der 80er Jahre tritt neben das Blei der Werkstoff Ton. Gormley läßt in Mexiko, England und Schweden Figuren fertigen, die er mit "Field" bezeichnet (jedes "Field" besteht aus 35000/40000 Einzelfiguren).
Gormley wird in der Kieler Ausstellung das "European Field", bestehend aus 40.000 Tonfiguren, in der Sammlung des 19. Jahrhunderts zeigen. Eine Schar, die an Knetprodukte aus dem Kindesalter erinnert, besetzt den Raum der elaborierten Hochkunst. Die hierarchisch nicht gegliederte Figurenversammlung wird die Raumflucht zwischen den Gemälden von Moritz von Schwind bis hin zu Max Liebermann bevölkern.
Deren Werke bleiben für den Besucher nur aus der Ferne sichtbar, während ihn 40.000 Augenpaare anblicken. Der Betrachter fühlt sich erwartungsvoll fixiert. Er sieht sich einem Meer von fragenden Blicken gegenüber und wird dabei zum regungslosen Gulliver.
Ein weiterer Ort in der Kunsthalle wird von Gormley radikal verändert. Der gesamte Wechselausstellungsbereich ("I'm tired of art about art") wird von einer 15 cm hohen Schicht aus Schlick und Salzwasser überzogen werden. Während "Field" (Durchschnittsgröße der Figuren 15 cm) eine archaische Kulturstufe demonstriert, hält in einem angrenzenden Behältnis für Kunst die ungestaltete Natur Einzug. Ein Stück Natur im Museum, im Haus der Kulturgüter, wird anders wahrgenommen als im natürlichen Kontext. "Host" bedeutet neben "Masse" auch "Gastgeberl" bzw. "Wirt" im naturkundlichen Zusammenhang. In der über drei Etagen gegliederten Ausstellung stellt der "Urschlamm" die Basiszone dar.
Einige wenige Bleifiguren fungieren als Bindeglieder zwischen "Host" und "Field". Die Figur "Learning to see" fokussiert die Intention der Ausstellung. Das Museum erfährt zwei Invasionen: die der ungestalteten Natur, die hier den Übergangsbereich zwischen Meer und Erde darstellt; und die der gebrannten Erde, denn alle Figuren von "Field" scheinen die Glut des Feuers noch in sich zu tragen. Gormley schreibt zur Ausstellung in Kiel "...will be the largest and most radical presentation of my work in Germany so far".
Der Ausstellungstitel bezieht sich auf unseren Körper als eine den Geist behausende Hülle, weiterhin auf ein Körpergefühl in der Behausung gebenden Kultur und spielt mit dem Gedanken, daß die Invasion von "Field" den Anspruch von "Our House" vertreten könnte. Letztlich bewegt Gormley die Frage, wo die Natur des Menschen zwischen Natur und Kultur beheimatet ist.
Gormleys Kieler Präsentation soll in einer Fotodokumentation (Helmut Kunde) festgehalten werden. Die Dokumentation erscheint zu einem späteren Zeitpunkt. Zur Ausstellung liegt vor die vom Montreal Museum of Fine Arts herausgegebene Publikation "Field" in einer deutschen Ausgabe (30.- DM).
Gormley zeigt im Kölnischen Kunstverein die Installation "Total Strangers" (23.2. - 13.4.1997).
13.3. - 27.4. 1997
Miron Schmücklebotanical archives (out of my brain)