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Kunstmuseum Heidenheim

Hermann Voith Galerie
Picasso Plakate- und Druckgraphiksammlung
Marienstr. 4
89518 Heidenheim
Tel. 07321 - 327 327 4811
Fax 07321 - 327 4811
Di - Fr 10-12 Uhr, 14-17 Uhr, Mi 10-12 Uhr, 14-19 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr
kunstmuseum@heidenheim.com
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18.09. 2010 - 13.02. 2011

Otto Dix

Sex Krieg Tod

Zeichnung und Graphik aus der Städtischen Galerie Albstadt

Kein Künstler des 20. Jahrhunderts hat sich radikaler mit den Grundkonstanten des menschlichen Lebens auseinander gesetzt als Otto Dix: mit Sex und Tod als Anfang und Ende des Lebens und mit dem Krieg als hässlichster Form menschlicher Interaktion.
1891 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Gera geboren, zeigt sich Dix´ zeichnerisches Talent schon in jungen Jahren. Nach einer Dekorationsmalerlehre ermöglicht ihm ein Stipendium den Besuch der Kunstgewerbeschule in Dresden (1910 ­ 1914), wo er u. a. die zeitgenössische Malerei, also Impressionismus und Expressionismus, kennen lernt. Beeinflusst von Friedrich Nietzsches Lebensphilosophie meldet sich Dix 1914 freiwillig zum Militärdienst, weil er "alles unmittelbar erleben will". Wie durch ein Wunder überlebt er den Krieg als Frontsoldat und sieht sich durch seine Erfahrungen in seiner vitalistischen Weltanschauung bestärkt, dass das menschliche Leben weniger durch sentimentale Gefühle und moralische Werte als vielmehr durch biologische Determinanten wie sexuelles Begehren, Geburt, Gewalt, Altern und Tod bestimmt ist.
Als Otto Dix nach dem Krieg sein Studium an der Dresdener Kunstakademie (1919 ­ 1922) fortsetzt, arbeitet er anfangs expressionistisch, später dadaistisch. Da er - nach eigener Aussage ­ jedoch "die Verbindung zur sinnlichen Welt, den Mut zur Hässlichkeit, das Leben ohne Verdünnung" braucht, erweisen sich diese abstrahierenden Stile als unzureichend. Deshalb entwickelt er einen detailgenauen Realismus, der die körperlichen Eigenarten und Defizite seiner Modelle nicht verdeckt, sondern schonungslos vor Augen führt. In hart konturierten und präzisen Bildern macht er so die Folgen von Krieg und Hunger an den Körpern und Gesichtern seiner Modelle sichtbar. Zugleich illustriert er damit seine Sicht der Welt als gleichermaßen vitalen wie zerstörerischen Kreislauf von Zeugen, Gebären und Sterben. Sein neuartiger Realismus, für den die Zeitgenossen den Begriff "Verismus" prägen, macht Dix ­ zusammen mit Max Beckmann und George Grosz ­ nicht nur zum Hauptvertreter der realistischen Kunst der Zwischenkriegszeit in Deutschland, sondern auch zu einem der bedeutendsten Realisten in der Geschichte der Kunst überhaupt.
Sechs Jahre nach Kriegsende, 1924, radiert Dix den Zyklus "Der Krieg", mit dem er seine alptraumhaften Kriegserlebnisse zu "bannen" sucht. Der fünfzigteilige Zyklus gilt als sein graphisches Haupt- und Meisterwerk und wird bis heute als die gelungenste künstlerische Darstellung des ersten Weltkriegs angesehen. 1927 wird er zum Professor an der Dresdener Kunstakademie ernannt und etabliert sich als erfolgreicher Künstler und begehrter Porträtmaler, dessen Weltsicht zunehmend milder wirkt.
Mit ihrer Machtergreifung beenden die Nationalsozialisten Dix´ Karriere. Für ihre faschistische Rassenideologie sind seine Körperbilder viel zu illusionslos und seine Kriegsbilder wirken geradezu wehrkraftzersetzend. So muss sich Dix an den Bodensee zurückziehen, wo er unverdächtige Landschafts- und Heiligenbilder im "altdeutschen" Stil malt, um nicht aufzufallen und so zu überleben.
Das Kriegsende bringt ihm die ersehnte Befreiung und führt auch zu einem tiefgreifenden Stilwandel. Nun zeichnet und malt er Bilder in einem expressiv-realistischen Stil, der nichts mehr mit den schonungslos scharfen Beobachtungen der Zwischenkriegszeit gemein hat. Abgesehen von biblischen Themen bleibt er dabei seinem Motivrepertoire der Weimarer Jahre treu. Weiterhin spielen Sex und Geburt, Jugend und Alter, Leben und Tod dabei eine zentrale Rolle, allerdings sind sie nun eingebunden in eine altersmilde Vorstellung vom Kreislauf des Lebens.

Die Ausstellung Otto Dix - Sex Krieg Tod stammt aus der Sammlung der Städtischen Galerie Albstadt, die mit mehr als 450 Aquarellen, Zeichnungen, Pastellen und Druckgraphiken ­ noch vor dem Kunstmuseum Stuttgart und dem Museum Gunzenhauser in Chemnitz - über den weltweit umfangreichsten Bestand an Dix-Graphik verfügt. Das Kunstmuseum Heidenheim zeigt diese Ausstellung im Tausch mit seiner Picasso Plakate- und Druckgraphiksammlung, die vom 10. Oktober 2010 bis 8. Februar 2011 unter dem Titel Pablo Picasso ­ Zwischen Arena und Arkadien in der Städtischen Galerie Albstadt zu sehen ist. Ergänzt wird die Heidenheimer Ausstellung durch zwei Ölgemälde von Otto Dix, die aus der Schenkung Gunzenhauser stammen.

 

 

 

 

 

 

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