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Kunstverein Arnsberg
Königstrasse 24
D 59821 Arnsberg
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vorausgegangene Ausstellungen / previous exhibitions
01. 06. - 15.07. 2012
Marcus Steinweg
The Subject of Art
Eröffnung am 1. Juni, Freitag, 19 Uhr
Der Kunstverein Arnsberg widmet der Arbeit des deutschen Philosophen Marcus Steinweg eine Einzelausstellung.In der Ausstellung zeigt Steinweg neue Arbeiten - vor allem Begriffsdiagramme, aber auch ein Video - in denen er seine Ideen formalisiert. Die Diagramme bestehen aus eigenen Text-Absätzen, wissenschaftlichen Begriffen und Namen von Philosophen, die auf Papier collagiert und mit Edding in Beziehung zu einander gesetzt werden. Die verbindenden Linien schließen sich in geometrischen Formen zusammen und bilden ein gedankliches Netz, das Steinwegs philosophische Position visualisiert und kontextualisiert. Daraus entstehen minimalistische Collagen sowie hochkomplexe, manchmal auch chaotisch wirkende Ordnungssysteme, die man als Aufzeichnungen oder abstrakte Denkbilder, Diagramme, Mind-Maps oder konkrete Poesie verstehen / ansehen kann.
Steinwegs Film "Believe me, I believe me" (2007) zeigt ein Publikum bei einer Lesung. Die Stimme im Video ist von einem Vortrag Steinwegs - die Bilder des aufgenommenen Publikums stammen aber von ganz anderen Veranstaltungen. So geschnitten und präsentiert, als ob das Publikum dem Vortrag von Steinweg zuhört, entlarvt sich der Film als Fälschung, in der nicht der Vortragende selbst, sondern das Publikum im Vordergrund steht. Selbstironie und der Versuch, neue Erfahrungen im eigentlich fremden künstlerischen Feld zwischen Realität und Fiktion zu suchen, führen Steinweg auf einen eigenen Weg, indem er je nach Blickwinkel als Philosoph unter Künstlern oder als Künstler unter Philosophen wahrgenommen wird.
Seine Diagramme beschreibt Steinweg wie folgt: 1) Ich mache Begriffsdiagramme. 2) Jedes Diagramm ist die Formalisierung einer Idee. 3) Die Idee kann ein einzelner Begriff sein, der in ein Verhältnis zu anderen Begriffen gesetzt wird, oder ein Ensemble von Begriffen: eine Begriffswolke. 4) Es gibt keinen Begriff, der nicht bereits eine Begriffswolke wäre. 5) Begriffswolken verdichten Transparenz mit Intransparenz, Einfachheit mit Komplexität. 6) Mal kann man durch die Wolke hindurchsehen und alles ist klar, mal unterbricht die Wolke die Sicht und nimmt einem die Orientierung. 7) Die Diagramme müssen so klar wir möglich sein, aber sie dürfen keine Klarheit vortäuschen. 8) Nie geht es darum, einen "ästhetischen Mehrwert" zu erzeugen. 9) Es geht um einen Gedanken, um Philosophie. 10) Was klar ist, kann nur richtig sein.
Grundlage der von Marcus Steinweg im Kunstverein Arnsberg gezeigten Arbeiten ist die von Steinweg in einer Reihe von Büchern (Bibliografie siehe unten) entwickelte Theorie des Subjekts:
"Was ist das menschliche Subjekt? Wie das Subjekt nach dem Tod des Subjekts denken? Was vom Subjekt hat seine Dekonstruktion in der Philosophie vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überlebt? Und wenn es weiterhin ein Subjekt gibt, wenn es also weiterhin Sinn macht, den Menschen als Subjekt (d.h. als Agenten einer gewissen Freiheit, statt ausschließlich als Produkt der Umstände, der Kultur, Ökonomie und Geschichte etc.) zu denken, um was für eine Art Subjekt handelt es sich dann? Es ist klar, dass es ein allerlei Determinationen, allerlei Fremdbestimmungen, ausgesetztes Subjekt ist. Ebenso klar ist, dass es seinen Subjektstatus nur in der vollen Konfrontation mit seinem Objektstatus behaupten kann. Im Subjekt kreuzen sich die Dimensionen einer radikalen Passivität und einer hyperbolischen Aktivität. Das Subjekt ist der Schauplatz dieser Kreuzung. In philosophische Kategorien übersetzt, heißt dies: das Subjekt ist der Ort an dem die Zukunft in die Vergangenheit interveniert und die Vergangenheit die Zukunft determiniert.
Für eine Theorie der Kunst bedeutet dies, die Immanenzillusion reiner Kunst durch ein ihr heterogenes Moment zu kompromittieren, aber so, dass das Kunstwerk noch mit dieser Heterogenität bricht, indem es sie in sich integriert. Das Heterogene kann die soziale Realität sein, das gesellschaftliche Moment, das Kunst nicht schlicht transzendieren kann, um sich in einer Art L'art-pour-l'art-Ästhetizismus einzuschließen. Zugleich muss Kunst ein bestimmtes Maß an Inkommensurabilität gegenüber eben diesem Moment behaupten, nicht durch Ignoranz ihm gegenüber, sondern durch gesteigerte Aufmerksamkeit, die ihr eine infinitesimale Autonomie im Verhältnis zu allem was nicht Kunst ist verschafft. Statt sich dem Immanenzgefüge, das die etablierte Realität ist, das Tatsachenuniversum, zu beugen, impliziert Kunst Widerstand gegenüber dem Gegebenen, um an ein Ungedachtes zu appellieren. Diesem Ungedachten gebe ich eine diagrammatische Form."
Bücher von Marcus Steinweg (Auswahl):
- Bataille Maschine, Berlin: Merve Verlag 2003
- Subjektsingularitäten, Berlin: Merve Verlag 2004
- Behauptungsphilosophie, Berlin: Merve Verlag 2006
- Duras (mit Rosemarie Trockel), Berlin: Merve Verlag 2008
- Politik des Subjekts, Zürich-Berlin: Diaphanes Verlag 2009
- Aporien der Liebe, Berlin: Merve Verlag 2010
- Kunst und Philosophie / Art and Philosophy, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2012Steinweg wurde 1971 in Koblenz geboren. Seine Position fällt durch zahlreiche Vorträge und Publikationen, Ausstellungen und Projekte sowie durch seine Zusammenarbeit mit Künstlern wie Thomas Hirschhorn und Rosemarie Trockel auf. Steinweg gibt im Merve Verlag die Zeitschrift Inaesthetics heraus, 2011 kuratierte er die Ausstellung "Kunst und Philosophie" im Neuen Berliner Kunstverein und konzipiert aktuell die Vortragsreihe "Überstürztes Denken" in der Volksbühne, Berlin.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.
30.03. - 20.05. 2012
Rafaël Rozendaal
Everything Dies
Internet ist ein öffentlicher Raum, in dem sich Menschen, Ideen und Inspirationen treffen und berühren. Die kommunikative Kraft des Internets, seine demokratischen Prinzipien und die Möglichkeit Werke zu schaffen, die von jedem zu jeder Zeit gesehen werden können, verändert auch die Kunstwelt. Rafaël Rozendaal konnte seine Leidenschaften, Kunst und Internet, vereinen und eine künstlerische Position entwickeln, die sich konsequent für eine neue Wahrnehmung des digitalen Netzwerks einsetzt. In seinen Arbeiten ist das Internet nicht Werkzeug oder Ausgangspunkt für neue Materialisierungen oder physische Kunstwerke, sondern das Internet ist die Kunst selbst.
Rozendaals Websites mögen virtuell sein, tragen aber sonst viele Attribute eines "richtigen" Kunstwerks: Jede Website basiert auf Rozendaals Zeichnungen auf Papier, ist aufwendig von Programmierern realisiert, ein Unikat wie die Url/Domain der Website, malerisch und witzig wie die Vorbilder der Pop-Art und natürlich mit Titeln und signiertem Zertifikat verkäuflich.
Nach Rozendaal eröffnet der Computer eine neue Welt. In dieser kann der Bildschirm oft mehr Dimensionen als das reale Leben bieten. In einem Browser-Fenster kann man viel mehr sehen als durch ein reales Fenster. Die Behauptungen Rozendaals verbergen hinter den spielerischen Animationen gesellschaftliche Prozesse, die uns seine Arbeiten nicht als Projektion, sondern eher als Reflexion des Alltags wahrnehmen lassen. In der Ausstellung "Everything Dies" präsentiert Rozendaal seine Arbeit als ortsspezifische Rauminstallation im fließenden Wechselspiel mit Projektion und Reflexion, Inhalt und Leere, Realität und Virtualität.
Zur Ausstellung hat Rozendaal für den Kunstverein Arnsberg eine neue Website produziert, die erstmalig zur Eröffnung präsentiert wird (einige Tage vor der Internet-Premiere). Wir laden Sie ebenfalls herzlich zum Künstlergespräch mit Rafael Rozendaal am Samstag, 31. März, um 11 Uhr in den Räumen des Kunstvereins ein.
Der holländisch-brasilianischen Künstler Rafael Rozendaal wurde 1980 in Amsterdam geboren und lebt überall. Zur Ausstellung in Arnsberg reiste er von New York über Belgrad. Nach der Ausstellung fliegt er nach Rio über Amsterdam und im Anschluss daran nach Seoul. Wie man so im Internet leben kann und wie das alles aussehen könnte, zeigt uns anschaulich seine offizielle Website, die 2011 über 15 Millionen Besucher verzeichnet:
www.newrafael.com
Zur Ausstellung im Kunstveren Arnsberg hat Rozendaal eine neue Arbeit/Website veröffentlicht, die vom Kunstverein Arnsberg produziert wurde:
www.violentpower.com
03.02. - 18.03. 2012
Jan Peter Hammer
Die Unsichtbare Hand
"Fiction reveals truth that reality obscures." (Ralph Waldo Emerson)
Kunstverein Arnsberg freut sich die Soloausstellung Die Unsichtbare Hand des deutschen Künstlers Jan Peter Hammer, geboren in Kirchheim unter Teck, anzukündigen. Jan Peter Hammers künstlerische Praxis dreht sich um Narration und die Artikulation von Text und Bild. Der Künstler arbeitet häufig mit Videoinstallationen und synchronisierten Diaprojektionen, in denen sich reale Ereignisse und fiktive Geschichten überschneiden.
Ausgangpunkte der Ausstellung in Arnsberg sind die beiden neusten Videoarbeiten des Künstlers The Fable of the Bees und The Anarchist Banker sowie der Film Der Ausflug. Alle drei Arbeiten sind Reflexionen über die Konsequenzen eines rücksichtslosen Individualismus und freier Wirtschaft.
The Fable of the Bees ist ein Gedicht aus dem Jahr 1705 von Bernard Mandeville, indem der Autor das wenig eingängige Argument vertritt, dass tugendhafte Menschen der Gesellschaft und Welt als solchen schaden, weil sogenannte Laster wie Egoismus und Habgier zu sozialem Wohlstand - Altruismus und Ehrlichkeit dagegen zu kollektivem Atavismus und Investitionsabbau führten. In Gestalt einer You Tube Home Produktion, zeigt Jan Peter Hammers gleichnamiges Video einen jungen ehrgeizigen Mann der unwissentlich Mandevilles Überlegungen in die Jetztzeit überträgt. Dabei wird ein weiteres Mal das Sprichwort illustriert, dass "zweckmäßig denkende Menschen, die sich von jedem intellektuellen Einflüssen frei glauben, gewöhnlich Sklaven eines längst widerlegten Ökonomen sind." (J.M. Keynes).
Frei nach der 1922 geschriebenen Kurzgeschichte The Anarchist Banker des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa verlegt Jan Peter Hammers den Plot in eine Fernsehtalkshow, deren Moderator, in der Zeit direkt nach der Finanzkrise 2008, den ehemaligen CEO einer Investmentbank interviewt. Der Dialog des Originals ist soweit adaptiert um die neo-liberalen Praktiken der Finanzindustrie die im credit crunch resultierten, zu reflektieren. Die Worte des Bankiers Arthur Ashenking führen uns durch ein geschichtliches Grundverständnis, zwischen Max Stirners Schriften und Milton Friedmans ökonomischen Grundsätzen.
Der Ausflug ist die ironische Illustration einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung: Zwei junge Leute treffen zu ihrem ersten Date an einer bukolischen See. Doch ihre Erwartungen unterscheiden sich; die junge Frau ist in romantisch gestimmt; ihr Partner hingegen nutzt den Nachmittag lieber dazu, an einem Essay über die "Unmöglichkeit der Liebe unter der Vorherrschaft von rational choice" zu schreiben ­ einer These die ironischerweise seine eigene momentane Situation in akkurater Weise beschreibt.
Die Vergangenheit ist unberechenbar und die Weise in welcher wir vergangene Erfahrungen rekonstruieren ist ebenso offen, wie wenn sich Geschichte selbst erzählt. Das Selbst und die Gesellschaft sind so in einem dialektischen Zirkel gefangen. Erzählen ist ein rekursives Wechselspiel in dem persönliche Geschichten sich vor dem Hintergrund historischer Leitmotive abzeichnen. Jan Peter Hammers viele Filmfiguren sind sowohl vertraut also auch einzigartig, alltäglich also auch besonders, idiosynkratisch und klischiert. Wie von einer unsichtbaren Hand geführt, sind ihre innersten Überzeugungen Ausdruck des Zeitgeists und ihre rationalen Gewissheiten gründen auf Ideologien, dennoch halten sie stand.Zusammen mit den oben genannten Werken umfasst Die Unsichtbare Hand eine Auswahl ergänzender Arbeiten: eine Wandinstallation, eine Neonarbeit, Fotografien und frühe Videos, die dem Besucher der Ausstellung eine umfassende Sicht auf die vielschichtige Praxis des Künstlers ermöglichen.
27.11.­ 15.01. 2012
Conor Kelly
Lampara Descomunal / The Monstrous Lamp
Zur Eröffnung der Ausstellung am 25.11.2011, Freitag, 20 Uhr
sind Sie und Ihre Freunde herzlichst eingeladen.
Zeitgleich mit der Jahresgaben-Ausstellung freuen wir uns in den Räumen des Kunstvereins die Einzelausstellung des Künstlers Conor Kelly präsentieren zu können. Kelly wurde 1980 in Cork, Irland, geboren. Er studierte Bildende Kunst an der University of Ulster in Belfast und absolvierte 2008 seinen MFA an der Glasgow School of Art. Seine durchaus "abstrakte" Malerei und freie Pinselführung regt einen spielerischen Umgang mit Geschichten und Fiktionen an. Die Ausstellung "Lambada Descomunal / The Monstrous Lamp" präsentiert Kellys Bilder aus den letzten zwei Jahren, die Mitglieder im Rahmen der Jahresgabenausstellung auch erwerben können.
25.11.­ 15.01. 2012
Overseas
Jahresgaben 2011
Cristian Andersen, Rui Calcada Bastos, Sergio Belinchon, Marco Bruzzone, Ulrike Grossarth, Eno Henze, Conor Kelly, Lone Haugaard Madsen, Riccardo Previdi, Dan Rees, Mike Ruiz, Patrick Tuttofuoco, Albert Weis, Tilman Wendland, Alvaro Urbano
"Overseas" präsentiert Arbeiten von 15 Künstlern und bietet den Mitgliedern und Gästen des Kunstvereins die Möglichkeit für neue Begegnungen oder Wiederentdeckungen. Mitglieder können Arbeiten als Jahresgaben erwerben, und so nicht nur die Künstler, sondern auch den Kunstverein fördern.Unsere aktuelle und erhältliche Jahresgeben finden Sie unter:
www.kunstverein-arnsberg.de/jahresgaben- - -
"Source", "Family Jewels", "The Hidden Chapters Of My Lost Insistence", "The Hygienic Colours", "Paradise Lost", "Public Abstraction, Private Construction" - dies waren nur einige der Ausstellungstitel im Kunstverein Arnsberg. Zum Jahresende findet sich Zeit für Rückblick und Bilanz, die uns wieder viele Fragen aufgibt - und eine davon ist sicherlich: Warum sind eigentlich so viele Titel auf Englisch? Hat die deutsche Sprache nicht genug Ausdruckskraft oder aber möchten die Künstler einen internationalen Titel verwenden und somit Fehlinterpretationen vermeiden? Ist es die Anziehungskraft des Fremdartigen oder die Besonderheit des spezifischen Begriffs, dessen (Doppel)Bedeutung mit der Übersetzung verloren gehen?
Einer Ausstellung einen Titel zu geben ist oft ähnlich schwierig, wie einem eigenen Kind den Namen. Also sehr persönlich und sensibel. Beliebte und internationale Vornamen im Jahr 2011 waren übrigens Mia und Ben... Die englischen Titel unserer Künstlern thematisieren letztendlich auch eine gesellschaftliche Entwicklung.Unserer Jahresgaben-Ausstellung haben wir dieses Jahr den Titel "Overseas" gegeben. Es ist wieder ein englisches Wort mit mehreren Bedeutungen, die sich auf Deutsch nicht eindeutig übertragen lassen.
"Overseas" wird als "Übersee" und "Ausland" übersetzt. Der Engländer meint nicht nur die Südsee sondern auch z.B. die europäischen Nachbarländer; der Europäer wird aber nicht England, sondern die fernen Strände mit "Overseas" benennen. Eine und dieselbe Begrifflichkeit benennt also je nach Positionierung und kultureller Zentrierung des Wahrnehmenden völlig unterschiedliche Bereiche. Dies findet auch jenseits der Realität politischer und geografischer Assoziationen in den künstlerischen Projektionen und Fantasien unserer Ausstellung statt.
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