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Kunstverein Braunschweig

Haus Salve Hospes
Lessingplatz 12
38100 Braunschweig
Tel. 0531 - 495 56; Fax 0531 - 12 47 37
täglich außer Mo 11 - 17 Uhr
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vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

19.6. - 18.7.1999

in der Studiogalerie


Jörg Lange

Fast Break

 

Seit 1995 beschäftigt sich Jörg Lange in seiner bildhauerischen Arbeit mit dem geläufigsten und hartnäckigsten geographischen Mythos der Neuzeit - dem der unberührten Natur, bzw. seinem Gegenteil. Im Zentrum seiner plastischen Untersuchungen stehen die banalen Gebrauchsgegenstände des menschlichen Alltags, seiner Waren- und Dingwelt, die direkt oder indirekt bei der Umwandlung von "Naturlandschaft" in eine vom Menschen geprägte "Kulturlandschaft" eingesetzt werden (z.B. Transportmittel, Kleidung, Verpackungsmaterial etc.). Untersucht werden die Wahrnehmungsqualitäten und der skulpturale Gehalt dieser Materialien im Hinblick auf eine Darstellung von Landschaft. Seine Objekte zeigen im Sinne einer spekulativen "Kulturgeographie" die Auseinandersetzung mit spezifischen, zum Teil biographisch verbundenen landschaftlichen Gegebenheiten.

Die Ausstellung von Jörg Lange in der Studiogalerie mit dem Titel "Fast Break" (schneller Tempogegenstoß im Basketball) zeigt drei Arbeiten: "Wolkenkratzer", "Latrine" und "Hier rein - da raus". Diese Arbeiten setzen sich thematisch mit dem urbanen Raum und der Stadtlandschaft auseinander und zeigen in ihrem Erscheinungsbild deutliche Merkmale von Zerstörung.

Das Interesse des Künstlers an der gezeigten Form von Gewalttätigkeit ist keinesfalls soziologisch oder psychologisch geprägt, sondern rein gestalterischer Natur. Auch ist bei den Arbeiten ein "Heilungsprozeß" sichtbar. Der"Aggressor" zerstört sich beim Aufprall selbst und wird integraler Bestandteil eines Bildes ("Wolkenkratzer"), die zerstörten Glasscheiben werden durch von außen aufgeklebte Scheiben gehalten, und der durch das Einschlagen geöffnete Binnenraum wieder verschlossen ("Latrine"), der von außen durch die Bohrungen (sog. Durchsprechvorrichtung) in der Glasplatte gesprühte Lack erzeugt ein Wandbild ("Hier rein - da raus").

 

"Wolkenkratzer"'

Die rechte hintere Ecke des Ausstellungsraumes ist mit dem schwarz/weiß-Druck eines Wolkenhimmels tapeziert. In diese "Wolkenecke" schießt Jörg Lange von einer bestimmten Position aus mit einer Handschleuder 30-50 Tontauben. Beim Aufprall verletzen die Tontauben die Wolkentapete, zersplittern, fallen zu Boden und "wachsen" vom Boden aus als Scherbenhaufen in den Himmel hinein. Sie verkörpern also in zweifacher Hinsicht (sprachlich/architektonisch) den Begriff Wolkenkratzer.

 

"Latrine"

Die Titel seiner Arbeiten begreift Jörg Lange ebenso wie die Materialien, aus denen die Objekte gebaut sind, als bildnerisches Material. Der Titel dieser Arbeit setzt sich aus den Begriffen Laterne und Vitrine zusammen, bezeichnet also nicht in erster Linie einen mittelalterlichen "Donnerbalken". Das Vitrinengehäuse ist eine aus Winkelprofilen gearbeitete Rahmenkonstruktion, in die entsprechende Glasscheiben eingesetzt sind. Das Gehäuse hat die Form eines auf der Spitze stehenden Pyramidenstumpfes und steht auf einem Rundrohr und einer Grundplatte aus Stahl. Die Vitrine ist von innen mit Neonlicht beleuchtet und von unten und oben durch eine Boden- bzw. Deckenplatte verschlossen. Die Glasscheiben werden auf allen vier Seiten eingeschlagen und von außen wieder mit aufgesetzten Glasscheiben zugeklebt. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis im Vitrinengehäuse durch die nach innen fallenden Scherben ein "ansehnlicher" Haufen entstanden ist. Abschließend wird die Vitrine durch aufgesetzte Glasscheiben verschlossen. In diesem Zustand verweist die Vitrine/Latrine auch auf die eigentliche Bedeutung des Begriffs Latrine, auf einen Ort für Abfall - Abort.

 

"Hier rein - da raus"

An der Wand rechts vom Eingang zur Studiogalerie wird in einem Abstand von 4 cm zur Wand eine Glasscheibe installiert. Die Glasscheibe hat ein deutliches Querformat und wird oben und unten von jeweils zwei Klemmbefestigungen gehalten. In ihrer linken Hälfte hat die Glasscheibe kreisförmig angeordnete Lochbohrungen (sog. Durchsprechvorrichtungen). Durch diese Bohrungen wird so lange schwarzer Lack gesprüht, bis sich auf der Wand dahinter ein Abbild eben jener "Durchsprechvorrichtung" zeigt und die Scheibe somit als Schablone fungiert.

Abschließend wird die Glasscheibe so positioniert, daß sich auf der linken Seite die Lochbohrungen mit dem außen heruntergelaufenen überschüssigen Lack befinden. Auf der rechten Seite ist das positive Abbild der Durchsprechvorrichtung hinter Glas von der Wand sichtbar.

Eröffnung am 18.6.1999, von 19 bis 21 Uhr

Begrüßung: Dr. Petra Sophia Zimmermann

Einführung: Michael Stoeber

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Gefördert durch das Land Niedersachsen, PreussenElektra und Niedersächsische Lottostiftung.

 

 

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