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Kunstverein Heilbronn

Kranenstr. 14/Hagenbucher
74072 Heilbronn
Tel. 07131 - 83970; Fax 07131 - 83972
Di - So 13 - 17 Uhr und nach Vereinbarung
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

Der Kunstverein Heilbronn bezieht für knapp zwei Jahre das 1. OG eine ehemaligen Ölsaatenspeichers (rund 550 m2) am Neckar-Ufer bis die neue Kunsthalle 2001 bezogen werden kann (dann wieder in der Harmonie).

 

 

1.8. - 12.9.1999


Mark Dion, Peter Piller, Martin Rupprecht, Joseph Zehrer

archives laboratoire

 

Im archives laboratoire treffen sich Künstler, die den Gedanken aktiver Archivierung als Grundlage ihrer Arbeit gewählt haben.

Der in Köln lebende Joseph Zehrer (geb. 1954) macht seit dem 1. Januar 1995 täglich ein Foto mit monatlich wechselnder, aber festgelegter Thematik und wird dieses Konzept auf jeden Fall bis zum 31.12.99 fortführen. Der bei Heilbronn lebende Martin Rupprecht (geb. 1956) sammelt gezielt Standbilder aus dem täglichen Fernsehprogramm, indem er diese per Computer festhält, ausdruckt und bearbeitet. Der in Hamburg lebende Peter Piller (geb. 1968) archiviert Zeitungsfotos, die in verschiedene Themenbereiche zusammengefaßt sind. Der in New York lebende Mark Dion (geb. 1961) schlüpft in die Rolle des Naturforschers, zu dessen Methode es gehört, Material aus Flora und Fauna zu sammeln, zu kategorisieren und zu archivieren.

Die Sammlung als solche, der Akt des Sammelns, ist für diese Künstler in ihrer Arbeit nicht nur Quelle, also Inspiration oder Information, noch mehr hat sie bei allen über die Jahre hinweg zu einer spezifischen Methode geführt. Es sind Archive entstanden, die in ihrem kontinuierlichen Wachstum nicht nur einem stetigen Wandel unterworfen sind, sondern der Arbeit der Künstler selbst ihren Stempel aufgedrückt haben.

Mark Dion verknüpft die Rolle des Naturforschers mit der des Künstlers. Der im Kunstverein Heilbronn ausgestellte Schrank dokumentiert eine sechs Wochen dauernde Sammlung und Präparation von Insekten aus dem Rindenstück eines Baumes. Anders als ein Biologe sortierte Mark Dion die gefundenen Käfer nach ästhetischen Gesichtspunkten. So unterläuft er die streng wissenschaftliche Methode und damit auch die Funktion von Kategorisierung, Präparation und Archivierung in der Naturwissenschaft. Der biologische Lebensraum wird zum Kunstwerk. Frei von einer rein wissenschaftlichen Funktion öffnet sich der Schrank für komplexe künstlerische, naturwissenschaftliche und soziologische Interpretationen.

Peter Pillers Archiv hält dem Charakter nach enge Tuchfühlung zur Feldforschung, wie sie aus dem Wissenschaftsbetrieb bekannt ist. Ausufernde Sammlungen von Zeitungsfotos vermitteln einen Überblick zu unbebauten Grundstücken im Bundesgebiet, zu Rekordernten, zu Jubilaren oder Fundsachen - diese allerdings von Peter Piller selbst fotografiert. So entsteht ein Blick auf die Welt des Alltäglichen, die in ihrer individuellen Ausformung ebenso für eine subjektive Lebenswelt wie in der Häufung für eine allgemeine Gleichförmigkeit steht. Der Künstler ist der Forscher, Sammler und Gestalter der Zeichen.

Joseph Zehrer macht täglich ein Foto zu einem Thema; die Themen wechseln von Monat zu Monat, jedes Jahr hat ein leicht verändertes Erscheinungsbild. In einem Schuber faßt er die Fotos eines Monats zusammen und vergrößert eines davon. Diese monatlichen Motive sind Anregung für ein Objekt, das wiederum als künstlerische Interpretation des Dokumentarischen gesehen werden kann. So entstehen Arrangements aus Archivbox, Großfoto und Objekt, die als "Korridor", wie er im Kunstverein Heilbronn zu sehen ist, ein System in den Kategorien von Thema und Zeit ausbilden. Für alle 12 Themen des Jahres ist je eine Stellwand gebaut, bei denen die Archivbox zur Sicherung des Standpunktes dienen. Die Abbildungen auf den Stellwänden sind unterschiedlich ausgeführt: lackierte Tintenstrahlfoliendrucke, Folienkopien, Fotos, eine Lampe.

Martin Rupprecht zieht "gefundene Bilder" aus dem Fernsehen als Standbilder in den Computer. Die Wahl des Bildes entscheidet sich nach dessen visueller Kraft, auf Büttenpapier ausgedruckt und mit schwarzer Tusche bearbeitet, entstehen so schemenhafte Charaktere, die in Folgen nebeneinander gehängt werden, und sich so zu Bildergeschichten zusammenfügen. Die Ursprünge der Bilder bleiben unbekannt, in ihrer Wirkung scheinen sie zwischen Fiktion und Historienbild zu schwanken, sie sind "Memento mori" und doch ganz unwirklich.

Feldforschung und künstlerische Gestaltung sind bei den Arbeiten im archives laboratoire miteinander verschränkt. Die Welt der täglichen Informationen und Bilder findet steten Eingang in diese künstlerischen Arbeiten. So ist die Arbeit mit und in dem Archiv nicht nur ein Aufbewahren, ein Moment der Erinnerung, sondern auch eine Aufforderung, den Blick auf die uns umgebende Welt zu schärfen. Kunst und Welt stehen im Dialog.

 

Eröffnung: Sonntag, den 1. August um 11 Uhr

Einführung Dr. Matthia Löbke

 

Veranstaltungen

Reden über Kunst

Mittwoch, 25. August, 20 Uhr spricht Dr. Andreas Pfeiffer über die Sammlungskonzeption der Städtischen Museen Heilbronn.

Mittwoch, 1. September, 20 Uhr spricht Mechthild Bauer-Babel über Das Lagerhaus, ihre neue Konzeption für die Neue Kunst im Hagenbucher.

 

Archiv der Sonnenfinsternis

Jedes Foto von der Sonnenfinsternis am 11. August, das bis zum 5. September im Kunstverein eingereicht wird und das Format von 20 x 30 cm nicht übersteigt, wird im Kunstverein Heilbronn ausgestellt.

 

Am Donnerstag, 19. August ist der Kunstverein Heilbronn bis 24 Uhr geöffnet

Anläßlich einer gemeinsamen Langen Nacht mit den Städtischen Museen Heilbronn und der Neuen Kunst im Hagenbucher ist der Kunstverein Heilbronn am 19. August bis 24 Uhr geöffnet. An diesem Abend verschenkt der Kunstverein Bücher aus seinem Archiv an die Besucher.

 

 

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