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Kunstverein Heilbronn

Kranenstr. 14/Hagenbucher
74072 Heilbronn
Tel. 07131 - 83970; Fax 07131 - 83972
Di - So 13 - 17 Uhr und nach Vereinbarung
e-mail: kunstverein.heilbronn@t-online.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

Der Kunstverein Heilbronn bezieht für knapp zwei Jahre das 1. OG eine ehemaligen Ölsaatenspeichers (rund 550 m2) am Neckar-Ufer bis die neue Kunsthalle 2001 bezogen werden kann (dann wieder in der Harmonie).

 

 

21.07. - 09.09.2001


Peter Zimmermann

Mit der Ausstellung im Kunstverein Heilbronn sind erstmalig die neuen Bilder von Peter Zimmermann (geboren 1956 in Freiburg, Studium an der Staatlichen Akademie der Künste in Stuttgart) im Rahmen einer Einzelpräsentation in einer Institution zu sehen.

1999 hat Peter Zimmermann mit der Produktion einer neuen Werkgruppe begonnen, die sich, so wie seine anderen Arbeiten zuvor auch, einerseits aus zurückliegenden entwickelt hat und diese reflektiert, andererseits aber auch ein anderes, neues Bild zeigt.

In den achtziger Jahren erregte Peter Zimmermann dadurch Aufsehen, daß er Buchtitel abmalte. In einer weiteren Werkphase setzte er sich mit Verzerrungen und Verschiebungen optischer Phänomene auseinander und kam auf eine Serie variabel gestalteter Pappkisten und Plakate. Dabei zieht sich durch all seine Arbeiten wie ein roter Faden das durch ihn selbst formulierte Phänomen der "Kontingenz". Jede getroffene Entscheidung steht vor dem Hintergrund, daß stets gilt: "Eigentlich könnte alles auch anders sein". Diese Auseinandersetzung steht nicht nur im Mittelpunkt reflektierender Überprüfungen des eigenen Tuns, sondern birgt beinahe paradox auch die Schnelligkeit nach vorne gerichteter Entscheidungen. Weil alles auch anders sein könnte, spielt die Überprüfung letztlich keine Rolle.

Dieses spannungsreiche Zusammenspiel spitzt Peter Zimmermann in seinen neuen Bildern nochmals auf andere Weise zu. Es sind nun großformatige Bilder in leuchtenden Farben entstanden, die er mit Kunstharz auf Leinwand gießt. Die ineinanderfließenden und sich überlagernden Formen haben ihren Ursprung in bereits vorhandenen Bildern, die er mit einem Corputerprogramm modifiziert. Vergrößert oder bis zur Unschärfe bearbeitet, werden die Ausschnitte von Vorlagen im Algorithmus des Programms umgeformt. Daß Peter Zimmermann dabei häufig wiederum eigene Bilder heranzieht, paßt zu seiner reflektierenden Strategie. Das ursprüngliche Motiv ist nach der Bearbeitung nicht mehr zu erkennen. Der Fluß der Bilder zieht sich gleichsam zu einem Rauschen zusannen, zu einem nicht identifizierbaren Ganzen, das den konkreten Bezug nicht mehr zuläßt, den Betrachter aber in exquisite und attraktive Oberflächen taucht.

Die Arbeit am Rechner bietet unzählige Möglichkeiten der Einflußnahme. Die Bilder können in alle Richtungen modifiziert und manipuliert werden. Es gilt für Peter Zimmermann, Rahmenbedingungen für seine Entscheidungen zu bestimmen. Die Arbeit am Computer, das Einschreiben der algorithmischen Programmfunktionen bildet dabei nur ein Element. Ein anderes ist die Vorgabe Peter Zimmermanns, daß die durch Bildbearbeitung entstandenen Formen eine Parallele zum Formenrepertoire klassischer Malerei aufweisen. Die Korrespondenz dieser Elemente führt zu einer Struktur der Bildoberfläche, die nicht ganz von ungefähr an informelle Malerei erinnert. Peter Zimmermann achtet in diesen Bildern allerdings auch auf eine Balance zwischen abstrakter Malerei und dem Verweis auf ihre Entstehung im Computer. Er verknüpft in ihnen traditionelle Vorstellungen von Kunst, etwa die von einer die Zeit überdauernden Form oder Aussage, oder die Sehnsucht nach einer immerwährenden Schönheit, mit der modernen, auf Schnelligkeit angelegten und mit geringer Halbwertzeit ausgestatteten Technologie und Bildproduktion. Dieses Festhalten visueller und kommunikativer Flüchtigkeit der modernen Medientechnologie und ihre Übersetzung in ein traditionelles Medium wie die Malerei überlagert sich in einer Bewegung reflexiver Rückwärtsgewandtheit mit einer schnellen, nach vorn drängenden Leichtigkeit in der bereits angesprochenen paradoxen Situation von Kontingenz.

Ob nun in den Buchtiteln, den Schachteln und Plakaten, den größeren Skulpturen und Installationen Peter Zimmermanns, stets geht es ihm in diesen Arbeiten auch um eine Teilhabe an theoretischen Auseinandersetzung. Diese Haltung war ausschlaggebend, seinen neuen Bildern im Katalog zur Ausstellung alternierend einen umfangreichen Essay von Tom Holert gegenüberzustellen. Er setzt sich in seinem Text unabhängig von den Arbeiten Peter Zimmermanns mit einer Fragestellung nach "Moral, Programm, Verkennung: Bildungen des Subjekts" auseinander.

Der Katalog (Broschur, 80 Seiten, ca. 20 Farbabbildungen und mit einem Essay von Tom Holert) wird ca. DM 38.- kosten.

 

 

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