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Kunstverein MünchenGaleriestraße 4
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
11.10. - 24.11. 1996
Willy DohertyIn the Dark
Projected Works
Seit Mitte der 80er Jahre thematisiert Willie Doherty in Dia und Videoprojektionen, sowie Cibachrome-Fotos den Nordirland-Konflikt. Doherty, der 1959 in Derry, Nordirland geboren wurde und nach wie vor dort in der Grenzregion zwischen Norden und Süden lebt und arbeitet, liegt daran, die Mediendarstellung des Konflikts keinem Aussenstehenden zu überlassen. Anstoss zu dieser Arbeit war ein Erlebnis im Alter von 12 Jahren, als er Zeuge wurde wie am "Bloody Sunday" in Derry 13 Menschen erschossen worden sind, der Vorfall jedoch später in den Medien völlig negiert wurde. Diese Erfahrung der Unzuverlässigkeit von fotografischen Abbildungen und Medienberichten im allgemeinen verarbeitet Doherty in seinen frühen Photos sowie den späteren Videoarbeiten, in denen er zentral das Verhältnis von Wort und Bild thematisiert. Spezifische Bedeutungszuweisungen und -fixierungen löst er in seinen Arbeiten auf bzw. kehrt diese um. Seine Bilder übermitteln nichts - keine Informationen - nichts, das als Beweis gelten könnte. In ihrer Unbestimmtheit sind seine Arbeiten eine Kritik an den, von den Medien zur Berichterstattung über den Terrorismus benutzten Zeichen und ein Protest gegen gewisse Formen eines aggressiven, ideologischen Journalismus. Doherty zeigt die Schwierigkeiten eine Konfliktsituation darzustellen, ohne diese zu verschärfen oder auszudehnen und ohne eine visuelle Mythologie zu konstruieren, die von der jeweiligen Position abhängt und die Menschen zu Tätern oder Opfern werden läßt. Die Austauschbarkeit der Rollen ist in Dohertys Arbeit zentral, denn Polaritätszuschreibungen sind das Schema, welches unser Bild des Nordirland-Konflikts (und anderer Krisenherde) strukturiert ebenso wie das Bild, das die Medien und die Regierung erstellen. Diese Art Schema leugnet die Komplexität einer Situation.
Seine Arbeiten zeigen keine Ereignisse, sondern sind vielmehr Zeugen vergangener oder Boten zukünftiger Schwierigkeiten: Eine verlassene Matratze, das ausgebrannte Wrack eines Autos, die Fahrspur eines Armeefahrzeuges auf der Strasse ... Der permanente Zustand diffuser Gewalt in Dohertys Arbeiten spiegelt die tiefere Wahrheit eines Konflikts wider, der beständig aktiv bleibt. Seine Bilder lokalisieren Gewalt im Zentrum der menschlichen Realität, inmitten der Landschaft und der Kultur, anstatt diese als unbegreiflichen barbarischen Akt zu verurteilen, der außerhalb des politischen Feldes, außerhalb des Bereichs der modernen Demokratie und Zivilisation angesiedelt ist.
Die Ausstellung Willie Doherty - In The Dark war zuvor in anderer Zusammenstellung in der Kunsthalle Bern zu sehen und wurde im Kunstverein München um verschiedene Arbeiten erweitert.
Katalog zum Preis von DM 30. / Mitglieder DM 25.-