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Kunstverein in Hamburg
Klosterwall 23
20095 Hamburg
Tel. 040 - 33 83 44; Fax 040 - 32 21 59
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tgl. außer Mo 11 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
19.05. - 02.09. 2007
Willie Doherty
Willie Doherty, 1959 in Derry, Nordirland, geboren, zählt zu den
bekanntesten Künstlern seiner Generation und wird in diesem Jahr sein
Heimatland auf der Biennale von Venedig vertreten. Die Ausstellung im
Kunstverein in Hamburg ist die bis dato umfangreichste Präsentation
seines filmischen Werks in einer deutschen Institution. In
Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau
München konzipiert, begleitet beide Präsentationen ein im Verlag Hatje
Cantz erscheinender Oeuvrekatalog.
In den Ein- oder Mehrkanalvideos, die Willie Doherty häufig raumgreifend
präsentiert, entwirft er politische und ästhetische Bilder von Irland,
die der weit verbreiteten Vorstellung einer schönen unberührten
Naturlandschaft ebenso kritisch gegenüberstehen wie einer einseitigen
Berichterstattung über den Nordirlandkonflikt. So wechseln
beispielsweise die bei einigen Arbeiten über die Bilder gelegten Stimmen
aus dem Off ihre Identität und nehmen abwechselnd Rollen von Tätern und
Opfern ein. Es geht dem Künstler weniger um eine fixierte Deutung und
Festschreibung der Ereignisse, als vielmehr darum, die archetypischen
Merkmale des Konflikts herauszukristallisieren. Dies wird auch in den
filmisch festgehaltenen Spuren des Bürgerkriegs wie zum Beispiel
verlassene, verwüstete Gebäude oder Straßensperren deutlich, die stets
als ambivalente Phänomene begriffen werden - sowohl als Auslöser wie
auch als Ergebnis von Handlungen. Dieser perspektivische Rollentausch
korrespondiert mit der Rezeption der von Willie Doherty häufig
dualistisch konzipierten Arbeiten, die nur dann optimal wahrgenommen
werden können, wenn sich die Besucher abwechselnd einer von zwei
Projektionsflächen zuwenden.
Eine besondere Qualität der Videoarbeiten Willie Dohertys liegt in ihrem
Potential, über den konkreten Konflikt in Nordirland unterschwellig
Themen wie die Überwachung öffentlicher Plätze, Ein- und
Ausschlussmechanismen sowie National-, Religions- und Glaubenskonflikte
auf allgemeingültiger Ebene differenziert zu verhandeln. Darüber hinaus
loten seine Arbeiten im Spannungsfeld von Authentizität und Fiktion die
Möglichkeiten und Bedingungen des filmischen Apparats aus und nutzen
Vorgehensweisen so unterschiedlicher Genres wie Action-, Dokumentar- und
Autorenfilm. Auch wenn die variierenden stilistischen Mittel ein breites
Spektrum aufweisen, ist allen Arbeiten nicht nur ein hohes Maß an
suggestiver Bildfindung eigen, sie bestechen darüber hinaus auch durch
die Ambivalenz des scheinbar Eindeutigen. Eine bedrohlich wirkende
Person wie beispielsweise der kahlköpfige Mann in Non-Specific Threat,
der langsam von einer Kamerafahrt umrundet wird, charakterisiert sich
mit den aus dem Off gesprochenen Worten gleichermaßen als agierend wie
reagierend, als Fiktion und Realität, als Vergangenheit und Zukunft. In
ihnen wechseln Szenarien der Bedrohung mit solchen der Intimität. Dieser
Mann könnte sowohl ein möglicher Beteiligter des Nordirlandkonflikts,
ein Terrorist oder auch ein Repräsentant staatlicher Macht sein, jedoch
ist es genausogut möglich, in ihm einen gewöhnlichen Arbeiter, Studenten
oder Sportler zu sehen.
Gerade diese produktive Uneindeutigkeit verwickelt die Betrachter nicht
nur emotional, sondern auch intellektuell, indem sie anschaulich
verdeutlicht, dass diffuse Ängste vor möglichen Gewalttaten und
Projektionen in Bezug auf die Gefährlichkeit von vermeintlich Fremdem
nicht nur in Nordirland ein Charakteristikum des allgemeinen Status Quo
der Gesellschaft darstellen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog und eine Edition.
Eröffnung: Freitag, den 18. Mai 2007, 19 Uhr
Pressekonferenz: Freitag, den 18. Mai 2007 um 11 Uhr