german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Hamburg

Kunstverein in Hamburg

Klosterwall 23
20095 Hamburg
Tel. 040 - 33 83 44; Fax 040 - 32 21 59
hamburg@kunstverein.de
tgl. außer Mo 11 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr
http://www.kunstverein.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

05.07. - 21.09. 2008

Bojan Sarcevic

Only After Dark


Eröffnung am Freitag, 04. Juli 2008 um 19 Uhr
Pressekonferenz am Freitag, den 04. Juli um 11 Uhr

Please scroll down for english version

Erste internationale Bekanntheit erlangte Bojan Sarcevic durch seine Teilnahme an der zweiten Manifesta 1998 in Luxemburg, als er Fenster, Türen und sonstige Öffnungen eines Dachbodens mit Papier- und Stofffetzen versiegelte. Die hier bereits evidente Auseinandersetzung mit Raum und seinen sozialen, kulturellen und psychologischen Konnotationen ist bis heute für den 1974 in Belgrad geborenen Künstler von maßgeblicher Bedeutung. Dabei reicht das Spektrum der von ihm verwendeten Medien von Eingriffen in vorgegebene Situationen, Installationen, autonomen Skulpturen bis hin zu Videos und Aktionen. So präsentierte er 2004 auf der Berlin Biennale die abgetragenen Lieblingskleidungsstücke von Fabrikarbeitern, deren Rezeption durch den Versuch bestimmt wurde, Vorlieben, Geschmack und soziale Stellung ihrer einstigen Träger zu ergründen sowie durch die eigenartige Diskrepanz zwischen ihrer musealen Präsentation und Spuren ihrer Nutzung. Ähnlich verhielt es sich mit seinem Beitrag für die Ausstellung des Kunstvereins in Hamburg "Formalismus. Moderne Kunst, heute", für die Bojan Sarcevic zwei Arbeitsplatten aus schweren Granitsteinen auf schwarze Metallgerüste aufbockte. Auch hier standen die aus der Tätigkeit der Steinmetze resultierenden Einkerbungen und Ritzen im Gegensatz zur Präsentationsart der Objekte. Kombiniert wurden diese "Tische" mit einer Arbeit aus schmalen Papierstreifen, die frei im Raum schwebend, ähnlich einer Zeichnung, Volumen lediglich durch feine Linien umschrieb.
Die Kunst von Bojan Sarcevic ist geprägt durch das Spannungsverhältnis von sozialer Relevanz und dem Anspruch auf Autonomie. Vor diesem Hintergrund wäre auch das Aufgreifen des Formenvokabulars der 1910er und 1930er Jahre in seinem Werk zu deuten. Denn gerade in dieser Zeitspanne kristallisierte sich der für das 20. Jahrhundert so entscheidende Konflikt zwischen der Vorstellung einer vollkommen zweckfreien Kunst, die sich in erster Linie auf die ästhetische Gestaltung beruft und einer politisch agitatorischen Haltung, mit dem Anspruch, durch Kunst die Gesellschaft zu verändern. Vor diesem Hintergrund könnte man auch den im Kunstverein in Hamburg präsentierten Werkzyklus Only After Dark deuten. Für diese fünf erstmals in Deutschland vollständig präsentierten 16 mm Filme hat der Künstler abstrakte Objekte, kleine Skulpturen aus Holz, Metall und anderen Materialien mit der Kamera suggestiv abgetastet. Jeweils eigens hierfür komponierte Musik unterstreicht den atmosphärischen dichten und mysteriösen Charakter, der zusätzlich durch die an konstruktivistische Architektur erinnernden Pavillons unterstrichen wird, in denen sie präsentiert werden. Dabei oszillieren die von ihm inszenierten und dann gefilmten Modelle zwischen Landschaft, Architektur, Design und Kulisse. Die gesellschaftliche Bedingtheit dieser Bereiche wird von Bojan Sarcevic in einen bewussten Widerspruch zur formalen Eleganz der Inszenierung gesetzt.

 

 

ENGLISH VERSION

BOJAN SARCEVIC
Only After Dark
July 5­September 21, 2008

Opening: Friday July 4, 2008, 7 pm
Press conference: Friday July 4, 2008, 11 am

 

Bojan Sarcevic first gained international recognition at the second Manifesta 1998 in Luxemburg when he sealed windows, doors, and other openings with paper and pieces of fabric in a former exhibition space of a natural history museum. This interest in space and its social, cultural, and psychological connotations, already apparent here, is still today of fundamental importance for Sarcevic, who was born in Belgrade in 1974. His media range from interventions in found situations, installations, and autonomous sculpture to videos and discursive activities. Thus, at the Berlin Biennial 2004, he presented workers' favorite clothes. Speculation about their former wearers' preferences, tastes, and social position, and the peculiar discrepancy between their museal presentation and their signs of wear, emerged in their reception. The situation was similar with his contribution to the exhibition "Formalism-Modern Art, today" at the Kunstverein in Hamburg, for which Sarcevic laid two massive granite working surfaces on black metal frames. Here, too, grooves, scratches, and notches produced by stonemasons in the course of their work contrasted with the presentation of the objects. These "tables" were combined with a work consisting of thin strips of paper draped about the room and measuring out the spatial volume like the lines of a drawing.
Social relevance and autonomy vie with each other in Bojan Sarcevic's art. The use his works make of the formal vocabularies of the 1910s­1930s can also be viewed against this background. For it was in precisely this period that the decisive 20th-century cleft crystallized out between the idea of a purpose-free art appealing primarily to aesthetic criteria, and a political, agitationist stance that called on art to change society. The work cycle Only After Dark presented at the Kunstverein in Hamburg can be seen in a similar light. In these five 16 mm films presented for the first time together here in Germany, the camera explores the surfaces of abstract objects-small sculptures in wood, metal, and other materials. Music composed specially for the films enhances their mysterious, charged atmosphere that also comes out in the pavilions-reminiscent of constructivist architecture-in which they are presented. Staged and filmed in this way, Sarcevic's objects shift between landscape, architecture, design, and stage set. The artist deliberately plays off the social determinedness of these realms against the formal elegance of their staging.

 

 

 

 

 

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists