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Kunstverein in Hamburg

Klosterwall 23
20095 Hamburg
Tel. 040 - 33 83 44; Fax 040 - 32 21 59
hamburg@kunstverein.de
tgl. außer Mo 11 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr
http://www.kunstverein.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

27.03. - 24.05. 2010

Uns Hamburg

Die Ausstellung "Uns Hamburg" greift ausschließlich auf 1002 historische Pressefotografien aus den letzten 60 Jahren. Dafür konnte das umfangreiche Fotoarchiv von ullstein bild genutzt werden. Alle präsentierten Fotografien entstanden im Zusammenhang mit konkreten Ereignissen oder Anlässen und sind in der BILD Hamburg erscheinen. Anhand ausgewählter für Hamburg bedeutsamer Ereignisse ­ wie z.B. die Flutkatastrophe, die Proteste um die Hafenstraße oder die Erfolge und Misserfolge des HSV ­ sowie alltäglicher Aufnahmen des Lebens wird die Stadt visuell und sozio-geografisch abgebildet.

Es ist der alltägliche Blick, der aus den Fotos spricht und sich einprägt. Im Mittelpunkt steht der Mensch, auch wenn er auf einigen Fotos abwesend ist, zeugen Spuren von seiner Existenz. Es sind Reportagefotografien, die scheinbar beiläufig aus der Sicht der Passanten aufgenommen wurden. Die Fotografen stellen sich mit ihren Kameras nicht über das Geschehen. Die Fotos sind zutiefst von dem Mitgefühl gegenüber den Menschen geprägt, von einer Humanität, die die Vorstellung von der Aggressivität des Fotografierens und des Voyeurismus der Fotografen widerlegt. Die Fotos sind die Zeugnisse von Beteiligten. Darin liegt ihre künstlerische Stärke. Sie sind aus der aktuellen Situation heraus entstanden, sie sind nicht gestellt oder von langer Hand vorbereitet. Sie irritieren, verstören, sind witzig oder erschreckend. In ihnen entfalten sich komplexe Schicksale und Lebenswelten.

Als Ausstellungsarchitektur fungiert der Hamburger U- und S-Bahn Plan, der auf die Räume des Kunstvereins übertragen wird. Dadurch entsteht nicht nur ein geschichtliches, sondern gleichzeitig auch ein kartographisches Bild der Stadt, welches an kollektiven Erinnerungen festgemacht wird. Das Publikum bewegt sich auf einem imaginierten Stadtrundgang durch die Ausstellung und verbindet aktuelle Orte mit historischen Bildern. Die Ausstellung wird somit zu einer Konfrontation mit der kollektiven bzw. der ganz persönlichen Erinnerung. Gleichzeitig wird sichtbar, wie sehr das visuelle Gedächtnis von Zeitungsfotos bestimmt wird und vor allem medial geprägt ist.

 

 

27.03. - 24.05. 2010

Isabel Mahns-Techau

Begegnungen

Im Lebendigen Archiv zeigt der Kunstverein eine Auswahl von Fotos aus der eigenen Geschichte, aufgenommen von Isabel Mahns-Techau. Als Fotografin und Journalistin begleitet sie die Kunst- und Kulturszene der Stadt Hamburg seit vielen Jahren. Ihre Portraitaufnahmen halten das gesellschaftliche Leben der Stadt fest. Unter den für die Ausstellung ausgewählten mehr als 50 Fotografien befinden sich neben den Portraits von Künstlern, Direktoren und Mitarbeitern auch zahlreiche Aufnahmen von Ausstellungseröffnungen oder Veranstaltungen aus den letzten 10 Jahren des Kunstverein Hamburg. Anhand der ausgewählten Fotografien wird ein Teil der jüngeren Geschichte des Kunstvereins wieder lebendig gemacht.

 

 

01.05. - 30.05. 2010

Daniel Josefsohn

Es wird alles gut Mutter

"Daniel Josefsohn ist neben Wolfgang Tillmanns, in bildkünstlerischer Hinsicht ihm mindestens gleichwertig, einer der derzeit herausragenden zeitgenössischen Fotografen." (Prof. Klaus Honnef)

Daniel Josefsohn (*1961, lebt in Berlin) arbeitet seit 1995 als freischaffender Fotograf für zahlreiche Magazine wie Die Zeit, das Magazin der Süddeutschen Zeitung, Jetzt!, Brand Eins oder Monopol. Bekannt wurde er mit Schwarz-Weiß-Portraits von Jugendlichen, die er für eine Kampagne des Musiksenders MTV entwickelte. Neben Fotografien und Fotostrecken schafft Josefsohn auch Filme oder Objekte. So hat er über Elternhaus, einer 1997 gegründeten Künstlergruppe, mit "MoslBuddJewChristHinDao" ein Parfüm für den Weltfrieden produziert. Der Duft wurde von Mark Buxton entwickelt, die Idee, den Flakon, bzw. die Verpackung sowie die Werbekampagne von Josefsohn.

Seine Arbeiten bewegen sich an der Grenze zwischen Kunst, Design, Modefotografie und Gestaltung. Sie fangen damit das Gefühl einer Generation ein, die sich spielerisch zwischen den unterschiedlichen Medien und Stilrichtungen bewegt und eine ganz eigene Sprache für ihr Leben und ihre Umwelt gefunden hat. Das besondere seiner Arbeiten aber liegt in ihren Brüchen: Seine Fotos sind nicht nur ästhetisch und durchkomponiert. Vielmehr verbergen sie unter ihrer hochglänzenden Oberfläche das Abgründige und Verschwiegene. Wie z.B. das Foto eines typischen reetgedeckten Hauses auf der Insel Sylt, vor dem eine israelische Flagge im Wind weht. Auf den ersten Blick versteckt das Bild das brisante Detail. Erst der begleitende Text lässt die Betrachter erfahren, dass es sich hierbei angeblich um das ehemalige Wohnhaus von Herman Göring handelt. So wird die scheinbare Idylle zu einem verstörenden Kosmos deutscher Vergangenheit.

Ähnlich verhält es sich mit den Aufnahmen eines bürgerlichen Wohnhauses in der deutschen Provinz. Die Architektur, der dazugehörende Garten, die Gardinen vor dem Fenster erscheinen beliebig. Doch handelt es sich um den Ort eines Verbrechens, welches durch den "Kannibalen von Rothenburg" weltweit medial bekannt wurde. Gerade diese Spannung zwischen der formal ästhetischen Oberfläche der Aufnahmen und der entsprechenden Geschichte, bzw. das Wissen um die Ereignisse, lädt die Bilder politisch auf. Ob es sich um Rechtsradikalismus in Deutschland oder den Nahost-Konflikt in Israel handelt, Josefsohn findet ungewöhnliche Motive und irritierende Szenen.

Seine Serie "Jewing Gun" porträtiert junge israelische SoldatInnen. Die Fotografien sind geprägt von einer Widersprüchlichkeit zwischen den Uniformen und kleinen Accessoires wie z.B. Sonnenbrillen, die die Aufnahmen wie eine Modestrecke für ein Magazin wirken lassen. Tatsächlich aber zeigen sie den Ausdruck von Persönlichkeit, den diese Menschen der Uniform mit diesen Details abringen. Das alles hält Josefsohn nicht aus der Situation des unbeteiligten Beobachters fest, sondern mit den Augen des bewusst Hinsehenden und jenseits von den medial so häufig wiederholten Stereotypen.

 

 


05.05. - 04.07. 2010

Tobias Zielony

Der Kunstverein Hamburg präsentiert neue Arbeiten von Tobias Zielony (*1973, lebt in Berlin). Ausgangspunkt seiner Recherche ist der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Dieser Ort ist geprägt durch seine frühere Geschichte, wie z.B. die Sturmflut von 1962 sowie die neuen städtebaulichen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Es sind gerade diese scheinbar kleinen Veränderungen im öffentlichen Raum oder der Bevölkerungsstruktur, die er in seinen Aufnahmen festhält und dokumentiert.

Tobias Zielony zählt zu einer neuen Generation von Fotografen, die sich zwischen einer klassisch dokumentarischen Arbeitsweise und einer konzeptuellen Präsentation bewegen. Seine Arbeiten (Fotografie, Film, Textfragmente, Projektionen, Installation) zeigen das Spannungsfeld von gesellschaftlicher Anpassung und individueller Selbstdefinition, von sozialer Teilnahme und Ausschluss. Ihn interessiert besonders das Leben von Jugendlichen in sozialen Randgebieten. Dabei steht weniger die Dokumentation der Lebensverhältnisse im Vordergrund, als vielmehr ihre Selbstinszenierung, die Ausdruck einer bestimmten Jugendkultur ist. Fragen von offener und latenter Gewalt stehen in diesem Zusammenhang genauso im Mittelpunkt der Arbeit, wie die Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Randphänomenen

 

 

19.12. 2009 - 28.11. 2010

Stefan Marx

Seit März 2009 wird das gesamte Kunstvereinsgebäude als Ausstellungsfläche genutzt. Die Trennung zwischen Zweck- und Ausstellungsräumen wurde aufgelöst und auch das Foyer ist nun integraler Bestandteil des Ausstellungsprogramms. Jedes Jahr bespielt ein Künstler diesen gut 100 qm großen Raum mit einer Einzelpräsentation. Diese ortspezifische Ausstellung ist zentrales Herzstück des Kunstvereins: Hier beginnt jeder Rundgang, hier hin müssen die BesucherInnen wieder zurückkehren. Die jeweilige Präsentation vermittelt zwischen den unterschiedlichen Ausstellungen im Ober- und Erdgeschoss und begleitet und ergänzt das Programm über einen längeren Zeitraum von fast einem Jahr. Begonnen wurde diese Reihe mit der raumgreifenden Skulptur Sleeping Buddha von Daniel Milohnic, die noch bis November 2009 zu sehen ist.

Für das Jahr 2010 wird der 1979 geborene und in Hamburg lebende Stefan Marx eine installative Arbeit realisieren. Seiner Ausstellung liegt ein wandelbares Prinzip zugrunde, das kontinuierliche Veränderungen im Laufe des Jahres zulässt. Dieser dynamische Ansatz korrespondiert einerseits mit dem Ort andererseits aber und vor allem mit der künstlerischen Praxis von Stefan Marx. Sein vorrangiges Medium ist die Zeichnung, die sich in ganz unterschiedlichen Kontexten manifestieren kann. So entstehen neben klassischen Blättern auch Plattencover, T-Shirts, Skateboards oder kleine Magazine, die der Künstler in Eigenregie und mit einfachen Mitteln produziert und herausgibt. Die Zeichnungen sind spontane Skizzen seiner Beobachtungen des täglichen Lebens. Marx' Arbeiten sind geprägt von einer doppelten Textur. Sie werden getragen von einer dynamischen Unmittelbarkeit und schroffen Ästhetik, die mit ironischen Untertönen unterlegt sind. Signifikanterweise aber teilen sich die beiden nicht in unterschiedliche Aussagen auf, sondern bleiben einander stets verbunden und bilden eine Einheit. Die Zeichnungen, T-Shirts, Magazine und Aquarelle sind Ausdruck von Erfahrungen und Momenten des Alltäglichen, die mit einer kritischen Distanz bearbeitet werden, sich selbst aber immer auch als Teil desselben Alltäglichen akzeptieren. So hebt seine Praxis traditionelle Grenzen auf unterscheidet nicht zwischen Straßen- und Hochkultur, freier und angewandter Arbeit.

 

Für die Ausstellung im Kunstverein ist es bedeutsam, kein starres Objekt zu schaffen, sondern einen flexiblen Raum, der sich unterschiedlichen Bedürfnissen anpasst, und den er mit einem monatlichen Veranstaltungsprogramm bespielt und stets neu variiert. So wird es eine Wandzeichnung geben sowie skulpturale Elemente, die einerseits Träger von Zeichnungen sind, andererseits in unterschiedliche Funktionszusammenhänge eingebunden werden können. Sie dienen zum Beispiel als Sitzmöbel bei einem Gespräch oder Vortrag, als Bühne für eine Performance, bieten einem Konzert eine Plattform oder können als Skateboard-Rampe im Kunstverein sowie im öffentlichen Raum aktiviert werden. Hinzu kommen eine Vielzahl an Zeichnungen und Skizzenbüchern, die sich im Laufe der Ausstellung erneuern werden. Einige werden verschwinden, andere sich verändern und in wieder andere werden die verschiedenen Veranstaltungen auf unterschiedliche Weise Eingang finden.

 

 

19.09. - 22.11. 2009

Ursula Mayer

Ellipse in Time

Ursula Mayers (*1970, lebt in London) Filme setzen sich immer wieder mit Architektur und ihren sozialen Funktionen auseinander. Räume treten bei Mayer nicht nur als Filmsettings oder ­locations auf, sondern übernehmen die Rolle eines fiktiven Charakters innerhalb der narrativen Erzählung. Sie treten scheinbar gleichberechtigt neben die agierenden Personen. In der Regel handelt es sich dabei um Schauspielerinnen, die bekannte Frauenfiguren ­ in detailgetreuen Posen und Kleidern nach Fotografien oder Filmdokumenten ­ verkörpern. Losgelöst von der jeweiligen Zeitepoche und dem historischen Kontext, treten sie miteinander in Dialog. Dabei bleibt ihr Verhältnis zueinander indifferent und lässt unterschiedliche Interpretationen zu.

So verhält es sich auch in der Arbeit Interiors (2006). Ort der Handlung ist das vom Architekten Ernö Goldfinger entworfene Wohnhaus 2 Willow Road in Hampstead, London, in dem er mit seiner Frau Ursula Blackwell und seiner Familie bis zu seinem Tod 1975 lebte. Das modernistische Gebäude beherbergt neben selbst entworfenen Möbelstücken und dem Atelier seiner Frau auch die umfangreiche Kunstsammlung mit Werken der klassischen Moderne von Max Ernst bis Marcel Duchamp. Ende der 1930er Jahre war der Ort ein beliebter Treffpunkt für die künstlerische Avantgarde. Vor dieser Kulisse bewegen sich zwei Frauen unterschiedlichen Alters, deren Handlungen identisch aufeinander folgen, ohne dass sie sich direkt begegnen. Sie durchschreiten ­ scheinbar in Gedanken versunken und fasziniert von der sie umgebenden Kunst ­ die markanten Räume des Hauses. Obwohl die Gebrauchspuren des Hauses erkennbar sind, wirken die zwei Frauen wie Statisten oder stille Betrachter einer für sie befremdlichen Umgebung. Die Wendeltreppe, die die unterschiedlichen Ebenen des Hauses miteinander verbindet, fungiert als Scharnier zwischen dem realen Ausstellungsraum und dem Schauplatz der fiktiven Geschichte des Filmes. Die wandgroße Projektion eröffnet einen weiteren Handlungsraum, der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt. Verstärkt wird das Spiel mit Zeit und Wirklichkeit durch den abwechselnden Gebrauch von Schwarzweiß- und Farbaufnahmen. Eine zentrale Rolle spielt eine Skulptur von Barbara Hepworth, die gleichzeitig als verbindendes und trennendes Element zwischen den weiblichen Charakteren auftritt.

Der Stummfilm Memories of Mirrors / Theatrical personalities after Mary Wigman and Madame d'Ora (2007/08) inszeniert Re-Enactments bekannter Fotografien, die Madame d'Ora von der Dance Company Mary Wigmans in den 1920er Jahren aufgenommen hat. Ihre Aufnahmen beschreiben bildlich die Philosophie der Tänzerin und Choreografin Mary Wigman, die einen eigenen Stil des Ausdrucktanzes entwickelte, den sie aus der Unterordnung der Musik löste und der sich durch den Einsatz von dramatischen und expressiven Gesten auszeichnete. Die Fotografin Madame d'Ora (mit bürgerlichem Namen Dora Kallmus) hat sich schon früh mit dem Thema Tanz beschäftigt und neue Bildlösungen für die szenischen Arrangements und reduzierten Posen gefunden. Im Mittelpunkt des Filmes von Ursula Mayer steht eine Frau in einem Pailletten besetzten Kleid, welches durch die Bewegung und das Spiel mit Licht und Schatten zu einem funkelnden Gewand wird. Die anfängliche Selbstbetrachtung in einem Spiegel verschiebt sich im Laufe der Choreografie hin zu dem Publikum, das selbst Teil des tableau vivant wird, wenn der Spiegel wie eine Blende einfallendes Licht reflektiert und den Raum zwischen den Tänzerinnen, der Kamera, dem Projektor und den BetrachterInnen kurzschließt.

 

 

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