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Kunstverein in Hamburg
Klosterwall 23
20095 Hamburg
Tel. 040 - 33 83 44; Fax 040 - 32 21 59
hamburg@kunstverein.de
tgl. außer Mo 11 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr
http://www.kunstverein.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
19.12. 2009 - 14.03. 2010
Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?
Die Ausstellung "Wo ist der Wind, wenn er nicht weht? - Politische Bildergeschichten von Albrecht Dürer bis Art Spiegelman" versammelt zum ersten Mal in dieser Form international politisch motivierte Bildergeschichten von der Erfindung der Buchdruckkunst bis heute. Es werden Beispiele einer demokratischen Bildsprache gezeigt, die allgemeine und offene Angebote darstellen, die sich zu allererst erzählerisch vermitteln. Das der Bildergeschichte eigene demokratische Bildverständnis kondensiert letztlich den Anspruch von Institutionen, in denen es um die Vermittlung von Kunst und die Überbrückung der Kluft zwischen Kunstproduktion und Publikum geht. Das Projekt "Politische Bildergeschichten" will diese narrativen und partizipatorischen Momente aktivieren. Die Ausstellung erstreckt sich über die zwei Stockwerke des Kunstvereins in Hamburg. Während im Erdgeschoss in einer kammermusikalischen Präsentation die Bildergeschichten bis zur klassischen Moderne gezeigt werden, stehen im Obergeschoss die jüngeren und unbekannteren Positionen der "visuellen Literatur" des 20. und 21. Jahrhunderts im Zentrum. Der Kunstverein hat als von bürgerlichem Engagement getragene Institution die Aufgabe, die Ideen der modernen und zeitgenössischen Kunst zu interpretieren und zu vermitteln. Dabei ist ein Brückenschlag zwischen dem Historischen und dem Aktuellen unabdingbar.
KünstlerInnen
Martin Arnold, Gerd Arntz, Berthold Bartosch, Stanley Brouwn, Jacques Callot, Edmond Francois Calvo, Jake und Dinos Chapman, Classics Illustrated, Honoré Daumier, Dave Decat, Walt Disney, Gustave Doré, Albrecht Dürer, Max Ernst, Öyvind Fahlström, Jules Feiffer, Lyonel Feininger, Ari Folman, Rube Goldberg, Golo (Guy Nadeau), Francisco de Goya, Vernon Greene, George Herriman, Hans Holbein d. J., William Hogarth, Hokusai, Jörg Immendorff, Frans Masereel, David Mazzucchelli, Winsor McCay, Scott McCloud, Mike Mignola, Henry Moore, Dan O'Neil, Otto Neurath, Henrik Olesen, George Orwell, Richard Felton Outcault, Guy Peellaert / Pierre Bartier, Pavel Pepperstein, Grayson Perry, Pablo Picasso, Alfred Rethel, Joe Sacco, Marjane Satrapi, Art Spiegelman, Christoph Steinegger, Rodolphe Töpffer, Gary Trudeau
Die Ausstellung wird großzügig gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.
19.12. 2009 - 28.11. 2010
Stefan Marx
Seit März 2009 wird das gesamte Kunstvereinsgebäude als Ausstellungsfläche genutzt. Die Trennung zwischen Zweck- und Ausstellungsräumen wurde aufgelöst und auch das Foyer ist nun integraler Bestandteil des Ausstellungsprogramms. Jedes Jahr bespielt ein Künstler diesen gut 100 qm großen Raum mit einer Einzelpräsentation. Diese ortspezifische Ausstellung ist zentrales Herzstück des Kunstvereins: Hier beginnt jeder Rundgang, hier hin müssen die BesucherInnen wieder zurückkehren. Die jeweilige Präsentation vermittelt zwischen den unterschiedlichen Ausstellungen im Ober- und Erdgeschoss und begleitet und ergänzt das Programm über einen längeren Zeitraum von fast einem Jahr. Begonnen wurde diese Reihe mit der raumgreifenden Skulptur Sleeping Buddha von Daniel Milohnic, die noch bis November 2009 zu sehen ist.
Für das Jahr 2010 wird der 1979 geborene und in Hamburg lebende Stefan Marx eine installative Arbeit realisieren. Seiner Ausstellung liegt ein wandelbares Prinzip zugrunde, das kontinuierliche Veränderungen im Laufe des Jahres zulässt. Dieser dynamische Ansatz korrespondiert einerseits mit dem Ort andererseits aber und vor allem mit der künstlerischen Praxis von Stefan Marx. Sein vorrangiges Medium ist die Zeichnung, die sich in ganz unterschiedlichen Kontexten manifestieren kann. So entstehen neben klassischen Blättern auch Plattencover, T-Shirts, Skateboards oder kleine Magazine, die der Künstler in Eigenregie und mit einfachen Mitteln produziert und herausgibt. Die Zeichnungen sind spontane Skizzen seiner Beobachtungen des täglichen Lebens. Marx' Arbeiten sind geprägt von einer doppelten Textur. Sie werden getragen von einer dynamischen Unmittelbarkeit und schroffen Ästhetik, die mit ironischen Untertönen unterlegt sind. Signifikanterweise aber teilen sich die beiden nicht in unterschiedliche Aussagen auf, sondern bleiben einander stets verbunden und bilden eine Einheit. Die Zeichnungen, T-Shirts, Magazine und Aquarelle sind Ausdruck von Erfahrungen und Momenten des Alltäglichen, die mit einer kritischen Distanz bearbeitet werden, sich selbst aber immer auch als Teil desselben Alltäglichen akzeptieren. So hebt seine Praxis traditionelle Grenzen auf unterscheidet nicht zwischen Straßen- und Hochkultur, freier und angewandter Arbeit.
Für die Ausstellung im Kunstverein ist es bedeutsam, kein starres Objekt zu schaffen, sondern einen flexiblen Raum, der sich unterschiedlichen Bedürfnissen anpasst, und den er mit einem monatlichen Veranstaltungsprogramm bespielt und stets neu variiert. So wird es eine Wandzeichnung geben sowie skulpturale Elemente, die einerseits Träger von Zeichnungen sind, andererseits in unterschiedliche Funktionszusammenhänge eingebunden werden können. Sie dienen zum Beispiel als Sitzmöbel bei einem Gespräch oder Vortrag, als Bühne für eine Performance, bieten einem Konzert eine Plattform oder können als Skateboard-Rampe im Kunstverein sowie im öffentlichen Raum aktiviert werden. Hinzu kommen eine Vielzahl an Zeichnungen und Skizzenbüchern, die sich im Laufe der Ausstellung erneuern werden. Einige werden verschwinden, andere sich verändern und in wieder andere werden die verschiedenen Veranstaltungen auf unterschiedliche Weise Eingang finden.
19.09. - 22.11. 2009
Ursula Mayer
Ellipse in Time
Ursula Mayers (*1970, lebt in London) Filme setzen sich immer wieder mit Architektur und ihren sozialen Funktionen auseinander. Räume treten bei Mayer nicht nur als Filmsettings oder locations auf, sondern übernehmen die Rolle eines fiktiven Charakters innerhalb der narrativen Erzählung. Sie treten scheinbar gleichberechtigt neben die agierenden Personen. In der Regel handelt es sich dabei um Schauspielerinnen, die bekannte Frauenfiguren in detailgetreuen Posen und Kleidern nach Fotografien oder Filmdokumenten verkörpern. Losgelöst von der jeweiligen Zeitepoche und dem historischen Kontext, treten sie miteinander in Dialog. Dabei bleibt ihr Verhältnis zueinander indifferent und lässt unterschiedliche Interpretationen zu.
So verhält es sich auch in der Arbeit Interiors (2006). Ort der Handlung ist das vom Architekten Ernö Goldfinger entworfene Wohnhaus 2 Willow Road in Hampstead, London, in dem er mit seiner Frau Ursula Blackwell und seiner Familie bis zu seinem Tod 1975 lebte. Das modernistische Gebäude beherbergt neben selbst entworfenen Möbelstücken und dem Atelier seiner Frau auch die umfangreiche Kunstsammlung mit Werken der klassischen Moderne von Max Ernst bis Marcel Duchamp. Ende der 1930er Jahre war der Ort ein beliebter Treffpunkt für die künstlerische Avantgarde. Vor dieser Kulisse bewegen sich zwei Frauen unterschiedlichen Alters, deren Handlungen identisch aufeinander folgen, ohne dass sie sich direkt begegnen. Sie durchschreiten scheinbar in Gedanken versunken und fasziniert von der sie umgebenden Kunst die markanten Räume des Hauses. Obwohl die Gebrauchspuren des Hauses erkennbar sind, wirken die zwei Frauen wie Statisten oder stille Betrachter einer für sie befremdlichen Umgebung. Die Wendeltreppe, die die unterschiedlichen Ebenen des Hauses miteinander verbindet, fungiert als Scharnier zwischen dem realen Ausstellungsraum und dem Schauplatz der fiktiven Geschichte des Filmes. Die wandgroße Projektion eröffnet einen weiteren Handlungsraum, der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt. Verstärkt wird das Spiel mit Zeit und Wirklichkeit durch den abwechselnden Gebrauch von Schwarzweiß- und Farbaufnahmen. Eine zentrale Rolle spielt eine Skulptur von Barbara Hepworth, die gleichzeitig als verbindendes und trennendes Element zwischen den weiblichen Charakteren auftritt.
Der Stummfilm Memories of Mirrors / Theatrical personalities after Mary Wigman and Madame d'Ora (2007/08) inszeniert Re-Enactments bekannter Fotografien, die Madame d'Ora von der Dance Company Mary Wigmans in den 1920er Jahren aufgenommen hat. Ihre Aufnahmen beschreiben bildlich die Philosophie der Tänzerin und Choreografin Mary Wigman, die einen eigenen Stil des Ausdrucktanzes entwickelte, den sie aus der Unterordnung der Musik löste und der sich durch den Einsatz von dramatischen und expressiven Gesten auszeichnete. Die Fotografin Madame d'Ora (mit bürgerlichem Namen Dora Kallmus) hat sich schon früh mit dem Thema Tanz beschäftigt und neue Bildlösungen für die szenischen Arrangements und reduzierten Posen gefunden. Im Mittelpunkt des Filmes von Ursula Mayer steht eine Frau in einem Pailletten besetzten Kleid, welches durch die Bewegung und das Spiel mit Licht und Schatten zu einem funkelnden Gewand wird. Die anfängliche Selbstbetrachtung in einem Spiegel verschiebt sich im Laufe der Choreografie hin zu dem Publikum, das selbst Teil des tableau vivant wird, wenn der Spiegel wie eine Blende einfallendes Licht reflektiert und den Raum zwischen den Tänzerinnen, der Kamera, dem Projektor und den BetrachterInnen kurzschließt.