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Museum moderner Kunst
Stiftung Wörlen

Bräugasse 17
94032 Passau
Tel. 0851 - 383 87 90
Di - So 10 - 18 Uhr
info@mmk-passau.de
www.mmk-passau.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

08.12. 2012 - 17.03. 2013

Korrespondenzen II ­

Die Künstler der Donau-Wald-Gruppe


Erneut öffnet das Museumsdepot seine Schatztruhe und stellt in Autographen und Kunstwerken dieses Mal die Donau-Wald-Gruppe vor.
Die Geschichte der Donau-Wald-Gruppe begann in Waldhäuser bei Reinhold Koeppel. Der "Maler des Waldes" hatte sich dort 1907 niedergelassen und versammelte schon ab den 1920er Jahren nach und nach so gut wie alle im Bayerischen Wald tätigen Künstler und Literaten um sich. Hanne Koeppel berichtet von der Entstehung der Gruppe: "Alle Mitglieder zählten zu unseren Freunden.
Nach dem zweiten Weltkrieg, in dieser Zeit der Ohnmacht, versuchten selbstverständlich Künstler [...] wieder feste Positionen zu beziehen und ihre Werke, die sie in den Jahren der Isolation geschaffen hatten, einem breiten Publikum zugänglich zu machen. [...] Reinhold Koeppel [...] und sein
Haus in Waldhäuser waren die Keimzelle, um die sich die Freunde sammelten. Die Ausstrahlung des Malers gab den jüngeren Freunden den Mut, sich mit der großen Aufgabe zu befassen, die sich mit der Bildung ihrer Gruppe stellte." (Aus: Hanne Koeppel, Freunde, Gäste und andere Leut' ­ Aus einem Malerhaus am großen Wald, Passau 1978, S. 111.)
Die Künstlerfreunde, die sich 1946 zur "Donau-Wald-Gruppe" zusammenschlossen, waren neben Reinhold Koeppel der seit 1940 gleichfalls in Waldhäuser lebende Heinz Theuerjahr, Hermann Erbe- Vogel, der sich 1934 im "Haus auf der Häng" hoch über Frauenau niedergelassen hatte, Wilhelm Niedermayer, der in Englburg bei Passau sein Malerhäusl errichtet hatte sowie August Philipp Henneberger aus Kötzting, Walter H. Mauder aus Zwiesel und schließlich Georg Philipp Wörlen aus Passau. Kurzzeitig war Friederike Pröbiuss als einzige Frau Mitglied der Gruppe, bis sie 1949 heiratete. Dafür waren schon früh Oskar Matulla aus Wien, zu der Zeit ansässig in Hengersberg bei Passau, und Willi Ulfig aus Regensburg Mitglieder der Gruppe geworden (1946). 1948 stießen Josef Karl Nerud und Otto Sammer, beide aus Simbach am Inn, und 1951 Alwin Stützer aus Neuburg am Inn zur Gruppe dazu. Die beiden letzten Neuzugänge waren 1955 der aus Zwiesel stammende Wolf Hirtreiter und 1966 Franz Vinzenz Dressler aus Krems an der Donau. Die Künstler unterwarfen sich keiner Programmatik, sondern begrüßten die Vielfalt künstlerischer Äußerungen. Ihre Gemeinsamkeit bestand in ihrer Zugehörigkeit zum Raum der Donauwaldlandschaft (durch Geburt oder Ansiedlung), außerdem einte sie das Bestreben, mit den modernen künstlerischen Entwicklungen der Zeit zu arbeiten. Dazu Otto Sammer: "Ein alter Kulturraum ist ihnen Heimat, Tradition, Verpflichtung. Ihr Herz aber schlägt dem Heute." Zwar waren sie nicht als "revolutionär" zu bezeichnen, denn sie fühlten sich vor allem der Klassischen Moderne verpflichtet, doch nach der Zeit des Nationalsozialismus wirkten die expressionistischen und abstrakten Kunstwerke, die vor dem Krieg entstanden waren, von neuem aufregend. Die Künstler der Gruppe knüpften dort wieder an, wo die Kunstentwicklung in Deutschland stehen geblieben war. Zunächst stießen sie in ihren Ausstellungen vielfach noch auf Unverstand beim Publikum. Die Widerstände ließen jedoch nach, und es gelang den Künstlern schließlich, die Aufgeschlossenheit des Publikums neuen Stilrichtungen gegenüber zu erreichen. Über lange Zeit prägten sie das kulturelle Leben in Ostbayern entscheidend und gelangten auch, u. a. durch zahlreiche Ausstellungen, zu überregionaler Bedeutung. In der ersten Zeit kümmerte sich Franz Schmidinger, Notar und Kunstfreund aus Grafenau, um die Belange der Gruppe. Von 1952 bis 1990 war Hanns Egon Wörlen, der Sohn des Donau-Wald- Gruppen-Mitglieds Georg Philipp Wörlen, der Betreuer ("Mentor, Manager und Motor") der Gruppe. Nach langem Bestehen wurde die Gruppe 1990 aufgelöst, womit H. E. Wörlens Engagement für die Kunst aber noch lange nicht beendet war, denn im selben Jahr wurde das von ihm gegründete Museum Moderner Kunst in Passau eröffnet. Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die Anfangs- und "Hoch"-Zeit der Donau-Wald-Gruppe, sondern auch ihre Vorgeschichte. So begannen G. Ph. Wörlens Briefwechsel mit Koeppel und Niedermayer schon um 1930. Mehrere dieser frühen Zeugnisse intensiver Künstlerfreundschaft wird man in der Ausstellung ebenso finden wie Korrespondenzen aus der Anfangs-, Hoch- und Spätzeit der Donau-Wald-Gruppe. Die Briefe und Postkarten an G. Ph. Wörlen berichten dabei von den früheren Zeiten und die an seinen Sohn Hanns Egon Wörlen von den späteren Jahren. Bei letzteren handelt es sich vor allem um Post der jüngeren Mitglieder wie Otto Sammer, Willi Ulfig, Franz Vinzenz Dressler und Wolf Hirtreiter. Außerdem sind Künstler, die zwar nicht Mitglieder der Gruppe waren, aber zu deren engem Umkreis gehörten, hier berücksichtigt, wie z. B. Alfred Kubin, der mit G. Ph. Wörlen befreundet war und darüber hinaus eine besonders enge Beziehung zu Waldhäuser und den Koeppels hatte. Zusätzlich zu den Briefwechseln werden in künstlerischer Hinsicht Korrespondenzen zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern aufgezeigt, indem Werke zu markanten und von ihnen häufig bearbeiteten Motiven wie Wald, Gebirge, Flusslandschaft oder Stadt einander gegenübergestellt sind. Auf diese Weise vermag sich ein vielmaschiges Netz von Beziehungen vor dem Auge des Betrachters und Lesers zu entfalten. Diese Ausstellung ist dem Museumsgründer Hanns Egon Wörlen gewidmet. Als erfolgreicher Architekt wurde er zum wichtigsten Kunstförderer der Region, vor allem durch die jahrelange Betreuung der Donau-Wald-Gruppe, als Mitbegründer und Ausstellungsleiter bzw. (Ehren-) Präsident des Passauer Kunstvereins, und schließlich durch die Errichtung der "Stiftung Wörlen ­ Museum Moderner Kunst" im Jahre 1988. Seiner ununterbrochenen Tätigkeit in Sachen Kunst verdankt sich letztendlich auch diese Ausstellung.

 

 


20.10. 2012 - 13.02. 2013

Revolution in der Kunst - Russische Avantgarde um 1920

Die Ausstellung im Passauer Museum Moderner Kunst präsentiert aus einer Schweizer Privatsammlung bislang noch nicht der Öffentlichkeit gezeigte Werke der russischen Avantgarde. Arbeiten u.a. von Alexandra Exter, Natalia Gontscharowa, Michail Larionow, El Lissitizy, Kasimir Malewitsch, Sergejewna Popowa, Iwan Puni, Alexander Rodtschenko und Wladimir Tatlin, bilden den Grundstock der Ausstellung, die um bedeutende Leihgaben aus deutschem Museumsbesitz u.a. von Alexander Archipenko, Naum Gabo, Vladimir Lebedev und Antoine Pevsner ergänzt wird.

Russland stand zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenso vor wichtigen künstlerischen Umbrüchen, wie die Länder Westeuropas. Ebenso wie es russische Künstler nach Paris, Rom, Berlin und München zog, ließen sich westliche Künstler von dem großen weiten Land im Osten begeistern, seien es Maurice Denis oder Henri Matisse, die für die Sammler Shchukin und Morosow arbeiteten, sei es Rainer Maria Rilke, der von Lou Andreas- Salome eingeladen war, Robert Sterl, der sommerliche Wolga-Fahrten genoss, oder Ernst Barlach, der in dem faszinierenden Land zu seiner Formensprache fand. Man nutzte die wechselseitigen Ausstellungsmöglichkeiten und stand in einem offenen künstlerischen Austausch. Die Berliner "Galerie der Sturm" oder die "Neue Künstlervereinigung München" boten beispielsweise Kandinsky, Jawlensky, Bechtejeff, Larionow, Gontscharowa, Archipenko und anderen die Möglichkeit zur Präsentation. Die Künstler der Brücke oder des Blauen Reiters stellten ihrerseits in St. Petersburg und Moskau aus. Der international spürbare Wille zur Überwindung der alten akademischen Traditionen führte zu gegenseitigen Beeinflussungen - aber auch zu Rückbesinnungen auf die heimische Volkskunst. Mit einem von Ikonenmalerei und Gebrauchskunst inspiriertem Primitivismus startete die russische Kunst in die Moderne. Formen des Futurismus und Kubismus fanden im Kubofuturismus eine spezifisch russische Ausprägung. Von dort führte die Entwicklung zur Abstraktion, die im Suprematismus eine der radikalsten Ausformungen der Zeit erfuhr. Die russische Revolution in der Kunst begann etliche Jahre vor der politischen Revolution, der sich die etliche Künstler der Moderne zunächst anschlossen, ehe die neuen Machthaber die intellektuellen Freigeister vertrieben - in die innere wie die äußere Emigration. Und so fanden sich einige Protagonisten der russischen Avantgarde zum Ende der 1920er Jahre in Paris wieder, wo einst ihre Lust am Experiment geweckt worden war. Die Ausstellung im Passauer Museum Moderner Kunst zeichnet sowohl die Entwicklung der modernen Kunst in Russland vom Primitivismus zum Suprematismus nach, wie sie auch die Einflüsse der west- auf die osteuropäische Kunst aufzeigt. Nach Präsentationen von Ernst Barlach und Robert Sterl, die als deutsche Künstler entscheidende Anregungen aus dem faszinierenden, unbekannten Nachbarland erfahren hatten, wird nun die Kunst Russlands selbst zum Thema einer Ausstellung. Ca. 70 Gemälde, Graphiken, Skulpturen sowie Collagen und Reliefs aus den Jahren 1910 bis 1925 veranschaulichen die Vielfalt des künstlerischen Schaffens in der Zeit.

 

 

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