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Museum moderner Kunst
Stiftung Wörlen

Bräugasse 17
94032 Passau
Tel. 0851 - 383 87 90; Fax 0851 - 38 38 79 79
Di - So 10 - 18 Uhr
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www.mmk-passau.de
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06.10. - 02.12.2001


Slowakische Träume

Slowakische Kunst von 1960 bis heute. Aus der Nationalgalerie Bratislava.

In Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Bratislava und dem Medienzentrum Passau.

Ausstellende Künstler: Rudolf Fila (*1932), Stano Filko (*1937), Július Koller (*1939), Juraj Melis (*1942), Vladimír Havrilla (*1943), Otis Laubert (*1946), Rudolf Sikora (*1946), Dezider Tóth (*1947), Peter Melu-zin (*1947), Daniel Fischer (*1950), Peter Rónai (*1953), Ivan Csudai (*1959), Laco Teren (*1960), Roman Ondák (*1966), Denisa Lehocká (*1971) u. a.

 

 

Daniel Fischer, Ausschnitt aus "Die Malerei in der Landschaft Nummer 11", 1987

 

Die Ausstellung zeigt die wesentlichen Entwicklungsstränge der slowakischen Bildenden Kunst seit Mitte der 60er Jahre auf, die Spezifika der kulturgeschichtlichen Situation und die aus dieser resultierenden Besonderheitender künstlerischen Standpunkte und Ausdrucksmittel.

Ziel ist es - anhand von Werken der 17 wohl bedeutendsten Künstlerinnen und Künstler - die Eigenart des slowakischen Beitrags zur Geschichte der modernen und zeitgenössischen Kunst Mitteleuropas zu charakterisieren. Es wird aufgezeigt, dass auch im slowakischen Kulturraum originäre und authentische künstlerische Werte entstanden sind und weiterhin entstehen.

Die Ausstellung wurde exklusiv für das Museum Moderner Kunst in Passau zusammengestellt. Gezeigt werden auf drei Etagen (!) rund 40 Arbeiten aus den Jahren 1966 bis 2001, u. a. großformatige Gemälde, Raum- und Videoinstallationen, Fotografien und Skulpturen. Die Exponate stammen zum Großteil aus der Sammlung der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava sowie auch aus Privatbesitz.

"Wollten wir die grundlegende gedankliche Prädisposition der slowakischen Bildenden Kunst von den sechziger Jahren bis heute definieren, So könnten wir sie mit dem Begriff des metaphorisch-bildlichen Konzeptualismus betiteln. Die konzeptuellen Strategien, der Wille, die künstlerische Realität "an sich" intellektuell zu analysieren und gleichzeitig zu schaffen, führten zu einem an besonderen Werten "reichen" Kunstleben, das mit der an wirklichen Werten "arrnen" Welt, in welcher es entstand, unvergleichbar war. Auch die Metapher im Titel dieser Ausstellung thematisiert dieses Konzept - die Suche nach dem Übergreifen der Kunst in die politische, wissenschaftliche, kosmische, ökologische, allgemein humanistische Sphäre wie auch nach der intimen und persönlichen Projektion in den Ideen und Bildern.

Die Ausstellung erzählt mit Hilfe international verständlicher visueller Codes darüber, was nicht nur die slowakische Kunst, sondern auch unser Leben in vergangenen Jahrzehnten bewegte, wofür die Künstler lebten, was sie anstrebten, auf welche Art und Weise es ihnen gelang, das Leben, ihre Visionen, Träume und nicht zuletzt Utopien künstlerisch darzu-stellen.

Katarina Bajcurovä, Kuratorin der Ausstellung

 

Vernissage: Samstag 6. Oktober 2001

Begrüßung: Hanns Egon Wörlen, Gründer des Museums

Grußwort: Milan Knazko, Slowakischer Kulturminister

Einführung: Dr. Katarina Bajcurová, Generaldirektorin der Slowakischen Nationalgalerie Bratislava

 

 

Mitte der sechziger Jahre begann die slowakische Bildende Kunst, sich mit den aktuellen Tendenzen der westeuropäischen Kunst intensiv auseinander zu setzen. Da sich aber diese Auseinandersetzung in einer politisch und kulturell isolierten Gesellschaft vollzog, entstanden unweigerlich auch andere, einzigartige künstlerische Aussagen. "Die Öffnung der Fenster nach Europa" (zur Zeit, als die damalige Tschechoslowakei an der Spitze der demokratischen, für einen "Sozialismus mit menschlichem Gesicht" kämpfenden Kräfte stand,) hatte nicht nur eine Beschleunigung der Veränderungen, einen Wandel der Inhalte und eine formale Gleichstellung mit der europäischen und weltweiten Entwicklung zur Folge, sondern brachte auch eine besondere Färbung und neue Varianten der inländischen Kunst mit sich.

Im Rückblick scheint die Kraft der slowakischen Kunst in der Etablierung einer intellektuellen Position, im Sich-Einleben zwischen zwei Welten, zwei Zivilisationsblöcken gelegen zu haben.

Die sechziger Jahre bedeuteten in der slowakischen Kunst eine radikale Überschreitung der Grenze der Tradition in Richtung einer engeren Verflechtung der Kategorien "Kunst" und "Leben". Die Kunst strebte - in Übereinstimmung mit einer weltweiten Bewegung - programmatisch an, auf das Leben des Individuums und der Gesellschaft zu reagieren, ihre Beziehung zur Gesellschaft nicht oberflächlich und phrasenhaft sondern intensiv und prinzipiell neu zu gestalten.

Im Gegensatz dazu brachten die siebziger Jahre und die erste Hälfte der achtziger Jahre - auch als eine Antwort auf die ideologische und kulturelle Normalisierung, das fortschreitende politische "Zusammenwachsen" der slowakischen Gesellschaft - eine Beruhigung, Verinnerlichung, Entmaterialisierung und Minimierung der künstlerischen Ausdrucksmittel.

Mitte der achtziger Jahre störte die junge, sich zu postmodernen Postulaten der neuen "wilden" Malerei bekennende Generation die Vorrangstellung der Konzeptkunst. Sie begleitete die Anfänge der Entwicklung hin zum Pluralismus der Kunst der neunziger Jahre, der sich erst nach der "sanften" Revolution 1989 voll entfalten konnte. Das neue, apolitische Verständnis der Kategorie der Freiheit befreite die Kunst aus den Fesseln und Ambitionen der Macht und Ideologie und öffnete sie wieder Europa und der Welt.

Die globale, durch die Informationstechnologien vernetzte Welt brachte das Phänomen der Kunst ohne Grenzen mit sich. Diese Entwicklung stellte in der Kunst der bis unlängst isolierten Gesellschaften der Länder von Ost- und Mitteleuropa die Kategorie des "nationalen" oder des "lokalen" Ausdrucks infrage. In der zeitgenössischen slowakischen Kunst dominieren Verstecktheit und Ambivalenz der geselischaftskritischen Einstellungen, Leichtigkeit und Experimentierfreude.

 

JOZEF JANKOVIC ist der wichtigste Vertreter der modernen slowakischen Bildhauerei. Nach frühen nonfigurativen Arbeiten schuf er seit Anfang der 60er Jahre wieder Skulpturen, in denen er die menschliche Gestalt durch Fragmentierung und Deformation stark verfremdete. Seine in Käfigen und Gefängnissen eingeschlossenen, in Netzen und Spinnweben verstrickten, zwischen Mauern, Fenster und Treppen gedrängten Skulpturen enthüllen teilweise brutal die Kehrseiten unserer Macht und Machtlosigkeit.

Geboren 1937 in Bratislava. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (19561962). Seit 1990 als Lehrer tätig, seit 1994 Professor an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava. Teilnahme an der Biennale in Venedig (1972, 1995). Diverse namhafte, internationale Preise: Biennale der jungen Künstler in Paris (1969), Herder-Preis (1983).

Im Werk von JULIUS KOLLER setzt sich seit Mitte der 60er Jahre immer öfter die konzeptuelle Analyse der Kunst an sich bzw. die des Bildes als Medium durch. Koller erfindet Schritt für Schritt seine eigenartige Mythologie, in welcher sich die "kosmische" Bezauberung durch die Unermesslichkeit und die Rätselhaftigkeit des Lebens mit traditionellen und neuen Kunstformen (Antikunst) verbindet. Auf Happenings reagiert er mit "Antihappenings". Anstelle des traditionellen Bildes setzt er sein "Antibild". Kollers Kennzeichen wird ein "multimediales Fragezeichen": "Das Fragezeichen ist meine Unterschrift, mein Thema und mein Medium und ich selbst bin ein Fragezeichen geworden." (J. Koller)

Geboren 1939 in Piestany. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1959-1965). Seit 1967 arbeitet Koller mit nicht-professionellen Künstlern zusammen. Lebt in Bratisiava.

 

JURAJ MELIS richtet an uns einen dringenden ethischen Appell. Seit den 60er Jahren vertritt er in seinen Environments und Objekten aus "armen", alltäglichen Materialien eine neue antitraditionelle und antiästhetische Anschauung. In Rauminstallationen evoziert er künstliche "museale" Naturausschnitte. Diese sind als unwirklich-wirkliche ökologische Zukunfts-Visionen komponiert- ein "plastisches" Natur-Museum mit leblosen Requisiten, den Ergebnissen menschlicher Tätigkeit - vertrocknete Bäume, an Schießscheiben angenagelte Vögel, in Käfigen gehaltene Tiere.

Geboren 1942 in Nove Zamky. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (19601966). Seit 1990 Professor an der obigen Hochschule. Lebt in Bratislava.

 

RUDOLF FILA - Maler, Lehrer und Essayist von überragendem kritischem und literarischem Talent - zählt zu den führenden Persönlichkeiten der slowakischen Bildenden Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Werk - eine vielseitige Analyse des Mediums der Malerei - fand im Ausland viel Resonanz und ist in namhaften europäischen Sammlungen vertreten.

Fila betont vor allem die Reflexion der künstlerischen Ausdrucksmittel und ihrer Strukturen wie auch die Auseinandersetzung mit dem Schaffensprozess.

Anfang der 70er Jahre begann er fremde Werke (z. B. Caravaggio, Rembrandt, Goya, Messerschmidt usw.) programmatisch zu zitieren und in diese mit zustimmenden, ironischen und polemischen Übermalungen, Camouflagen und Persiflagen einzugreifen. Seit den 80er Jahren setzt er den Dialog mit der Malerei mit "makroskopischen", sinnlich irritierenden (aber auch ironischen) Vergrößerungen und Fragmentierungen des Frauenkörpers fort.

Geboren 1932 in Pfibram / Mähren, Tschechische Republik. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1952-1958). 1960-1990 als Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Bratislava. Lehrtätigkeit an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1990-1992).

 

RUDOLF SIKORA zählt zu den wichtigsten Vertretern der Konzeptkunst in der Slowakei. In seinem Werk verbinden sich Bild und Sprache, visuelle und begriffliche Kommunikation.

Auf eigene Weise knüpfte er an Filkos visuelle Kosmologie an und entwickelte allmählich ein eigenes Text-Bild-System, das auf den symbolischen Zeichen des Kreislaufs des Lebens, der Entstehung und des Zerfalls, der Konzentration und der Dispersion der kosmischen Energie basiert.

Ein Beispiel fiktiver Wissenschaftlichkeit stellen seine Diagramme in Pyramidenform dar, von denen in der Ausstellung drei präsentiert werden. Die stufenartige Form der Pyramide, welche die stabile Hierarchie der gesellschaftlichen Beziehungen an sich symbolisiert, wird dabei paradox mit dem Zeitablauf der Funktion im Diagramm verbunden. Dadurch wird eine Änderung, eine Bewegung angedeutet, jedoch bestätigt diese Bewegung nur die Stabilität des Systems.

Geboren 1946 in 2iIina. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1963-1969). Seit 1990 Lehrtätigi"eit an der obigen Hochschule, seit 199'~ als Professor.

 

LUBOMIR DURCEK zählt zu den wenigen Künstlern in der Slowakei, die die Möglichkeiten des eigenen Körpers als Medium der Selbstdarstellung konsequent wahrnehmen und ausnutzen.

In seiner Kunst verbindet sich das Problem der menschlichen Kommunikation mit dem Thema der Bewegung in einem engen Raum, der zugleich zu einem eingeschränkten Lebensraum wird. Die Verzerrung und Manipulation von Informationen stellt ein weiteres Thema von Durceks Werk dar. Er verbindet dies mit Komponenten der Aktions- und Konzeptkunst, z. B. mit einer fiktiven oder wirklichen, physischen Aktion und Texten.

Geboren 1948 in Bratislava. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratisiava (1967-1973). Seit 1976 Lehrtätigkeit an der Fachschule für Bibliotheksweslän und an der Graphischen Fachschule in Bratislava, lebt in Bratislava.

 

STANO FILKO gehört(-e) zu den ersten und heute wichtigsten Vertretern slowakischer Kunst, die in ihren Arbeiten neue Medien integrier(-t)en. Seit 1968 stellte er seine eindeutig anthropozentrische Idee des Universums, seine kosmologischen Visionen in Environments, Installationen wie auch in visuellen und textlichen Konzepten und Kosmogrammen dar.

Seit Ende der 70er Jahre widmete er sich immer öfter der vom Standard abweichenden Malerei. Er schuf riesengroße Polyptychen oder Bilder-Installationen als symbolische Farbfelder (Analogie zu colour field painting) oder architektonische Kompositi onen mit chiffrierten Texten. Nach seiner Rückkehr aus der Emigration (1990) traten an die Stelle der Rauminstallationen Videoinstallationen - manchmal in Form computergenerierte Selbstbildnisse.

Geboren 1937 in Velka Hradna. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1960-1965). 1981-1990 in Emigration, zuerst in der BRD, später in den USA (New York). Lebt in Bratislava und in Velka Hradna.

 

DEZIDER TOTH vertritt die zweite Generation der slowakischen Künstler, die zwar von der Konzeptkunst beeinflusst war, mit dieser jedoch auf eigene Art und Weise umgegangen ist. Seine Vorgehensweise wird deshalb oft als lyrisches Spiel und metaphorische Reflexion bezeichnet. Seine mit Hilfe diverser Medien gestaltete metaphorische Montage visueller Zeichen geht auf die Situation in der slowakischen Kunst der 70er Jahre ein, die forderte, zur außerkünstlerischen Realität Stellung zu nehmen.

Die Paradoxe der Zeit, die fiktive Wissenschaftlichkeit und scheinbare Systematik, die die Rücksichtslosigkeit im Umgang mit den Lebewesen und nicht zuletzt mit dem ganzen Ökosystern maskieren, kommen in gegensätzlichen, scheinbar exakten Formulierungen der Werke Toths zum Ausdruck.

Geboren 1947 in Vycapy-Opatovce. Studium an der Hoschschule der Bildenden Künste in Bratislava (1966-1972). Seit 1991 Lehrtätigkeit an der obigen Hochschule.

 

Alle Schaffensphasen im Werk von VLADMIR HAVRILLA sind eng miteinander verbunden und basieren auf der narrativ-mythologischen Grundlage der Comic- und Pop-Kultur. In seiner Vision überschneiden sich unmittelbar die archaische und die heutige Welt sowie ihre Errungenschaften.

Das Grundthema seines Werkes ergibt sich aus der Koexistenz des Yin-Yang-Prinzips, des männlichen / aktiven und weiblichen / passiven Prinzips, jedoch gewinnt es seinen Sinn erst in einer visuellen und textlichen Erzählung sowohl von konkreten wie auch modellhaften Geschichten.

Geboren 1943 in Bratislava. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1962-1968). 1990-1993 Lehrtätigkeit am Institut für Bildhauerei der obigen Hochschule. Lebt in Bratislava.

 

Das Werk von DANIEL FISCHER wurde sowohl von der Konzeptkunst als auch von den Fragestellungen der analytischen Malerei beeinflusst. Obwohl er seit den 70er Jahren mit neuen Medien, vor allem mit der Computergraphik experimentiert, bleibt die Malerei sein wichtigstes Medium.

Nach dem Prinzip der Konfrontation von Malerei und Fotografie entstanden in den 80er und 90er Jahren zahlreiche Bildzyklen, in denen die begrifflichen und empirischen Widersprüche - künstlich und künstlerisch, natürlich und technisch, real und virtuell, Intuition versus Ratio, Chaos der Natur versus Ordnung der Zivilisation - einen Dialog führen.

Um neue virtuelle Welten zu kreieren, bedient sich Fischer heute immer öfter der multimedialen Installation, wobei deren Basis auch weiterhin das Sehen der Welt durch die Augen eines Malers bleibt.

Geboren 1950 in Bratislava. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1968-1974). Lehrtätigkeit, seit 1992 Professor an der obigen Hochschule. Gastprofessur an der Slippery Rock University (1994) und Rhode Island School of Design (1998). Träger des Fullbright-Preises (2001). Teilnahme an der Biennale in Venedig (1993). Lebt in Bratislava.

 

LACO TEREN gehört zu den führenden Künstlern der jungen Generation, die um die Mitte der 80er Jahre mit ihrem Programm der "wilden" Malerei an die Öffentlichkeit trat und das "Monopol der Konzeptkunst" in der inländischen alternativen Szene zerstörte.

Mit explosivem malerischen Temperament, rasanten und mutigen Metaphern ironisierte er in seinen emblematischen großformatigen Bildern die zentralen iknographischen Symbole der sich ihrem Ende nähernden sozialistischen Ära.

In seinem Werk kommen postmoderne Irrationalität, Humor, absurde Metaphern, Allegorien und vor allem das Spiel mit Symbolen zum Ausdruck.

Geboren 1960 in Bratislava. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste (1979-1985). Stipendium Artest-BINZ 39. Zürich (1990-1991). Lebt in Bratislava.

 

IVAN CSUDAI zählt zu den führenden Persönlichkeiten der neuen, vom Neoexpressionismus beeinflussten Generation slowakischer Künstler, die die Szene in der zweiten Hälfte der 80er Jahre betraten.

Obwohl er heute auf die dynamische, reiche malerische Handschrift der frühen Werke zugunsten formal sparsamerer Ausdrucksmittel verzichtet, vermittelt er dem Betrachter auch weiterhin den Einblick in die Welt seiner intimen Erlebnisse und Erinnerungen.

In scheinbar einfachen Bildern aus der Welt der Tiere und Menschen und fasziniert von Symbolen, Zeichen und Ornamenten und ihrer Mehrdeutigkeit spielt Csudai mit den Betrachtern ein Spiel mit dem uralten Thema der vanitas, von Leben und Tod.

Geboren 1959 in Svodov, Bezirk Levice. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1981-1987). Herder-Stipendium - Studienaufenthalt an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (1990, Prof. Arnulf Rainer). Seit 1990 Lehrtätigkeit am Institut für Malerei der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava. Lebt in Bratislava.

 

Gleich nach dem Betreten der Kunstszene Ende der 60er Jahre negierte und überschritt JANA 2ELIBSIKA mutig die Grenzen der gewöhnlichen Medien.

Während ihr Werk der 60er Jahre aus den Impulsen der Pop-Art, des Environments und der Idee von der Synthese von Kunst und Leben hervorging, beteiligte sie sich in den 70er Jahren an der Gestaltung kollektiver Feste und individueller Performances.

Seit den 80er Jahren wendet sie in größerem Maße diverse technische Medien wie Video, Fotografie und Ton, an. Ihr post-konzeptuelles Werk entwickelt sich vor allem im Bereich der Installationen und der Video-Kunst. Der Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt in den Themen Körper, Erotik, Mythos der weiblichen Schönheit, Mann, Frau, Beziehungen.

Ein nicht wegzudenkendes Charakteristikum ihres Werkes stellt der ironische Diskurs dar. Mit gewissem Abstand, manchmal "scharf!, manchmal aber mit einem besonderen Verständnis befreit sie die traditionelle Teilung der gesellschaftlichen Aufgaben von Mann und Frau und die mit diesen verbundenen falschen Mythen und pseudoromantischen Fiktionen vom Pathos.

Geboren 1941 in Olomouc. Studium an Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1959-1966). Lebt in Bratislava.

 

PETER MELUZIN - Ende der 70er Jahre einer der Vertreter der Aktionskunst und der kollektiven Aktion in der Slowakei - beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit Fundobjekten und Videoinstallationen.

In seinen multimedialen Installationen verwendet er Video, Readymades und Wortspiele. Mit Humor und oft auch Sarkasmus parodiert er die Konsumwelt, die allerorts präsente Werbung, die endlosen Seifenopern und die durch diese hervorgebrachten neuzeitlichen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Mythen.

Geboren 1947 in Bratisiava. Studium an der Slowakischen Technischen Hochschule (1965-1968). an der Philosophischen Fakultät der Komensk-Universität (1968-1970) und an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1970-1976). Seit 1989 Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule in Bratisiava. Lebt in Bratislava.

 

PETER RONAI ist zur Zeit wahrscheinlich der wichtigste Videokünstler in der Slowakei. Seit den 70er Jahren beschäftigte er sich neben der Malerei auch mit dem Wort (im Rahmen von Konzeptkunst und visueller Poesie). Immer mehr wurde er von den Möglichkeiten der Reproduktionsverfahren (verschiedene Druckverfahren, Fotografie, später Video) angezogen. Sehr häufig benutzte er diese Ausdrucksmittel parallel - Textkomponenten (eine Art von neodadaistischen oder konzeptuellen Wortspielen) und Bildkomponenten weisen gegenseitig auf sich hin

Auch das Video verwandelt sich bei ihm in ein Anti-Video - das Bild wird durch ein kompliziertes technologisches Verfahren minimalisiert und betäubt, z. B. in der in Passau präsentierten Videoinstallation Cogito ergo Kunst. Diese für den Autor typische Paraphrase des bekannten Zitates von Descartes macht uns darauf aufmerksam, dass die Kunst durch das Denken entsteht - wir sehen aber nicht das, was im Kopf geschieht, wir sehen nur das Äußere, die zerfurchte organische Materie.

Geboren 1953 in Budapest. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1970-1974) und an der Akademie der Bildenden Künste in Budapest (1974 -1976). Seit 1990 Lehrtätigkeit an der Konstantin-Universität in Nitra, seit 1992 an der Fakultät der Bildenden Künste in Brno. Lebt in Bratislava.

 

Die Werke der jungen Künstler, zu welchen auch ROMAN ONDAK zählt, entstehen schon in einer freien Welt, wo nicht nur politische sondern auch Informationsgrenzen aufgehoben sind. Der gedankliche Schwerpunkt seines Werkes liegt im Problem der sozialen und zwischenmenschlichen Kommunikation mit ihren Verzerrungen, Störungen und Barrieren.

in Objekten und Installationen mit philosophischem Hintergrund beschäftigte er sich mit der begrifflichen und ideellen Raumgestaltung. Diese Werke basierten auf einer analytischen Denkweise und gleichzeitig auf einem Spiel mit mehreren Bedeutungen. Sie wurden später Grundlage z. B. auch der Kompositionen von Küchenstillleben, deren Gegenstände mit Namen von großen Philosophen und Ideenlehren (die ihrer Zeit die Weit ändern wollten oder geändert haben) verbunden werden.

Geboren 1966 in Zilina. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratisiava (1988-1994), Studienaufenthalt an der Accademia di Belle Arti in Perugia (1991) und an der Slippery Rock University in Pennsylvania (1993). Lebt in Bratislava.

 

Die Arbeiten von MARKO BLAZO, dem jüngsten Künstler dieser Ausstellung, weisen eine überraschende Reife auf.

Blazos ikonographisches Repertoire ergibt sich aus der Poetik der graphischen Computerzeichen und Piktogramme. Die durch den Computer generierte virtuelle Realität verführt zu vollkommenen Manipulationsformen- die gegenständliche Mannigfaltigkeit der Welt reduziert sich, auf ein System der flachen Gebilde, welche sekundär räumliche Dimensionen erreichen, sich verbeulen, zusammenklappen und sich drehen.

Das scheinbar lebende Gewebe aus Piktogrammen erstarrt in stereometrischen Formen. Der Prozess des Starrwerdens, des Ersatzes der lebenden Formen durch Bausteine erinnert ein wenig an die paradoxen Diagramme seines Lehrers R. Sikora.

Geboren 1972 in Kosice. Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Bratislava (1991 - 1998). Lebt in Kosovice.

 


 

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