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Mies van der Rohe HausOberseestr. 60
13053 Berlin
Tel. 030 - 982 41 92
Di - Do 13 - 18 Uhr, Sa + So 14 - 18 Uhr
über / about Mies van der Rohe Haus
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
22.6. - 4.8. 1996
Martin KrampenDécollagen
Martin Krampen, 124/1996 R 42,0 x 58,0 Ulm (d)
Müll-Mondrian, geschliffen
Martin Krampen, 119/1996 v 59,0 x 47,0 ulm, mehr meer
schichten erleben
nicht von collage ist die rede. collagen gibt es seit hausmann, hartfield und max ernst, sondern von deren gegenteil: der decollage, der technik des abreissens, des aufdeckens und entdeckens von schichten. in deutschland, bereits in den 50er jahren, war es r.h. köhler, der diese ästhetische reduktion-destruktion praktizierte, und es war max bense, der seine methode feierte: "auch die umkehrung des machens kann eine schöpfung sein und schönheit anbieten. man entrinnt nicht dem sein, wenn man die methoden der zerstörung handhabt." martin krampen, der im reifen alter zu dieser technik kam, sie ungemein zu differenzieren weiss, ist heute der decollagist mit der grössten erfahrung. seine kunst, die wir nicht mit max bense als eine umkehrung des machens sehen, sondern positiv als ein sichtbarmachen, ist eine attraktive belebung der kunst als sensible praxis und theoretische motivation. krampen leistet archäologische feinarbeit. denn bei einer mehrfach überschichteten plakatwand sind zahl und art der schichten eine unbekannte grösse.
die papierschichten werden abgelöst und bilden ein handfestes material. es bleibt dem intuitiven moment überlassen, bis der künstler sie bearbeitet. allein die geografie der fundstellen - es steht dem decollagisten die ganze zivilisierte welt zur verfügung! - ist geradezu abenteuerlich. krampen schrieb schon 1992: "ich möchte informationen über bevorzugte farben in verschiedenen kulturen gewinnen (z.b. in mitttel- oder südeuropa, in russland, in nordafrika und wo ich einst noch hinreisen werde)." vom kulturellen thema zum ästhetischen: krampen arbeitet nicht nur, wie es der flüchtigen vorstellung einfallen könnte, die vorderseiten. es zeigt sich, dass die grosse delikatesse eigentlich die bearbeitung der rückseiten ist. er unterscheidet denn auch in seinen ausstellungen rückseiten und vorderseiten, wobei die rauhere wirklichkeit noch immer aus den spuren der vorderseiten abzulesen ist, während die rückseitenästhetik die valeurs feiner abstrakter impressionen zulässt.
eugen gomringer
001 / 1989 v 24,0 x 22,0 ulm
martin krampen, geb. 1928. nach einem studium von psychologie, theologie und kunstgeschichte in tübingen und heidelberg studierte er malerei an der akademie in florenz. als mitglied des "movimento d ´arte conreta" (mac) war er an
ausstellungen in italien beteiligt.
in mailand stellte er 1952 im"studio b 24" aus.
an der gerade eröffneten hochschule für gestaltung (hfg) in ulm nahm er ab 1953 am grundkurs mit josef albers, helene nonneschmidt, max bill als lehrern teil und studierte bei friedrich vordembergegildewart, otl aicher und tomas maldonado visuelle kommunikation.
besonders beschäftigte ihn die wirkung von formen und farben auf die menschen. so studierte er nach seinem hfg-diplom an der michigan state university in den u.s.a. er schloss dort das studium der psychologie und kommunikationswissenschaft mit einer doktorarbeit ab. er wurde professor für "design und psychologie" am carnegie institute of technology in pittsburgh und an der university of waterloo in canada. auch am "new bauhaus" (institute of design) in chicago unter richtete er. er befasste sich mit computergrafik und stellte 1967 während eines gastsemesters an der hfg,und 1968, nach seiner rückkehr als dozent an die hfg, zusammen mit amerikanischen kollegen bei kurt fried im "Xstudio f" (ulm) computergrafische arbeiten aus.nach schliessung der hfg 1968 war er gastdozent in schwäbisch gmünd, bologna und genf. 1975 wurde er professor für semiologie und sozialpsychologie an der universität göttingen. 1977 nahm er einen ruf als professor für "theorie der visuellen kommunikation" in der hochschule der künste berlin an. dort entwickelte er seine forschungen über die wirkungen von formen und farben weiter. mit der decollagetechnik beschäftigt er sich intensiv seit 1989.