über das mies van der rohe haus

 

die filmregisseurin georgio von der rohe schreibt nach ihrem ersten besuch des mies von der rohe hauses am 12. mai 1994:


als die bauten meines vaters im berlin der frühen 30er jahre entstanden, waren wir töchter sozusagen noch gar nicht beteiligt. Erst heute, mehr als 60 jahre später - an einem wunderschönen maitag - kann ich dieses haus, das mein vater gebaut hat, zum ersten mal besuchen.
mitte der 60er jahre, als die neue nationalgalerie entstand, hatte mein vater vergeblich versucht, seine früheren bauten im ostteil der stadt aufzusuchen. vielleicht hat ihm das verbot der behörden die enttäuschung über die gravierenden baulichen veränderungen erspart.
die architektonische substanz des hauses, der ausblick auf die blühende gartenanlage machen für mich diese erste Begegnung zu einem ganz besonderen und sehr persönlichen erlebnis: ich muss daran denken, wie sehr sich mein vater, der nie ein eigenes haus besass, in seinen letzten lebensjahren wünschte in einem solchen domizil zu leben, in einem haus das - wie viele seiner privatbauten - das innen mit dem aussen verbindet und ihm erlaubt hätte, in seinem rollstuhl ins freie, unter die linde oder an das ufer des obersees zu fahren.

 

über das mies van der rohe haus

 

günther uecker "fragmente"

 

ausstellungen 1993 - 1995



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