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Museum Abteiberg

Abteistr. 27
41061 Mönchengladbach
Tel. 02161 - 252637; Fax 02161 - 252659
Di - Fr 10 - 18, Sa, So 11 - 18 Uhr (Musuem)
museum@museum-abteiberg.de
www.museum-abteiberg.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

04.07,. - 24.10. 2010

Mircea Cantor

Klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben

Das Werk des rumänischen Künstlers Mircea Cantor (*1977 in Oradea) handelt von der heutigen Zeit und erzeugt für deren Deutung unerwartet neue eindringliche Bilder. Es handelt von Gesellschaft, Politik und der globalisierten Gegenwart mit ihren vielfach gebrochenen, widersprüchlichen Realitäten. Und von menschlichen Utopien, Glaubens- und Glücksversprechen, die uns vielfach als kaum mehr glaubwürdig oder gar komplett vergangen erschienen: Sie kehren in Cantors Werk wieder als irritierende atavistische Kräfte, durch die sich sowohl Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft als auch die unterschiedlichen Orte der heutigen Welt unauflösbar miteinander verketten.
Es herrscht eine auffällige Präsenz von "armen" und "primitiven" Mitteln und von einfachen menschlichen Gesten, Cantor setzt anthropologisch lesbare und empathische Medien ein: einfache Materialien, gebastelte Formen, handwerkliche Techniken, Texte und Zeichnungen aus Kerzenruß oder Lippenstift, Fingerabdrücke auf der Wand. Sie sind der Arte Povera und Prozesskunst aus den 1960er und 70er Jahren verwandt, entwickeln jedoch vor dem Hintergrund der heutigen Realität, in der Cantor seine Beobachtungen begann, eine veränderte, aktuellere Aussage: Einerseits ist alles, was hier erscheint, in eben jener real erlebten Gleichzeitigkeit von Gegenwart und Vergangenheit zu verstehen, andererseits ist genau dies ein Phänomen, das über biografische bzw. kulturelle Zusammenhänge hinausweist, d.h. nicht von einem konkreten Fundort, sondern von einem allgemeineren menschlichen Geschehen spricht und zu einer Parabel wird.

Cantors parallele Lebensorte, Paris und Rumänien, und sein ständiges Wechseln zwischen diesen und anderen Welten bewirken dabei ein kritisches Verhältnis zur heutigen Bedeutung von Kunst, ein Plädoyer für eine eher ephemere Existenz: weder auf ein bestimmtes Medium rückführbar, noch auf eine wiederkehrende Form oder Ästhetik, sondern vielmehr auf eine innere Ökonomie von punktuellen und "notwendigen" (M. Cantor: "necessary") Aussagen. Dies erklärt auch, warum Cantor seine Arbeiten stets in der Art einer Retrospektive wiederkehren lässt: Er wendet sich gegen den Druck, stets neue Arbeiten zu produzieren und agiert entlang einer eigenen Setzung von innerer Notwendigkeit: " ...der Notwendigkeit, etwas zu tun, und ebenso der Notwendigkeit, sich zu verweigern" (M. Cantor).

In der Begegnung mit einem Werk wie dem von Mircea Cantor entsteht eine Spannung, die sich aus solch rigider, vermeintlich überkommener Grundsätzlichkeit erklärt: " Ich bin nicht daran interessiert, Antworten zu finden, sondern nur daran, Fragen zu identifizieren, die in einem bestimmten Moment zu stellen sind." (M. Cantor)

Mircea Cantors Titel "Klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben" (vgl. Math. 10.16) fasst die tiefgründig ambivalente Parabel seiner Sujets zusammen und verbindet rund 30 Arbeiten, die im Museum Abteiberg zu Cantors bislang größter Einzelausstellung zusammen kommen. Gezeigt werden Skulpturen und Installationen (u.a. "Monument for the End of the World", "Seven Future Gifts", "Angels and Airplanes", "Dimension Variable"), fotografische und collagenhafte Papierarbeiten und Wandmalereien, die vielfach erstmalig in Deutschland zu sehen sind und teils ortsspezifisch neu entworfen wurden.
Des Weiteren zeigt die Ausstellung seine zahlreichen Filme mit überraschend gegensätzlichen Bildsprachen, unter ihnen dokumentarische Szenen ("Double Heads Matches", "Dead Time", "The Leash of the Dog That Was Longer Than His Life"), die Animation "Zooooooom" (2006-2009), den ganz neuen choreografischen Film "Tracking Happiness" (2009) und jene, die das Publikum vor rund fünf Jahren erstmalig auf das Werk Cantors aufmerksam machten: "The Landscape is Changing", die Inszenierung einer städtischen Großdemonstration mit Spiegeltransparenten (2003), und "Deeparture", die Aufnahme eines Wolfs und eines Hirschkalbs in einem weißen Raum, umeinander her streifend und lauernd, potentieller Täter, potentielles Opfer in einem endlosen Loop (2005).

Im städtischen Außenraum, auf der Grünfläche vor dem Museum Abteiberg wird das Werk "Color, Silent" (2009) zu sehen sein: Ein blau-silberner Mercedes deutschen Polizei, aus dessen Inneren ein immer wiederkehrendes Sound-Licht-Spektakel herausdringt: Das Martinshorn ist innen an die Decke montiert. Das Symbol der staatlichen Ordnungskraft ist eingestülpt, das Signal steckt wie ein Knebel im Auto, sein Ton gedämpft, Blaulicht wie eine Lichtorgel, jegliche Funktion in Frage gestellt.

Das Ausstellungsprojekt mit Mircea Cantor wird begleitet durch ein Buch, das Cantor selbst gestaltete und eine Retrospektive seiner gesamten Arbeit darstellt. Dieses Künstlerbuch wurde realisiert in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich und ist 2009 im Kehrer Verlag erschienen: 16,5 x 27 cm, 224 Seiten, 136 Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen, im Buchhandel über ISBN 978-3-86828-107-1, Buchhandelspreis 27 Euro.
Die Ausstellung wurde realisiert in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich und der Kunsthalle Nürnberg und ermöglicht durch großzügige Förderung der Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung und der Hans Fries-Stiftung sowie der Sammlung Rheingold, deren Ankauf des Films "Deeparture" im Jahr 2005 den Anfang für die Zusammenarbeit mit dem Künstler legte.

 

Ausstellungseröffnung: Sonntag, 4. Juli, 12.00 Uhr

Einführung 12.30 Uhr,

Künstlergespräch mit Mircea Cantor: 14.00 Uhr

 

 

03.10. 2010 - 30.01. 2011

E402 - E405

über die Aktualität eines Zeitdokuments


Der Sammlung Etzold zu Ehren, die nunmehr seit 40 Jahren als Dauerleihgabe eine feste Größe in der Sammlung des Museums Abteiberg darstellt, wird eine kleine Auswahl von Werken präsentiert. Im Fokus sind die frühen Rasterbilder von K.O. Götz, E402 - E405.

Eröffnung: Sonntag, 3. Oktober, 12 Uhr

 

12.12. 2009 bis voraussichtlich Ende 2010

Gregor Schneider

Garage 2009

 

Der international renommierte Künstler Gregor Schneider, geboren 1969 in Rheydt, heute Mönchengladbach-Rheydt, entwarf einen neuen Eingang in Form einer Garage als (unterirdischen) Zugang zu der eigens für das Museum Abteiberg entworfenen Präsentation des Haus u r .
Das Werk Garage 2009 war inspiriert von einer gewöhnlichen Garage auf der Unterheydener Straße, in der sich ein Nachbar in seinem Auto täglich betrank. Diese durch den Nachbau verdoppelte Garage, somit Doppelgarage 2002, ging auf Reisen, wurde - in verschiedenen Fassungen - nach Hamburg, Düren, Santa Fe, Porto, Rom und Burgdorf (Schweiz) transportiert und dort jeweils wieder aufgebaut. Bislang wurden diese Garagen nur leer gezeigt.
Die Garage 2009 ist keine mobile Garage. Sie ist massiv errichtet worden und bekommt zusätzlich zu der Funktion einer Garage zwei weitere Funktionen: Als Lager für die Elektronik der Außeninstallation Steam von Robert Morris und als Zugang zur Sammlungspräsentation von Gregor Schneider im Museum Abteiberg.
Diese kann weiterhin über eine Feuerleiter im innern der Garage erreicht werden.

Die Räume sind in einem völlig dunklen Umfeld platziert: das schwarze Museum. Einzige Lichtquellen der von Gregor Schneider entworfenen Präsentation sind die Lampen dieser Zimmer.

Eröffnung: Samstag, 12. Dezember, 12 Uhr

 

 

Zugang GARAGE 2009

Der Besuch der GARAGE 2009 ist ausschließlich sonntags von 10 - 18 Uhr möglich.
Da Besucher den Zugang zum Kunstwerk mit einem einzig existierenden Schlüssel erhalten, ist gegebenenfalls mit Wartezeiten zu rechnen. Das Mindestalter für Besucher ist 16 Jahre. Kindern ist der Zugang erst ab 10 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen erlaubt.

Weitere Informationen zum limitierten Einlass erhalten Sie unter 02161 - 252637



 

 

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