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Neuer Berliner Kunstverein

Chausseestrasse 128 / 129
10115 Berlin
Tel. 030 - 280 70 20; 280 70 19; Fax 030 - 280 70 19
e-mail: nbk@berlin.snafu.de
Di + Fr 12 - 18 Uhr, Sa + So 14 - 18 Uhr
www.nbk.org
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

05.07. - 17.08.2003

Ortsbegehung 9
raum-bild

David Adam - Jens Liebchen - Adrian Sauer

Kurator: Matthias Harder


"Ortsbegehung" ist eine Ausstellungsserie im Neuen Berliner Kunstverein, zu der ein Berliner Kurator oder eine Kuratorin drei junge Berliner KünstlerInnen unter einem von ihm bzw. ihr gewählten Motto auswählt. Für die neunte Ortsbegehung wurde Dr. Matthias Harder als GastKurator eingeladen. Titel und Inhalt seiner Fotografie-Ausstellung ist "raum-bild". Die Verbindung ist zugleich medial (Fotografie verschiedener Erscheinungsformen) und inhaltlich ( private, öffentliche, institutionelle, virtuelle Raumbilder). Keine anderen Medien können Räume, innen wie außen, so exakt beschreiben, repräsentieren und interpretieren wie Fotografie oder Video. Das Interieur steht in der zeitgenössischen Fotokunstproduktion zwar numerisch hinter dem Portrait zurück, aber Raumbilder sind in der angewandten und freien Fotografie seit den achtziger Jahren so aktuell wie kaum zuvor. Die deutschen Fotografen, die sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt haben, etwa Thomas Ruff, Thomas Struth, Andreas Gursky, Candida Höfer, Jörg Sasse, Thomas Demand oder Oliver Boberg, werden auch international so sehr beachtet, dass man sich fragen könnte, ob andere Bereiche überhaupt parallel bearbeitet worden sind. Auch die drei jungen Berliner Künstler der neunten Ortsbegehung, David Adam, Jens Liebchen und Adrian Sauer, visualisieren ihre Außen- und Innenwelt in subjektiven Raumbildern. Aus konkreten Orten und Räumen werden durch künstlerische Strategien utopische Gegebenheiten, Neudefinitionen des Räumlichen jenseits des Dokumentarischen, das sie mit spielerischer Leichtigkeit aus den Angeln heben. Das Vertrauen in den Dokumentationswert der Fotografie blitzt bei Adam und Liebchen zwar gelegentlich noch auf, doch verwirrende Neudeklarationen, tableauartige Zusammenstellungen oder digitale Metamorphosen formulieren letztlich einen zeitgenössischen Gegenentwurf.

David Adam (Jg. 1970), Absolvent der Dresdner Kunstakademie, wurde 1989, kurz vor Mauerfall, beim Fotografieren verbotener Dinge in Dresden verhaftet und für einige Tage in Bautzen inhaftiert. Elf Jahre später fotografierte er auch diesen Ort, das berüchtigte Gefängnis, und inszenierte es zu einem Ort "durchschnittlicher Schönheit", wie er selbst es nennt. Hier, in raum - bild, zeigt er die kleinformatigen Raumdetails aus der Haftanstalt in Verbindung mit einer aktuellen, konstruktiven Wand-Bodenarbeit, dem Belohnungsraum, so der Titel seiner Installation. In einigen DDR-Gefängnissen war die so genannte Begünstigtenzelle Ansporn für einige Häftlinge, andere auszuspionieren. Die so "Begünstigten" konnten sich ihre Haftbedingungen durch eine luxuriösere Ausstattung ihrer Zelle erleichtern. Adam baut solche Zellen, die für ihn zum Belohnungsraum werden, mit Hilfe von großformatigen, realen Bildern von Bordellen, Einrichtungshäusern oder der Präsidentensuite eines Luxushotels nach. Das Repräsentative verschiebt sich innerhalb der vermeintlichen Rekonstruktion. Vergrößerte Aufnahmen von Fußböden in öffentlichen Gebäuden, zur skulpturalen Form übersetzt, werden ergänzend in einse räumlich-axiale, verwirrende Beziehung zu dem jeweiligen Belohnungsraum gesetzt.

Jens Liebchen (Jg. 1970) absolvierte kein Fotografie- oder Kunststudium, sondern ging in London bei Anthony Blake in die Lehre. Seine stets analoge Leica-Fotografie bleibt in der Schwebe zwischen Dokumentation und Konzept, so auch seine Arbeit "Rossija Transfer" für die Ausstellung im NBK. Die Handlung spielt an einem konkreten Ort, einem der größten Hotels Europas, dem"Rossija" im Herzen Moskaus, erbaut 1967. Die Werbebroschüre des DreiSterne-Hotels weist es als "visit card of the face of Moscow" aus. Liebchen verbrachte viele Nächte an diesem Ort, der zu einem Anlaufpunkt von Tausenden Menschen unterschiedlicher Völker wurde und wird, zu einer Schnittstelle der Migration. Ergänzt wird sein narratives Fototableau durch den Videoloop einer Autofahrt vom Moskauer Flughafen Sheremetyevo zum Hotel am Kreml, einer metaphorischen Annäherung vom Außen ins Innerste eines riesigen Landes. Die Auswahl dieser jüngst realisierten Werkgruppe ist auch als Brückenschlag zu der im Herbst im Martin Gropius Bau gezeigten Ausstellung Berlin-Moskau zu verstehen.

Adrian Sauer (Jg. 1973) studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Timm Rautert. Mit seinen digital modifizierten Raumbildern führt er formal das weiter, was seine Berliner Kollegen Gero Gries und Martin Dörbaum vorformuliert haben. Er verändert eine eigene analoge Aufnahme eines einfachen Innenraumes unserer "umbauten Umgebung" (Sauer) aus alltäglichen Blickwinkeln Schritt für Schritt in ein adigitales Muster mit Flächen und Verläufen. Die Türen, Treppen und Regale, dies die bestimmenden Hauptmotive, wirken real und künstlich zugleich. Die Reproduktion gleicht dem Original bis ins Detail, die Veränderung betrifft nicht das Dargestellte, sondern die Darstellung. Adrian Sauer nimmt mit diesen Arbeiten, die traditionelle Fotografie und virtuelle Malerei verbinden, momentan auch an der Wanderausstellung Silver & Gold teil; im begleitenden Katalog entdeckt Christoph Ribbat in seinen Bildern das "Abprallen des Blickes, selbst an den Fenstern, weil sie nicht mehr vom Alltag künden, sondern von einer zufallsfreien Hyperrealität".

Zur Ausstellung, die Anfang 2004 auch im Palais für aktuelle Kunst / Kunstverein Glückstadt gezeigt wird, erscheint ein zweisprachiger (deutsch/englisch) Katalog mit Texten von Matthias Harder, Peter Lang und Falk Haberkorn zum Preis von 10 E.

Pressevorbesichtigung: am Eröffnungstag, dem 4. Juli. zwischen 11 und 13 Uhr. Die Künstler und der Kurator sind anwesend.

Vernissage am Freitag, dem 4. Juli 2003 um 19 Uhr

Einführung: Dr. Matthias Harder

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

 

 

Mittwoch, 25. Juni 2003, 19 Uhr

Im Rahmen der Reihe Treffpunkt NBK

KUNST UND WISSENSCHAFT - KONTRÄR ODER KOMPLEMENTÄR?

Einladung zur Podiumsdiskussion mit

Prof. Dr. Karl Max Einhäupl
Direktor der Neurologischen Klinik der Charité,
Vorsitzender des Wissenschaftsrates

Adrienne Goehler
Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, Berliner Kultur- und Wissenschaftssenatorin a.D.

Jean-Baptiste Joly
Direktor der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart

Prof. Inge Mahn
Künstlerin und Professorin für Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee

Moderation
Prof. Dr. Dr. Ulf Göbel
Vorstandsvorsitzender des NBK

 

 

 

Mittwoch, den 17. September 2003, 19 Uhr

Im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen 2003 ist am Mittwoch, den 17.9.03 Nancy Adajania, die renommierte Kulturtheoretikerin, Filmemacherin, Kunstkritikerin und Chef-Redakteurin von "Art India" zu Gast im NBK.

Zu ihrem Vortrag "Anchored Illusions, Floating Realities: Two Mediatic Claims to the Public Sphere in India" möchten wir Sie recht herzlich einladen.

Der Vortrag wird in englischer Sprache sein.


 

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