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Neuer Berliner Kunstverein

Chausseestrasse 128 / 129
10115 Berlin
Tel. 030 - 280 70 20; 280 70 19; Fax 030 - 280 70 19
e-mail: nbk@berlin.snafu.de
Di + Fr 12 - 18 Uhr, Sa + So 14 - 18 Uhr
www.nbk.org
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

5.10. - 17.11. 1996


Jörg Immendorff

Gyntiana (Aualand)


Jörg Immendorff ist einer der international bekanntesten deutschen Künstler. Seine Arbeiten hängen in vielen Museen der Welt, und die Liste seiner bisherigen Ausstellungen füllt lange Katalogseiten. Er nahm zwar teil an zahlreichen großen Gruppenausstellungen in Berlin (wie "Zeitgeist" u.a.), jedoch wurde ihm eine Einzelpräsentation in einer öffentlichen Kunstinstitution unserer Stadt noch nie gewidmet. Sogar die letzten Einzelausstellungen in Privatgalerien liegen viele Jahre zurück: 1979 in der Galerie am Savignyplatz und 1982 in der Galerie Rudolf Springer. Deshalb ist es dem NBK ein Anliegen, gerade ihn, den künstlerischen "Visionär der deutschen Einheit" - wie Immendorff von Kunstkritikern bezeichnet wurde - mit neuen, teilweise erst vor einem Monat fertiggestellten Arbeiten dem Berliner Publikum vorzustellen.

Die Ausstellung trägt den Titel "Gyntiana". Er stammt von Ibsens dramatischem Gedicht "Peer Gynt", dessen Thema Immendorff seit mehreren Jahren beschäftigt hat. Eine Serie von Zeichnungen "Per Gynt of today" entstand bereits 1992, die dann einige Monate später zur Ausführung seines großformatigen Bildes mit dem Titel "Gyntiana" führte, das sich als ein bedeutendes Einzelwerk im Gesamtoeuvre des Künstlers erweist und dementsprechend auch eine zentrale Position in der Berliner Ausstellung einnimmt. Sie ist die Zusammenfassung vieler Themen und Gedankengänge, mit denen sich Immendorff in letzter Zeit besonders intensiv auseinandergesetzt hat. In Kenntnis des bisherigen Schaffens Immendorffs findet man in diesem Bild und in den dazugehörenden rund 100 Zeichnungen der "Gyntiana"-Serie zahlreiche Symbole und Motive seiner in dreißig Jahren erarbeiteten Zeichensprache wieder, die wohl mit einigen neuen, für diese Inhalte gültigen Symbolen und Figuren (wie z.B. mit der von Heiner Müller) bereichert wurde. Durch die Verwendung von einer kaum überschaubaren Fülle von Metaphern, Emblemen und Sinnbildern, konkreten und verfrendeten Zitaten und Montagen stellen diese Werke einen komplexen und vielschichtigen "Konzeptraum" dar.

In diesen Arbeiten erkennt man ein geschlossenes System von Chiffren und Symbolen für gesellschaftspolitische Wirklichkeit, wie diese von Immendorff wahrgenommen und interpretiert wird. Handschriftliche Vermerke des Künstlers an den Zeichnungsblättern, wie "Jetzt mal an die Arbeit", "Nicht vom Graben abhalten lassen", "Aufräumen im Kopf" oder "Die Debatte entfachen" verweisen auf den alten und nicht nachlassenden Kampfgeist des engagiert tätigen und utopisch "träumenden" Künstlers. Der Unterschied zu dem einstigen, dreißig Jahre jüngeren "Agitator" liegt höchstens im Reifeprozeß Immendorffs, der dem radikalen Auf-sich-selbst-beziehen der Geschichte und dem Empfinden der sozialen und politischen Konflikte als Künstlerschicksal eine philosophische Optik verlieh. Aber der von seinem Lehrer Joseph Beuys übernommene Glaube an die bewußtseinsverändernde Kraft der Kunst blieb über die ganzen Jahre unverändert.

Zur Ausstellung erscheint ein 138seitiger, zweisprachiger Katalog, der alle Arbeiten farbig abbildet, mit einem Text von Alexander Tolnay und einem Gespräch zwischen Jörg Immendorff und Pamela Kort, zum Preis von 28 DM. Die Vozugsausgabe des Katalogs in einer Auflage von 30 Exemplaren wird eine zweifarbige Originalradierung des Künstlers enthalten.

 

 

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