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NGBKOranienstr. 25
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
28.05. - 22.08.2004
Kunst auf dem Bahnhof U2 - Alexanderplatz
Martin Kaltwasser"Werbung Total"
Rauminstallation
Martin Kaltwasser wird mit seinem Projekt "Werbung Total" den U-Bahnhof der Linie U2 zu einer Plattform der Auseinandersetzung um Werbe- und Kommunikationsstrategien im öffentlichen Raum umfunktionieren. Auf den 32 Hintergleisflächen wird der Künstler affirmative, kritische und extreme Positionen zur manifesten Vereinnahmung der Stadtoberfläche durch Werbung und deren zeitweilige Rückeroberung durch Streetart in Text und Bild zu Wort kommen lassen. Er wird der Frage nachgehen, welche Legitimation Privatunternehmen und Markenproduzenten gegenüber Privatpersonen wie Künstler und Graffitisprayer haben, sich die sichtbare Seite der Stadt anzueignen. Auf den Webetafeln werden Positionen aufgezeigt, wie man kritisch und kreativ mit Werbung umgehen kann. Demgegenüber stehen Zitate von Protagonisten der Marketingszene. In einem Symposion werden die unterschiedlichen Meinungen und Positionen zur Diskussion gestellt.
Der Wettbewerb wird ausgelobt und betreut von der NGBK. Finanziert wird er von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur Berlin mit Unterstützung der BVG/VVR.
Eröffnung: am 27. 5. 2004, 21 Uhr auf dem Bahnsteig der U2
Symposium: am 12.5.2004, 16 - 21 Uhr
im Veranstaltungsraum der NGBK, Oranienstr 25, 10999 Berlin zum Thema: H&M&Wall&Nike,BZ&Co. vs.Pieces, Tags, Sticker, Scratches, Streetart oder: wem gehören die Stadtoberflächen?
"H&M&Wall&NIKE&BZ&Co. Vs. Pieces, Tags, Sticker, Scratches, Streetart
oder: Wem gehören die Stadtoberflächen?"Folgende Themen werden in dem Symposium verhandelt:
Allgemein:
Wie stehen gegenwärtig öffentlicher Raum und seine visuelle Vermarktung, bzw. die
Idee von Reclaim the Streets bzw. Adbuster-Strategien zueinander?Hat nicht die Aufmerksamkeit für visuelle Kultur ihren Zenith überschritten und wird mehr und mehr zu alternativen kommunikativen Handlungen übergegangen (Flashmobs etc.).?
Zur Werbung:
1) Wie hat sich Werbung seit den Sixties verändert - mit Blick auf Zielgruppen in der Popkultur statt Produktaufklärung.
2) Verführung am einzelnen schönen Objekt oder Korporatisierung, das heißt unterschiedliche Produkte als Stil/Attitüde unter einem Label verbuchen (No
Brow; Marketing of Culture oder Culture of Marketing?)
3) Worin und wieso unterscheiden sich die für die Arbeit "Werbung Total" im U-Bahnhof Alexanderplatz U2 verwendeten Zitate der Werber von den tatsächlichen Produkten der Werbung (Innovation / Kompromiss)Zur Street Culture:
1) Kunst und öffentlicher Raum als Verbindung im 20. Jahrhundert - ein
Versuch der Demokratisierung, der heute auf Festivalisierung/Kapitalisierung
reduziert ist
2) Graffiti als Gegenkultur oder als Subkultur - politisches Handeln versus
illegales Handeln
3) Neue Raum-Öffentlichkeits-Erfahrung bei den Situationisten - Streetart
als heutiges Pendant?TeilnehmerInnen
Dr. Christoph Herrmann, Unternehensberater, München
Michael Geffken, Ex- Chefredakteur "Werben und Verkaufen", Potsdam
Axel Thiel, Sozialpädagoge und Grafftitiforscher, Kassel
Stefan König, Graphikdesigner, Berlin
Martin Kaltwasser, Architekt und Bildender Künstler, Berlin
Wall Street Journal, Streetart, Berlin
Annette Mächtel und Christoph Bannat, NGBK-AG Alexanderplatz U2, Berlin
Sandy Kaltenborn, Graphikdesigner, Berlin (angefragt)
Stephan Lanz, Dipl.-Stadtplaner, Stadtforscher, Berlin / Frankfurt/O. (angefragt)Moderation: Harald Fricke, Journalist und Publizist, Berlin
Ein kleiner Nachtrag
Nachdem die 32 Plakatwände mit den transformierten ddr-Logos des Norwegers Aage Langhelle auf dem Bahnhof außerordentliche Resonanz beim Publikum und in der internationalen Presse fanden, haben die drei Buchstaben auch in Berlin einige Gemüter erregt. In einer kleinen Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus wollte der F.D.P.-Abgeordneten Krestel von der zuständigen Senatsverwaltung wissen, ob die Signets nicht ein Unrechtssystem verherrlichen würden, während eine Sprayergruppe auf dem Bahnhof in einer Nacht- und Nebelaktion eine Plakatwand gegen ihr eigenes Logo CBS austauschte. Nach geraumen Zeit gab CBS die entwendete ddr - Plakatfläche von Langhelle unbemerkt zurück und platzierte sie an der Fassade des Kaufhofes am Alexanderplatz.
Newsletter Mai 2004
Die NGBK lässt das Thema Arbeit nicht mehr los. So wie Arbeit bzw. die Vernichtung von Arbeitsplätzen und das Resultat: die Arbeitslosigkeit ein fester Programmpunkt - neben Kriegsmeldungen - der täglichen Nachrichten geworden ist, so schlägt sich das Thema immer stärker im Kunstbetrieb nieder. Auch in der jetzigen Ausstellung, die mit großer Resonanz am Vorabend des 1. Mai, in der Walpurgisnacht, eröffnet wurde, werden die unterschiedlichen Formen menschlichen Agierens unter dem Begriff Tätig Sein thematisiert. Dabei wird die Grenze zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit kurzerhand schon mal ignoriert, um unseren Blick für die 24-stündige Existenz des Menschen zu schärfen. Dieser Aspekt bekommt umso mehr Bedeutung, je stärker wir uns von einer Gesellschaft von Lohnabhängigen zu einer Gesellschaft von Arbeitslosen wandeln, die wiederum sehnsüchtig auf die Besitzer eines Arbeitsplatzes blickt, während jene "Glücklichen" widerstandslos Eröhung von Taktfrequenzen und Verdichtung von Arbeitsabläufen hinnehmen sollen. Denn da draußen, da steht eine Schlange ...
Die Begriffe tanzen durcheinander, die Bedeutungen schlagen Kapriolen und die Verwirrung ist groß. Allein schon: wer gibt Arbeit, wer nimmt sie?
Die niederländische Künstlerin Jeanne van Heeswijk demonstriert, wie mit obsessiver Hartnäckigkeit (viel Zeit!)und Kollegen ein zweidimensionales Beziehungsgeflecht, die Bestandsaufnahme all ihrer beruflichen Verbindungen von 1993-2004, in eine lebendige 3-D-Kartoffel-Skulptur verwandelt werden kann.Welche visuelle Kraft und Schönheit solch eine soziologische Relationsgrafik in der Dreidimensionalität entfalten kann, möchten wir Ihnen in diesem Newsletter nicht vorenthalten und hoffen gleichzeitig, Sie so neugierig zu machen, dass Sie die gesamte Ausstellung persönlich in Augenschein nehmen möchten.
Obwohl wir also ein immenses Problem mit der Arbeit haben und die Menschen ohne sie dank Hartz eins, zwei, drei und vier auf immer mehr Geld verzichten müssen, sinkt die Kaufkraft sukzessive. Das scheint sich aber kaum auf die Werbung auszuwirken. Werbung ist bald das ganze Leben. Wo hört die Werbung auf, wo beginnt die Nachricht, wo das Leben. Die Menschen stellen sich freiwillig und anscheinend freudig als Werbeträger zur Verfügung, ohne - wie z.B. im Fußball - damit Geld verdienen zu können. Widersprüche über Widersprüche. Martin Kaltwasser wird sich im Rahmen des Alexanderplatz U2 Projekts mit dem Phänomen Werbung Total befassen.
Wir wünschen ihnen viel Vergnügen dabei, Licht in das Dunkel unserer Zeit zu bringen und sich Erkenntnisse zu erarbeiten, im Rahmen unserer Ausstellungen, versteht sich. Leider wird diese Tätigkeit nicht mit Geld sondern nur mit säkularer Erleuchtung honoriert werden, dafür ist der Eintritt frei.