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NGBKOranienstr. 25
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 - 6153031; Fax 030 - 615 22 90
Email: ngbk@ngbk.de
täglich 12 - 18.30 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibitionEröffnungen und Projektrealisierungen auf nächstes Jahr verschoben
17.09. - 17.10.2003
Learning from*Städte von Welt, Phantasmen der Zivilgesellschaft, informelle Organisation
Eine Ausstellung der Arbeitsgruppe Learning from* der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) Oranienstr. 25, 10999 Berlin, Tel. 030-615 30 31
Bis heute gilt die europäische Stadt als beispielhaftes Exportmodell. Als Hort bürgerlicher Emanzipation, kultureller Vielfalt und ökonomischer Innovation spiegelt sie die für überlegen gehaltene europäische Zivilisationsgeschichte. Doch erst das industrielle Zeitalter und die Kolonialisierung verbreiteten das europäische Stadtmodell weltweit.
In Europa gilt die bürgerlich regulierte Stadtgesellschaft als Norm, ein städtisches Leben jenseits dieser "civitas" jedoch als katastrophisch. Im globalen Maßstab zeigt sich eine dazu widersprüchliche Realität. Irreguläre Ökonomien und soziale Organisationsformen überlagern sich häufig mit staatlicher Unterdrückung, privatwirtschaftlicher Kontrolle und mafiöser Gewalt. Mit der "Globalisierung" kehren solche Muster, die hiesigen Ordnungs- und Demokratie-Vorstellungen widersprechen, in europäische Städte zurück. Sweatshops und Armutsökonomien, Korruption und privatwirtschaftlich überwachte Räume lassen die Norm der bürgerlich geordneten Stadt weltweit als Phantasma deutlich werden.
Learning from* thematisiert städtische Realitäten jenseits einer europäisch verstandenen "civitas", ohne vorgeprägte Bilder chaotischer Strukturen zu bedienen, die politisch-instrumentelle Perspektive eines neoliberalen Lernens von selbstorganisierten Überlebensstrategien einzunehmen oder einen romantischen Blick auf städtischen Alltag inmitten von Krisengebieten zu werfen.
Hierzu werden künstlerische Projekte vorgestellt, die die Spannbreite des "dirty realism" in den Städten von Welt aufzeigen - zwischen Märkten und Verkehr, Konflikten und Architekturen. Das besondere Augenmerk liegt auf Organisationsformen innerhalb vermeintlich chaotischer Strukturen und auf den irregulären Momenten inmitten scheinbarer Ordnungen:Der größte informelle Markt Ost-Europas, der Arizona-Markt, liegt im Brãko-Distrikt im Nordosten Bosnien-Herzegowinas. Eng mit den Planungen der SFOR-Truppen verbunden, hat er im Laufe seiner Entstehung ein selbstorganisiertes System mit verschiedenen Zonen, sozialen Organisations- und Informationsstrukturen herausgebildet. In Kürze wird er jedoch durch ein modernes Einkaufszentrum ersetzt. Margareth Otti dokumentiert diesen Prozess anhand von architektonischen Modellen. Der "Jarmark Europa", ein Markt in einem stillgelegten Sportstadion in Warschau, ist Ziel vieler KofferhändlerInnen aus der ehemaligen Sowjetunion, die ihre Waren persönlich über die Grenze transportieren. Minze Tummescheit hat mit der Kamera zwei dieser Frauen auf ihren Wegen zwischenHeimatort und dem Basar begleitet.
Der formellen, bürgerlichen Sicht auf die Lebens- und Wohnbedingungen in der 13 Millionen-Stadt Istanbul stellen Martin Kaltwasser / Folke Köbberling Zitate von Gecekondu-Bewohnern gegenüber, denen ihr zunächst informell errichtetes Haus oftmals die einzige Lebenssicherheit ist.
Orhan Esen setzt in der Installation "performance without licence" dem besonders durch die ansässige Bildungsschicht artikulierten Schreckensbild des alltäglichen Istanbuler Verkehrschaos die ausgeklügelte Vielfalt des selbstorganisierten städtischen Personennahverkehrs entgegen. Auch inmitten der Transportsysteme Mumbais, die allgemein als besonders langsam und unzuverlässig gelten, funktioniert das hochkomplexe System der informellen Essensdistribution durch 5.000 "Dabbawallas" jeden Tag pünktlich. Shilpa Gupta hat einen Computerspieltrailer entwickelt, der die Zirkulation und den hohen Grad an Selbstorganisation dieses Verteilungssystems demonstriert.Lange vor dem sogenannten "Kampf gegen den Terror" hat der "schmutzige Krieg" in Nordirland Bürgerrechte und den Schutz der Privatsphäre außer Kraft gesetzt. Anhand von Bildmaterialien stellt Jochen Becker den Verlauf und die "Normalität" dieses langjährig schwelenden Krieges dar. Der städtische Low Intensity War wurde von der britischen Armee in der von Andree Korpys / Markus Löffler fotografierten "Fighting City" in Berlin-Ruhleben trainiert und in Belfast ausgeübt. Heute verspricht Belfast, nach Beendigung des Bürgerkriegs, eine prosperierende Stadt zu werden, auch wenn dies bislang nur auf unzähligen Bauschildern steht, die John Duncan in seiner Fotoserie "Boomtown" dokumentiert hat. Die weitreichende Produktivkraft von Verbrechen für die Entwicklung von Sicherheitstechnik, Architektur und Städtebau untersucht Michael Zinganel am Beispiel Wiens.
Die "Universal Embassy" wurde vor einem Netzwerk aus AktivistInnen und "Sous Papiers" in dem verlassenen Gebäude der ehemaligen Botschaft von Somalia in Brüssel eingerichtet. Martin Krenns Serie "City Views", aus der die Arbeit "Universal Embassy" stammt, untersucht den städtischen Raum in Form einer Foto-Text-Serie, die mit MigrantInnen in europäischen Städten entwickelt wird.
In afrikanischen Städten ist die post-/koloniale europäische Prägung nach wie vor omnipräsent und somit Teil dortiger Wirklichkeit, die uns lediglich bruchstückhaft und äußerst selektiv medial vermittelt wird. Christine Meisner setzt sich in ihrer Arbeit "Wirklichkeit ohne Gewähr" in Form von Zeichnungen, Videos und Texten mit den Darstellungsmöglichkeiten einer urbanen afrikanischen Realität auseinander, die mit der Einschreibung europäischer Stereotypen in die Architektur und im Prozess des Aufzeichnens mit den Konventionen des eigenen, europäischen Blicks konfrontiert ist.
Aus zahlreichen Interviews mit KünstlerInnen und Kulturschaffenden, die in Johannesburg lebten, bevor sie ins Ausland gingen, fügt the trinity session (Stephen Hobbs / Marcus Neustetter / Kathryn Smith) in einer Collage aus Graphiken und Texten ein vielschichtiges Bild der Stadt zusammen, die sich seit dem Ende der Apartheid in einem extremen, teilweise brutalen Umbruchprozeß befindet.Die Perspektive der "Welt in der Stadt" nimmt die dokumentarische Filmreihe ES Express ein: Micz Flor, Merle Kröger und Philip Scheffner brachten innerhalb des ErsatzStadt-Projekts der Volksbühne internationale KulturproduzentInnen, StadtforscherInnen und politische AktivistInnen mit VertreterInnen lokaler Gruppen und Initiativen zusammen, die spezifische Berlin-Touren für ihre Gäste entwickelten. Diese waren der Anlass, über städtischen Alltag an konkreten Stadtphänomenen vergleichend zu diskutieren.
Begleitprogramm zu Learning from*
Veranstaltungen zu Learning from* in der NGBK:
Donnerstag, 18.09.03, 19:00 Uhr:
Orhan Esen "ohne Führerschein, mit Kompetenz"
Vortrag, anschließend Diskussion mit Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, BerlinSonntag, 28.09.03, 19:00 Uhr:
Stefan Thimmel und Ulrich Brandt: "Soziale Bewegungen in Argentinien und Brasilien zwischen Konfrontation und Kooperation"
Vortrag und DiskussionDonnnerstag, 02.10.03, 19:00 Uhr:
Akinbode Akinbiyi: "Lagos All Roads", Diavortrag
Christine Meisner: "Wirklichkeit ohne Gewähr: Lagos, Abidjan, Yamoussoukro", Audiovisueller Vortrag, anschließend DiskussionSonntag, 05.10.03, 19:00 Uhr:
Hüsnü Yegenoglu: "Informelles Bauen in Ankara und Istanbul", DiavortragSonntag, 12.10.03, 19:00 Uhr:
"From/ To Europe, Exportmodell Europäische Stadt"Des Weiteren in der Ausstellung:
real.-Mapping@Learning from* von Matze Schmidt und Sebastian Steger
kritisches Topografieren politischer Ökonomie, Wiki, Workshops + Concept Mapping
13. September - 17. Oktober 2003
Arbeitsplatz täglich 15.30 - 18.30 Uhr
In der NGBKFolgende Workshops werden angeboten:
Freitag, 19. September 2003, 17 Uhr
E-Learning + Mappingstrategien
in Koop mit Gudrun HorstmannDonnerstag, 25. September 2003, 17 Uhr
informell & immateriellSamstag, 4. Oktober 2003, 17 Uhr
Mapping politische ÖkonomieDonnertsag, 9. Oktober 2003, 17 Uhr
Linien ziehen ist nicht genug
Freitag, 17. Oktober 2003, 17 Uhr
Wissensproduktion GmbHinfo@real-mapping.net / www.real-mapping.net
Zur Ausstellung erscheint in der Reihe ÐmetroZonesð ein Katalog, herausgegeben von der NGBK und der AG Learning from*. Weitere Titel der Reihe ÐmetroZonesð im b_books Verlag, Berlin.
AG Learning from*:
Jochen Becker, Claudia Burbaum, Martin Kaltwasser, Folke Köbberling, Stephan Lanz, Katja Reichardund John Duncan, Orhan Esen, Micz Flor/ Merle Kröger/ Philip Scheffner, Shilpa Gupta, Johannes Harnischfeger, Martin Krenn, Andree Korpys/ Markus Löffler, Christine Meisner, Margareth Otti, Ismail Sarigöl, Dierk Schmidt, Matze Schmidt/ Sebastian Stegner,
the trinity session (Stephen Hobbs/ Marcus Neustetter/ Kathryn Smith), Minze Tummescheit, Michael Zinganel
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass im Rahmen unserer aktuellen Ausstellung "Learning from* Städte von Welt, Phantasmen der Zivilgesellschaft, informelle Organisation" kurzfristig eine Veranstaltung
hinzugekommen ist.Wir freuen uns in Kooperation mit dem Projekt Grenzgeografien der Universität der Künste Berlin am 08.10.03, 19:00-22:00 Uhr das Symposium:
"grenzgeografien - informal planning in conditions of urban conflict"
in den Räumen der NGBK auszurichten. Bitte haben Sie Verständnis, das die Vorträge
und Diskussionen auf Englisch stattfinden werden. Nähere Informationen zu dem Symposium finden Sie am Ende dieser Nachricht.Gleichzeitig möchten wir auf unser aktuelles Rahmenprogramm hinweisen:
Sonntag, 05.10.03, 19:00 Uhr:
Hüsnü Yegenoglu: "Informelles Bauen in Ankara und Istanbul", DiavortragSonntag, 12.10.03, 19:00 Uhr:
"From/ To Europe, Exportmodell Europäische Stadt"
08.10.2003, 7 - m 10 pm
grenzgeografien - informal planning in conditions of urban conflict
symposium at the Neue Gesellschaft für Bildende Kunst NGBK
a co-operation of the University of Arts Berlin (project Grenzgeografien) and the AG Learning from*. The symposium has been made possible by the Allianz Cultural Foundation and supported by the following organisations: Bundeszentrale für politische Bildung BpB, Deutscher Akademischer
Austauschdienst DAAD, Arthur Goldreich Foundation Jerusalem.
The intensity of the Israeli-Palestinian conflict of the last decades has transformed East Jerusalem into a laboratory of the extremes. Formal and informal forces of urban change have become part of a complex and inextricable urban system: Western-oriented instruments of planning have been drafted in to cement the imposed unity and population balance of the city through planning constraints, the construction of settlements, roads and most recently the separation wall. Outside planning, a complex shadow city has emerged that escapes the persistent attempts of official control through perseverance, inventiveness and sheer scale. Here, the inhabitants have learned to utilize limited economic and spatial resources to maximum efficiency fusing the traditional interrelationship between social and spatial networks with contemporary building techniques and construction processes. The emerging informal house is a microcosm, which embodies political, social, economic conflicts and cultural traditions in Jerusalem at large.
Within a difficult political context, a trilateral team of Palestinian, Israeli and German architects and architectural students has analysed patterns and principles within informal housing developments in East Jerusalem. Can we discover innovative potential within urban development that emerges within a quasi war-like situation? Can existing networks, systems and practices inform a more forward looking urban planning strategy for Jerusalem? What instruments do we need in order to initiate and steer such a development? During the symposium the first results of the Jerusalem field-work will be presented and discussed in relation to recent research on informal housing worldwide.
The symposium will begin with a series of short lectures followed by a panel discussion in English:
30-minute lectures: "Formality and Informality in the context of urban conflict in Jerusalem"
Grenzgeografien geographies of conflict, is a German-Israeli-Palestinian co-operation of the University of Arts Berlin, the International Peace and Cooperation Centre Jerusalem and the Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem"Informal construction in Mexiko, Usbekistan, Türkei"
Eckhart Ribbeck, University of Stuttgart"Informal housing and the role of architects pilot studies in Damascus, Phnom Pen and South Africa"
Iris Gleichmann, Office for Environmental Planning and Urban Development (B.U.S.) Dresdenpodium discussion: The speakers will be joined by members of AG Learning
from*, Prof. Herrle (TU Berlin), Jesko Fezer (Hier entsteht/ ErsatzStadt), studio Urban Catalyst, Kyong Park (New York) and others. The discussion will be moderated by Susanne Schindler (Arch+ Berlin).
Eröffnungen und Projektrealisierungen auf nächstes Jahr verschoben
Auf Grund dringender und nicht vorhersehbarer Bauarbeiten auf dem U-Bahnhof Alexanderplatz müssen wir die kürzlich angekündigten Eröffnungen und Projektrealisierungen auf nächstes Jahr verschieben.
Dies betrifft:Sven Kalden "typenoffen"
angekündigt für den 11. September 2003 muss auf Juli-September 2004 verschoben werdenStefan Micheel "fortissimo"
angekündigt für den 9. Oktober 2003 muss auf Juni 2004 verschoben werdenWir bitten Sie, diese Änderungen in Ihren Programmkalendern und Veranstaltungshinweisen entsprechend zu berücksichtigen und bitten für die kurzfristige Änderung um Ihr Verständnis.
Das nächste Projekt "DDR" von Aage Langhelle findet wie geplant vom 11. Dezember 2003 Mitte März 2004 auf dem U-Bahnhof Alexanderplatz U2 statt.