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NGBK

Oranienstr. 25
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 - 616 513-0 ; Fax 030 - 616 513-77
ngbk@ngbk.de
täglich 12 - 18.30 Uhr
http://www.ngbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

21.08. - 03.10.2004

Nine Points of the Law

Bild / Macht / Besitz / Verhältnisse

Die Ausstellung Nine Points of the Law untersucht die Beziehungen zwischen der Erstellung, dem Besitz und der Vermarktung von fotografischen und filmischen Bildern sowie der Macht, die vor dem Hintergrund kultureller und ökonomischer Entwicklungen durch gezielten Bildeinsatz ausgeübt wird. Sie stellt künstlerische und aktionistische Arbeiten vor, die Bildwelten innerhalb und außerhalb des Kunstkontexts untersuchen sowie Organisationen in Augenschein nehmen, welche die Distribution von Bildern zu verantworten haben.
Der Ausstellungstitel Nine Points of the Law ist dem angelsächsischen Sprichwort Possession is Nine Points of the Law (frei übersetzt: Wer besitzt, ist im Recht) entlehnt und spielt auf die oftmals prekäre Kausalität zwischen (Bild-)Besitz und (Verfügungs-) Macht an. Der Fokus der Ausstellung richtet sich dabei auf mediale Bilder, deren Einsatz und Kontrolle. Wem gehören die Bilder? - Wer hat die Kontrolle über sie? - Wer kann sie benutzen und wie? - Wer kann auf sie zugreifen? - Wer kann sie verändern?
Die These des antiken Philosophen Quintillian »Wer die Macht über die Bilder hat, hat die Macht über die Menschen« bewahrt bis heute Gültigkeit: Wirtschaftstrategen wie Bill Gates, internationale Politiker und deren Medienberater installieren und festigen über kontrollierte Bildverbreitung politische und wirtschaftliche Macht. In einer Welt, in der eine scheinbar unbegrenzte Verfügbarkeit von Bildern besteht, in der durch die Globalisierung ähnliche Bildwelten überall Verbreitung finden und ins Alltagsleben vordringen, in der kulturelle und ideologische Macht durch Bilder definiert wird, müssen neue Methoden entwickelt und erlernt werden, um mit diesen Entwicklungen und Realitäten umzugehen.
Mit der Ausstellung Nine Points of the Law knüpft die Arbeitsgruppe Fotografie an die Ausstellung Ex Machina - Über die Zersetzung der Fotografie (2001) an, die die technisch begründeten Unterscheidungen und medialen Grenzüberschreitungen des Mediums Fotografie untersuchte. Nun geht es um die Produkte dieser Apparate.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: 0100101110101101.org, Mircea Cantor, Minerva Cuevas, Marine Hugonnier, Elke Marhöfer & Barbara Frieß, Klub Zwei, Bülent Sangar, Christoph Weber, Zevs

Zu den Arbeiten:
Der Film Ariana (2003) von Marine Hugonnier und die Gemeinschaftsarbeit Mach Dich weg und denke wir (2003) von Elke Marhöfer & Barbara Frieß setzen am Punkt vor der Bildentstehung an, bei der Verhinderung von Bildern und ihrer Kontrolle. In Ariana, der antike Name eines Landstrichs in Afghanistan und zugleich der afghanischen Fluglinie, wird Marine Hugonnier das Filmen eines strategischen Aussichtspunktes durch das Militär verweigert, ihr Blick auf den einer Touristin reduziert. Elke Marhöfer & Barbara Frieß stellen eine Edition von Vermummungsmasken aus, die durch das aufgenähte Label Mach Dich weg, und denke wir markiert sind. Die Nutzung dieser Masken würde es erlauben, die Identität der Teilnehmer videoüberwachter Demonstrationen zu verschleiern.
Eine eigene Strategie der Bild-Verweigerung beziehungsweise ihrer temporären Produktion verfolgt der rumänische Künstler Mircea Cantor in The Landscape is Changing (2003): mit einer in Tirana 2003 inszenierten Demonstration, auf der die Demonstranten statt Transparenten oder Symbolen Spiegel durch die Hauptstadt tragen.
In Sehnsucht, Reichtum, Glück (2001) recherchiert Christoph Weber in der Bilddatenbank http://image.google.com mit den Suchbegriffen Glück, Sehnsucht, Reichtum und bindet die Ausdrucke dieser über 2000 Bilder in ein festes, bibelartiges Buch.
Künstlerische Angriffe auf die konstruierten Bilderwelten der Werbung vollziehen die Arbeiten Visual Kidnapping - Pay Now (2002-2004) des französischen Street-art Künstlers Zevs (Zone d´experimentation visuelle et sonore), Del Montte (2004) von Minerva Cuevas und die Aktion Nikeground-Rethinking Space (2003) - von 0100101110101101.org und Public Netbase. Visual Kidnapping - Pay Now ist die ebenso programmatische wie faktische Entwendung eines Werbeikons, mit der versucht wird, den Werbestrategen und der ungefragten Bebilderung unserer Öffentlichkeit Paroli zu bieten. Mit der Wandmalerei Del Montte legt Minerva Cuevas die kriminellen Verflechtungen eines internationalen Nahrungsmittelkonzerns offen, indem sie die Werbeträger auf der Text- und Zeichenebene manipuliert.
Die Künstlergruppe 0100101110101101.org und die Internetplattform Public Netbase haben mit ihrer Fake-Aktion, der Umbenennung des Wiener Karlsplatzes in Nike-Place, die Öffentlichkeit und die Firma Nike wochenlang irritiert. Mit der künstlerischen Intervention im öffentlichen Raum und einer Kampagne im Internet wird der globale Einfluss von Großkonzernen wie Nike, deren Marke sich inzwischen allein durch ihr Logo verbreitet, ins öffentliche Bewusstsein gebracht und zugleich die Macht subversiver Kampagnen gezeigt.
Grundsätzliche Fragen der Bilderdistribution durch Veröffentlichung in den Medien behandeln Klub Zwei in ihrer Videoarbeit Schwarz auf Weiß und Bülent Sangar in seinen inszenierten Fotografien Suret (2003). In Schwarz auf Weiß. Die Rückseite der Bilder (2003) wird durch die Verweigerung sichtbarer Bilder und deren verbale Evokation, der mediale Verbrauch von Bildern der Shoah und der oft fahrlässige Umgang mit dem fotografischen Gedächtnis bewusst gemacht und kritisiert. Suret thematisiert Fragen des religiös motivierten Bilderverbots in der Türkei.

Es erscheint bei der NGBK ein Katalog in Deutsch und Englisch mit Texten von Matthias Bruhn, Katia Reich, Rolf Sachsse, Holger Kube Ventura, Florian Waldvogel und anderen (ISBN 3-926796-92-8).
Für das Begleitprogramm mit Vorträgen und Diskussionen stehen bisher folgende Termine fest:
Donnerstag, 26.8.2004 um 19 Uhr Autonome Afrika Gruppe (angefragt), Vortrag und Gespräch
Donnerstag, 2.9.2004 um 19 Uhr Konrad Becker, Public Netbase, Vortrag und Gespräch
Donnerstag, 9.9.2004 um 19 Uhr Detlef Hofmann - Von der Lust und Last der Bilderflut, Vortrag
und Gespräch, moderiert von Mirjam Wenzel
Sonntag, 3.10.2004 um 19 Uhr Linda Hentschel, Vortrag und Gespräch

Mit freundlicher Unterstützung des AFAA - Bureau des Arts Plastiques/Französische Botschaft.

Arbeitsgruppe Fotografie
Katia Reich, Anke Ulrich, Friederike Kitschen, Barbara Lauterbach, Martin Wrede

 

Eröffnung: 20.8.2004, 19 Uhr

 

 


evolutionäre zellen
"Alle Gruppen, Vereine, Unternehmen und Personen, die durch ihr Engagement neue Wege der Gesellschaftsgestaltung eröffnen" sind aufgerufen evolutionäre zellen zu bilden und sich an dem Wettbewerb "evolutionäre zellen 2004" zu beteiligen. Der Wettbewerb ist mit 10.000 Euro dotiert. Teilnahmebedingungen und ausführliche Informationen sind unter evolutionäre zellen <" http://www.evolutionaere-zellen.org> abrufbar.

Anlässlich der zweiten Ausschreibung des Wettbewerbs " evolutionäre zellen" veranstaltet die NGBK/Arbeitsgruppe >evolutionäre zellen" ein Symposium zum Thema Gesellschaftsgestaltung.

Ausgehend von der These, dass wichtige gesellschaftliche Veränderungen durch selbst organisierte Initiativen vorbereitet und ausgelöst werden können, setzt sich das Symposium mit den Fragen auseinander, wie sich solche Initiativen organisieren und vermitteln:
Welche Themen fokussieren sie? Welche Strategien verwenden sie, um Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für ihre Belange zu schaffen?

Wie im Wettbewerb, soll auch durch das Symposium eine möglichst große Spannbreite der Gesellschaftsgestaltung beschrieben werden. Deswegen reichen die vorgestellten Initiativen vom bürgerlichen Verein, über hierarchiefreie Gruppen bis hin zu Einzelprotagonisten.

Politikverdrossenheit versus Selbstorganisation, Krise der Wohlstandsgesellschaft versus selbstbeauftragter Gesellschaftsgestaltung: ReferentInnen aus den Bereichen Sozial- und Politikwissenschaften erläutern ihre Perspektive auf die verschiedenen Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements.

Do it yourself! Strategien der Bewegungs- und Kommunikationsfreiheit, Entsperrungs-technik als Sportart zur Bildung von hierarchiefreien Gruppen, Informations- und Wissensvermittlung durch fundierte Recherche, kritische Einflussnahme auf Kapitalflüsse zur Wahrung der Umwelt und für soziale Gerechtigkeit: Jurymitglieder des aktuellen Wettbewerbs und weitere Gäste geben in zweitägigen Workshops eine Einführung in die vielseitige Praxis selbst beauftragten gesellschaftlichen Handelns.

Das Symposium wurde dem ursprünglichen Sinne nach als Gelegenheit des geselligen Miteinanders ausgerichtet. Neben Vorträgen, Workshops und Vorstellung der Jury des Wettbewerbs " evolutionäre zellen 2004", bieten Speis und Trank im Innenhof der NGBK allen TeilnehmerInnen die Gelegenheit, sich " in guter Gesellschaft" auszutauschen.

 

Freitag, 10. September 2004

19:00 Begrüßung, Einführung ins Symposium, AG " evolutionäre zellen"

19:30 Vortrag: " Weltverbesserer! ", Albert Eckert (Berlin)

20:00 Vortrag: " Gesellschaftsgestaltung durch zivilgesellschaftliches Engagement", Dr. sc. Eckhard Priller (Berlin)

21:00 Vortrag: "The Sticky Bit", Florian Schneider

 

Samstag, 11. September, 2004

10:00 Vorstellung der Arbeitsgruppen

10:45 Kaffeepause

11:00 13:00 Arbeitsgruppen Teil 1

- Wo zwei Lockpicker sind, ist eine Gruppe - Geselliges Schlossöffnen mit Meister Johannes- Dritte Generation Aktivismus, Florian Schneider (no border, wastun.org, dash)
- The Making of Civil Society, Nuraini Juliastuti (Kunci Cultural Studies Center, Jakarta, Indonesien)
- Inszenierung von Kapitalflüssen, Bernd Moritz (Kritische Aktionäre) und Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)
- Mehr Aufklärung durch Recherche?, Netzwerk Recherche

13:00 Mittagessen

14:00 17:00 Workshops, Teil 2

15:30 - 16:00 Kaffeepause

19:00 Vorstellung der Jurymitglieder des Wettbewerbs
>evolutionäre zellen 2004" Teil 1

20:00 Informations- und Diskussionsrunde zu Teil 1

20:30 Vorstellung der Jurymitglieder des Wettbewerbs
>evolutionäre zellen 2004" Teil 2

21:30 Informations- und Diskussionsrunde zu Teil 2

22:00 Schlussrunde

Jurymitglieder des Wettbewerbs:
- Bernd Moritz, "Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre"
- Christian Vogt, "Sportsfreunde Rüsselsheim"/"Liste Rüssel"
- Johannes vom Fluss, "Kunstsportgruppe Umgehungstechnik"
- Martin Fritz, Leiter des "Festival der Regionen"
- Veronika Kaup-Hasler, Leiterin des Festivals "Theaterformen 2004"
- Dr. Ute Watermann, "Hanau selber kaufen", eine Initiative der "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges und in sozialer Verantwortung e.V"
- >Netzwerk Recherche e.V."
- "finger - Verein zur Förderung der Gesellschaftsgestaltung e.V".

Sonntag, 12. September, 2004

10:00 12:00 Arbeitsgruppen Teil 3

12:00 Mittagessen

14:00 Abschlussplenum

ca. 16:00 Ende der Veranstaltung

Die Symposiums-Teilnahme ist frei, der Unkostenbeitrag für Speisen beträgt 7,50 / ermäßigt 5,00 · pro Mahlzeit, zusätzlicher Getränkeverkauf.

 

Alexanderplatz U2
Begleitende Veranstaltung zur Wettbewerbsausschreibung
So ist`s in Ordnung!

Vorträge zum Wettbewerbsthema: Sauberkeit, Service, Sicherheit mit anschließender Diskussion.

Referentinnen:
Dipl.-Ing. Sandra Huning (TU, Institut für Soziologie, Stadtplanerin): "Idealisierung des öffentlichen Raums"
Heidrun Wetten (BVG): "Entwicklung der Sicherheitsaspekte im Unternehmensbereich U-Bahn"

Dienstag, 14. September 2004, 19.30 Uhr
im Veranstaltungsraum der NGBK, Oranienstr. 25, 1.OG, Eintritt frei.

 

Die Wettbewerbsausschreibung kann entweder auf der Webpage der NGBK unter der Rubrik Wettbwerbe ausgedruckt und runtergeladen werden, oder sie werden gegen Einsendung eines mit 0,55 EURO frankierten und adressierten Rückumschlags von der NGBK per Post zugesandt.
Einen direkten link zur PDF-Datei mit der Ausschreibung finden sie hier: Ausschreibung <http://www.ngbk.de/aktuell/wettbewerb/U2_flyer_druckversion.pdf> .

Legal/Illegal
Grenzgänge zwischen politischem Aktionismus und Kunst

16. Oktober - 28. November 2004, täglich 12 - 18.30 Uhr
Eröffnung: Freitag, 15. Okt., 19 Uhr

In der NGBK, Oranienstr. 25, 10999 Berlin

Legal/Illegal stellt Aktionen von Künstlern in den Mittelpunkt, bei denen die Grenzen zwischen künstlerischer Inszenierung und politischer Tat verschwinden, bei denen das Symbolische in Aktionismus, Illegalität oder gar Kriminalität mündet - Aktionen, die den Konflikt zwischen den Systemen Politik, Kunst und Leben suchen. Das Projekt beginnt zeitlich mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Präsentation wird auf drei Ebenen stattfinden: Aktionen im Stadtraum und in den Medien, eine Ausstellung und ein Buch.

Stadtraum: In einer Kooperation mit der Polizeihistorischen Sammlung in Berlin, die über Gegenstände aus der "Verbrecherkarriere" des Kaufhauserpressers Dagobert verfügt, wird im Zeitraum der Ausstellung eine Sonderpräsentation zu Dagobert gezeigt.
Wichtig für das Projekt ist die Kooperation mit dem Kino Arsenal am Potsdamer Platz für die Vorführung von thematisch relevanten Filmen und Videos. Hier sollen auch Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt werden, die eine zeithistorische Einordnung der künstlerischen Aktionen ermöglichen . (Filmauswahl: u.a. "Cravan vs Cravan", "Steal this Movie", "Fake", Künstlervideos von Ann Messner, Chris Burden) Zusätzlich sollen Flugblattaktionen sowie Interventionen in der Presse durchgeführt werden.

Die Ausstellung findet in den Ausstellungsräumen der NGBK statt. Dort werden Arbeiten von ca. 30 Künstlern aus Deutschland, Großbritannien, ltalien, der Schweiz und den USA gezeigt. Eine kleine, repräsentative Auswahl von Materialien wird historische Positionen (Arthur Cravan, Franz Jung, bis George Maciunas) vergegenwärtigen.

Künstlerliste: Chris Burden, Guerilla Art Action Group, Abbie Hoffman, Janice Kerbel, Tony Labat, Gordon Matta Clark, Ann Messner, Gianni Motti, Dennis Oppenheim, p.t.t. red, Antonio Riello, Timm Ulrichs, Georg Winter u.a..

Franz Jung entführte zu Beginn der russischen Oktoberrevolution einen Fischdampfer von Cuxhaven nach Russland.
Abbie Hoffman brachte den Börsenbetrieb an der Wallstreet für einige Stunden zum Erliegen, nachdem er 100 Ein-Dollarnoten von der Zuschauertribüne den Brokern und Bankern zuwarf.
Dennis Oppenheim klaute Radkappen von Straßenkreuzern in Kalifornien und präsentierte die Beute vor dem Staatsgefängnis St. Quentin.
Gianni Motti nahm den unbesetzten Platz des Abgeordneten von Indonesien im UN-Sicherheitsparlament ein und hielt stellvertretend im hohen Hause seine Rede.
Und Tony Labat entführte den Kandidaten der kalifornischen Gouverneurswahl.

Die theoretische und praktische Auseinandersetzung innerhalb der Kunstwelt mit Illegalität zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts: vom Futurismus, Dadaismus, den Situationisten, Fluxus, Konzeptkunst, bis zur Gegenwart. Bei der historischen Durchforstung dieser Kunstform ist auffällig, dass vor allem in Krisenzeiten häufiger radikale Aktionen zu verzeichnen sind und Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf DADA, des Vietnam Krieges auf die Kunst der 60er / 70er Jahre, oder der Irakkriege in der Gegenwartskunst zu konstatieren sind.

Bei solchen Aktionen können oft die Grenzen zwischen künstlerischer Inszenierung und politischer Aktion verschwinden, oder sich auch in der Nähe von "Kriminalität" ansiedeln.
Offensichtlich bleibt, dass die Arbeiten im Verhältnis der politischen Ereignisse dieser Zeit zu sehen sind und sich ausschließlich der künstlerischen Idee und deren Tragweite unterordnen - und nichts mit dem von Geldgier getriebenen Gangster und seinen ökonomischen Zwangshandlungen gemeinsam haben. Es geht nicht darum, Gewalt, Gesetzesbruch oder Illegalität um ihrer selbst Willen auszuüben .

Die Arbeiten spiegeln die Spannbreite der gesellschaftlichen Verhaltensformen wieder, wozu z.B. neben Verständnis und Anpassung auch Aggression und Gewalt gehören und Teil des menschlichen Lebens sind.

Es werden Aktionen von Künstlern vorgestellt, die durch ihre unkonventionellen politischen Statements und ihren Humor in die rechtliche Grauzone zwischen legal und illegal eintauchen, illegal aber notwendig waren.

Die Arbeiten zeugen von engagierten, anarchistischen Ausdrucksformen, die auf gesellschaftliche und politische Situationen reagieren, sich einmischen und dabei extreme künstlerische Beiträge liefern. Sie zeugen auch von der Notwendigkeit der Kunst, Schritte in die sogenannte "Illegalität" zu wagen, "aggressiveres" oder aktiveres Verhalten einzunehmen, die Illegalität nicht zwangsläufig ausschließt. So sind diese Aktionen in einem differenzierten Licht zu sehen, in welcher die Aussage und der künstlerische Ausdruck im Vordergrund stehen. Konsequenzen werden oft bewusst in Kauf genommen und in die Planung eingeschlossen. Es gilt, eine neue Definition der Begriffe legal und illegal vorzunehmen.

Werte, Normen und Gesetze und deren Auslegungen sind dem Wandel der Zeit unterworfen und verändern sich stetig. So kann ein als strafbarer Akt eingestuftes Kunstwerk später, oder auch anderswo, als positiv inspirierende Aktion angesehen werden. So wurden Aktionen verteufelt und zu gegebener, späterer Zeit, z.B. durch die Etablierung eines Künstlers, positiv bewertet ans Tageslicht gebracht. (Dada, Futurismus). Womit auch der Titel und zugleich die Variable "legal illegal" umschrieben ist.

 

 

Dienstag, den 14. September 2004
um 12. 00 Uhr, in der NGBK

Vorstellung des Projekts

Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin


Das NGBK-Projekt, initiiert von den Berliner Künstlern Renata Stih und
Frieder Schnock, setzt sich kritisch mit der "F.C. Flick Collection im
Hamburger Bahnhof" auseinander, die ab dem 22. September als Leihgabe für
sieben Jahre in Berlin zu sehen sein wird.

Im Mittelpunkt steht das Thema Zwangsarbeit und die Steuerfrage. Das
NGBK-Projekt "Weißer Ritter" (Der Nothelfer zur Rettung eines maroden
Unternehmens) umfasst eine Plakataktion als Intervention im öffentlichen
Raum, die Publikation "Die Kunst des Sammelns" und eine Podiumsdiskussion in
der Akademie der Künste. Das Projekt will eine öffentliche Diskussion
anregen über Fragen, die in der unkritischen Sicht auf die ca. 2.500
Leihgaben von F.C. Flick, Erbe und Enkel des NS-Wehrwirtschaftsführers
Friedrich Flick, untergegangen sind und erst auf Druck von Medien,
Abgeordneten und Repräsentanten jüdischer Organisationen erneut gestellt
wurden. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einem offenen und
kritischen Diskurs, der eine lebendige Erinnerungskultur in diesem Lande
einfordert.

Ihre Gesprächspartner sind:

Leonie Baumann (NGBK)
Prof. Renata Stih
Dr. Frieder Schnock
Marianne Theil

Über Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen.

Leonie Baumann
Geschäftsführerin NGBK


NGBK-Arbeitsgruppe "Weißer Ritter"

 

Die Kunst des Sammelns - Flick in Berlin

Die NGBK-Arbeitsgruppe "Weißer Ritter" thematisiert unter dem Titel "Die
Kunst des Sammelns" verschiedene Aspekte der "Friedrich Christian Flick
Collection im Hamburger Bahnhof", die ab dem 22. September 2004 als Leihgabe
für sieben Jahre erstmals in Berlin zu sehen sein wird und von den
Staatlichen Museen zu Berlin als "herausragendes Ereignis für die
internationale Kunst- und Museumsszene" angekündigt wurde.
Friedrich Christian Flick, Erbe und Enkel des ehemaligen
NS-Wehrwirtschaftsführers Friedrich Flick, wollte ursprünglich für seine
Sammlung ein eigenes Museum in Zürich errichten. Sein Plan scheiterte am
Protest Schweizer Bürger, die vehement die Weigerung von F.C. Flick
kritisierten, sich finanziell an der Hilfe für ehemalige ZwangsarbeiterInnen
zu beteiligen.
Das Kunstprojekt, initiiert von den Künstlern Renata Stih und Frieder
Schnock, verweist auf Sachverhalte, die in der unkritischen Sicht auf die
ca. 2500 Leihgaben untergegangen sind und erst auf Druck von Medien,
Abgeordneten und Repräsentanten jüdischer Organisationen allmählich zur
Sprache kamen: das Thema Zwangsarbeit und die Steuerfrage, zwei Hauptaspekte
der Familiengeschichte "Flick", die Vergangenheit und Gegenwart berühren.
Der sammelnde Wahlschweizer F.C. Flick ist dagegen eher der Zukunft
verpflichtet. Er investierte das Erbe des Großvaters imagesteigernd in
Kunstwerte, die nun in der deutschen Hauptstadt gefeiert werden sollen. F.C.
Flick zahlt keine Steuern in Deutschland, lässt sich aber beim Unterhalt und
den Kosten der Erstpräsentation seiner Erwerbungen von den Staatlichen
Museen Berlins aushalten. Eine öffentliche Bühne wird bereitgestellt für die
Selbstdarstellung eines Großsammlers, der sagt, er wolle der "dunklen" Seite
seiner Familiengeschichte durch die öffentlich zur Schau gestellte
Kunstsammlung eine "helle" hinzufügen.
Das Projekt versteht sich als Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur in
diesem Land. Was hat Kunst mit Zwangsarbeit zu tun? Das Irrationale im
Umgang mit der Vergangenheit wird befragt: Inwieweit wird mit zweierlei Maß
gemessen? Engagierte BürgerInnen setzen sich für NS-Opfer, Denkmale und
Forschungszentren ein, während das Thema Familiengeschichte und
Vergangenheit beim Flick-Erben Friedrich Christian weitestgehend
ausgeblendet wird.
Das Projekt "Weißer Ritter" umfasst drei Teile: In der Publikation >Die
Kunst des Sammelns", herausgegeben von der NGBK, wird u.a. die "Méthode
Flick" als Zusammenspiel von Geld, Macht und Politik durch drei Generationen
hindurch (Großvater, Onkel, Enkel) dargestellt. Bei der Podiumsdiskussion am
25. September 04 in der Akademie der Künste steht das Sammeln von Kunst in
den öffentlichen Museen und das Beispiel "Flick in Berlin" im Mittelpunkt.
Ab dem 10. September wird im Umfeld des Hamburger Bahnhofs eine Plakataktion
als Intervention im öffentlichen Raum auf die Ausstellung der "F.C. Flick
Collection" hinweisen.

Plakataktion: 10. bis 30. September 2004 beim Hamburger Bahnhof in der
Invalidenstraße an der Sandkrugbrücke und am Lehrter Bahnhof

Podiumsdiskussion: "Die Kunst des Sammelns Flick in Berlin", Samstag, 25.
September 2004 um 19 Uhr
in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten

Publikation: Stih & Schnock "Die Kunst des Sammelns / The Art of Collecting"
Beiträge u.a. von Tom Freudenheim, Elvira Pichler, Jutta Raulwing, Marianne
Theil
Hrsg./Ed. NGBK e.V., dt./engl., 66 Seiten, Preis · 4.-, ISBN
3-926796-91-X
Anforderung von Rezensionsexemplaren bei der NGBK, Tel. 030/616.513-0
presse@ngbk.de

Mitglieder der Arbeitsgruppe "Weißer Ritter":
Tsafrir Cohen, Brigitte Schmock, Frieder Schnock, Renata Stih, Marianne
Theil

* weitere Publikationen von Stih & Schnock:
"Orte des Erinnerns" / Denkmal im Bayerischen Viertel
und der Entwurf für das Holocaust-Denkmal in Berlin
("Bus Stop", Hrsg./Ed. NGBK)

 

 

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