german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Berlin

NGBK

Oranienstr. 25
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 - 616 513-0, Fax 616 513-77
täglich 12 - 18.30 Uhr
ngbk@ngbk.de
http://www.ngbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

08.04. - 21.05. 2006

Sexy Mythos

Selbst- und Fremdbilder von Künstler/innen


KÜNSTLERINNEN
Jean Le Gac (F), Christoph Giradet (D) & Volker Schreiner (D), annette hollywood (D), Kai Kaljo (EST), Martin Kippenberger (D), Tanja Ostojic (Serbien), Mladen Stilinovic (KR), Sibylle Zeh (D)

Die Ausstellung SEXY MYTHOS verhandelt die Aktualität und Attraktivität von KünstlerInnenmythen und stellt diese der gesellschaftlichen Stellung von zeitgenössischen KünstlerInnen gegenüber.

Die Vorstellung vom Wesen des Künstlers oder der Künstlerin beruht im Wesentlichen auf Mythenbildungen. Bereits 1934 arbeiteten Otto Kurz und Ernst Kris in "Die Legende vom Künstler" an der Dekonstruktion stereotyper Beschreibungen von Künstlerviten, deren Anekdoten die Grundpfeiler der Mythen bilden. Sie zeigen auf, "dass in aller Biographik gewisse Grundvorstellungen vom bildenden Künstler nachzuweisen sind, die, ihrem Wesen nach aus einheitlicher Wurzel verständlich, sich bis in die Anfänge der Geschichtsschreibung zurückverfolgen lassen." Der Inhalt der Mythen, die die Vorstellungen vom Künstler oder der Künstlerin prägen, hat sich bis heute nicht wesentlich verändert. Für die Verbreitung und Nachhaltigkeit von alten Künstlermythen in der Gegenwart sorgen vor allem die populären Massenmedien, in denen meist noch immer ein männlicher Geniekult zelebriert wird. Ihre anhaltende Attraktivität zeigt sich in der vielfältigen Verwertung in der Populärkultur: in Filmen (Biografische Spielfilme, Dokumentationen etc.), in biografischer Literatur (z.B. Biografien über Kahlo, Picasso, Van Gogh) sowie selbst in Kinderbüchern, in denen KünstlerInnen auf bestimmte Wesensmerkmale bereits in den Köpfen von Kindern festgeschrieben werden.

Mythen werden immer wieder (re)produziert. Die jüngste Entwicklung des Booms um die "Neue Leipziger Schule" kann beispielsweise in seiner medialen Präsenz und Produktion als Musterweg eines lehrmeisterlich gebildeten Mythos gelesen werden. Eine zeitgenössische Anwendung von Künstlermythen mit realen Folgen zeigt sich ebenso in der kürzlich stattgefundenen Gerichtsverhandlung gegen Jörg Immendorf. Der Künstler wurde wegen Rauschgiftbesitzes angeklagt. In der Verhandlung bezeichnet der Vorsitzende den Künstler als keinen "Normalbürger," deklariert ihn damit zum Außenseiter der Gesellschaft. Der Spiegel berichtet, dass der Richter Immendorf gefragt habe, welchen Beruf außer Maler er eigentlich habe, "also einen erlernten Beruf."

Die ausgewählten künstlerischen Arbeiten zeigen zum einen kursierende Vorstellungen und Erzählungen über KünstlerInnen sowie deren mediale Verfasstheit auf. Andererseits werden darin reale Bedingungen des KünstlerInnentums im Sinne von Selbstdarstellung, Kontextualisierung und Historisierung reflektiert. Neben den künstlerischen Arbeiten werden auch Recherchen der Arbeitsgruppe zu den Themen "Künstlerbilder im Sozialismus", "Aktuelle Mythen von Meisterschaft" sowie "Anerkennungsprozesse von Künstlerinnen" präsentiert.

Für die Ausstellung wird ein inhaltliches Vermittlungsprogramm entwickelt und ein Abendprogramm mit Vorträgen über KünstlerInnenbilder sowie ein Filmprogramm mit Künstlerbiografiefilmen konzipiert. Kooperationen mit anderen Kunstinstitutionen, die in ihrer institutionellen Struktur verschiedene Felder des Kunstsystems abdecken, sollen die Ausstellung mit neuen inhaltlichen Fokussierungen zeigen. Als Kooperationspartner konnten hierfür nach der Ausstellung in der NGBK in Berlin, das Forum Stadtpark, Graz sowie die HGB Leipzig gewonnen werden. Der zweisprachige Katalog (dt. und engl.) wird in Form eines Lesebuches die Ausstellung inhaltlich ergänzen.

ARBEITSGRUPPE
Doris Berger, Franziska Lesák, Julia Schäfer, Antje Schiffers, Thomas

Pressevorbesichtigung am Freitag, 7. April um 11 Uhr

Eröffnung: 7. April, 19 h

 

 

Übernahmen:

Juni/Juli 2006 - Forum Stadtpark, Graz

November/Dezember 2006 - HGB Leipzig

 

 

Veranstaltung:
Dienstag, 25. April 2006, 20 Uhr
Prekäre Perspektiven
... in der neuen Gesellschaft 11
KünstlerInnen zwischen Genie und
nicht Wahnsinn sondern
Dienstleistung
, Vortrag von Wolfgang
Schneider, Künstler, Wien
Von der Idee zum Kunden,
Uli Ertl, Performerin, Berlin

KünstlerInnen zwischen Genie und ­ nicht Wahnsinn sondern ­ Dienstleistung

Vortrag von Wolfgang Schneider, Künstler, Wien

 

Von der Idee zum Kunden,

Uli Ertl, Performerin, Berlin

 

 

Dienstag, 25. April 2006, 20 Uhr

NGBK, Oranienstraße 25, Kreuzberg, Veranstaltungsraum, 1. Stock Prekäre Perspektiven lädt passend zur Ausstellung Sexy Mythos ­ Selbst- und Fremdbilder von KünstlerInnen ­ zwei Gäste ein, die sich mit Kunst als
Dienstleistung auseinandersetzen:

Wolfgang Schneider möchte sich vom mythischen Bild des Künstlers verabschieden, und ruft nach einer Normalisierung des Künstlerbildes. Dienstleistung in
Form öffentlicher Kunstprojekte ist für ihn nicht nur eine Möglichkeit, kunstnah Geld zu verdienen, sondern entspricht für ihn der heutigen Bestimmung der KünstlerInnen.

Uli Ertl stellt die erste Friedrichshainer Kunst- und Gewerbemesse vor. »Die Idee war, das kreative Potential zu bündeln und den Standort Friedrichshain ökonomisch sinnvoll zu nutzen. Besteht die Möglichkeit, die ohne Frage zweifelhafte Vermarktung eines Lebensgefühls selbst professionell in einem eigens geschaffenen Netzwerk voranzutreiben und nicht gewieften Geschäftsleuten zu überlassen?«

Wolfgang Schneider ist Wiener Künstler, er arbeitet mit Beatrix Zobl seit 2000 an dem transdisziplinären Kunstprojekt »Die Legende vom Künstler«. Sie waren für das Projekt »Artworks ­ Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor« beratend und begleitend tätig. http://equal-artworks.at/

Uli Ertl ist Musikerin, Performerin, Mitglied des Berliner Instituts für Primärenergieforschung und des Zentrums für Gemeinsames Arbeiten. Das Institut bereitet derzeit einen Kongress zu »Finanzierungsstrategien am Rande des Machbaren« vor. http://www.ifpf.net/home/institut.html

 

 
german galleries: index Berlin
german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists