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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur
Im Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022 - 3338
tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
http://www.olaf-gulbransson-museum.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
31. 08. - 02.11. 2008
Max Beckmann - Im Vorbeigehen - en passant
Im Vorbeigehen Menschen sammelnOlaf-Gulbransson-Museum prasentiert 100 Zeichnungen von Max Beckmann
Nach Edvard Munch zeigt das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in seiner aktuellen Ausstellung gleich noch einen weltberühmten Künstler. Vom 31. August bis 2. November zeigt das Museum am Tegernsee 100 Zeichnungen von Max Beckmann (1884 1950), einem der bedeutendsten deutschen Maler und Graphiker des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung schlägt einen Bogen von einer der ersten Skizzen bis zum letzten Selbstportrait Max Beckmanns. Einige der Zeichnungen sind zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen.
Die Ausstellung erinnert gleichzeitig an den Sohn von Max Beckmann, Peter Beckmann (1908 1990), der am 31. August 2008 100 Jahre alt geworden wäre. Als Lungenfacharzt, Kardiologe und Gerontologe erforschte Peter Beckmann Grundlagen der Behandlung und neue Wege zu ganzheitlicher Gesundheit. Philosophisch-religiöse Fragestellungen waren ihm dabei genauso wichtig wie naturwissenschaftliche. Intensive Gespräche mit seinem Vater veranlassten Peter Beckmann zu zahlreichen Veröffentlichungen und Ausstellungen, mit denen er zur Rezeption Max Beckmanns beigetragen hat.
Im Unterschied zu Olaf Gulbransson ist Max Beckmann kein Karikaturist. Er versucht sich nicht an der satirisch-komischen Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen, sondern er sammelt von frühester Jugend an Menschen. Schon in dem ersten Skizzenbuch, das auf einer Reise des Sechzehnjährigen entstand, ist es kaum die Landschaft, sondern es sind die Menschen auf der Straße, im Kaffee, im Restaurant, die ihn zum Zeichnen reizen und das wird sich später auch nicht ändern.
Auf diesem Sammeln, diesen im Vorbeigehen mitgenommenen Eindrücken liegt denn auch der Fokus der Ausstellung. Nicht das große einzelne zeichnerische Meisterwerk, die fertig ausgeführte Meisterzeichnung stehen im Mittelpunkt, sondern die Fragen: Was und wie sieht der Maler, wie notiert er die Eindrücke, wie speichert er das Gesehene? Wie hebt er besondere Züge seiner Zeitgenossen hervor, um das individuelle Gesicht, die persönliche Haltung des Beobachteten festzuhalten?
Die Ausstellung beginnt mit einem der frühesten erhaltenen Dokumente, einem Brief an die Mutter, in dem der Knabe kurz und knapp sein Zimmer skizziert, und endet mit der letzten Selbstportrait-Zeichnung ein halbes Jahr vor seinem Tod. Zwischen diesen Polen begleiten wir den Maler durch sein Leben. Erste Liebe, der Hund Lump, Menschen in Gesellschaft, auf der Straße. Der Strich ist weich und sanft beschreibend, fast zärtlich. Mit der Erfahrung als Krankenpfleger im Ersten Weltkrieg verändert sich die Handschrift. Eckig, nervös, eilig notiert die Hand die Menge der über ihn hereinbrechenden Eindrücke, bis die Seele es nicht mehr fassen kann. Mit der Rückkehr von der Front tauchen die alten Sujets wieder auf, doch der Stil hat sich geändert. Der Strich bleibt eckig, nervös, die Besonderheiten der Gesichter werden überbetont, fast karikiert.
Mit dem Neuanfang im Exil 1937 ändert sich wiederum die Art des zeichnerischen Zugangs. Die Portraits, wenn auch schnell hingeworfen, sind zunehmend psychologische Studien der ihm nahe stehenden Menschen. In diese Zeit fällt die einzige großformatige, voll durchgearbeitete Zeichnung, die wegen ihres eindeutig karikierenden Charakters im Olaf-Gulbransson-Museum ausgestellt werden musste: Die letzte Musterung (1944). Das letzte Aufgebot alter, lahmer und absonderlicher Männer wird von Militärs gemustert, um noch in den Krieg geschickt zu werden. Einerseits war das ein eigenes erschreckendes Erlebnis, andererseits findet hier das Erleben eine weit über das Persönliche hinaus gehende Form.Die Ausstellung "Max Beckmann: Im Vorbeigehen En passant" ist bis zum 2. November 2008 im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in Tegernsee zu sehen, täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr. Im Museum sind Bücher und Postkarten zu Max Beckmann und seinem Werk erhältlich.