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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur

Im Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022 - 3338
tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
http://www.olaf-gulbransson-museum.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

02.03. - 25.05. 2008

Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule

Sep-Ruf-Bau wegen Sanierung vorübergehend geschlossen. Neubau geöffnet.

Kritik mit Komik und Nonsenspoesie
Olaf-Gulbransson-Museum zeigt Karikaturisten der Neuen Frankfurter Schule

Olaf Gulbransson, der Simplicissimus, die zähnefletschende Dogge auf dem Titelblatt ­ sie zeugen davon, dass München zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben Berlin das Satirezentrum in Deutschland war. Heute findet sich die größte Satirikerdichte pro Quadratmeter in Frankfurt am Main. Die Metropole gilt heute als heimliche Hauptstadt der Satire. Angefangen mit der Gründung der Satirezeitschrift pardon im Jahr 1962 über die Nachfolgezeitschrift Titanic bis heute wirken von hier aus die exponiertesten Satiriker und Zeichner der Bundesrepublik ­ kurz: "Die Neue Frankfurter Schule". Eine Auswahl ihrer Karikaturen zeigt jetzt das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in Tegernsee.

In der Ausstellung sind Exponate von F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F.K. Waechter zu sehen. Im Gegensatz zur ostentativen, seriösen und professoralen Alten Frankfurter Schule (Adorno, Habermas, Horkheimer) steht die Bezeichnung Neue Frankfurter Schule für das Leichte, Spielerische, Komische und nicht partout Wissenschaftliche. Ihr Terrain ist der Cartoon, der Zeichenstrip, die Satire, die Nonsenspoesie.

Obwohl sie nie gegründet wurde, gibt es die Neue Frankfurter Schule (NFS) seit fast fünfzig Jahren, seit im Oktober 1961 die Nullnummer der Zeitschrift pardon erschien. Bis heute fehlt der NFS jede fixe Rechtsgrundlage. Zu welchem Ziel sie existiert, ist so unklar wie ihre Hierarchie: Sie hat keine Struktur, keinen Chef und keinen Kassenwart. Auch eine richtige Schule war sie nie. Dennoch vermittelt sie etwas, das gerade in unserer heutigen Zeit wichtig erscheint: dass der Mensch von Zeit zu Zeit mal gerne lacht, dass er dies nicht immer tut, doch immer gerne, sei's laut für andre oder leis' für sich allein; dass Komik und Kritik keine Widersprüche sind, und dass, wer zuletzt lacht, auch am längsten lacht.

Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule, F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F.K. Waechter, sind Deutschlands erfolgreichste Zeichner des Komischen. Sie malen Bilder und zeichnen Karikaturen mit Millionen Pointen, Scherzen und Witzen.

F.W. Bernstein (*1938) arbeitete ab 1963 als Redakteur für das Satiremagazin pardon. Gemeinsam mit Robert Gernhardt und F.K. Waechter entstand das Buch "Die Wahrheit über Arnold Hau", das bald zum Klassiker multimedialen Schaffens avancierte. "Die Drei" bestückten bis 1976 die Nonsens-Kolumne WimS ­ Welt im Spiegel, die in Wort und Bild den Ungereimtheiten des Alltagslebens zu Leibe rückte. Seit der Gründung der Titanic 1979 arbeitete F.W. Bernstein am Satiremagazin Titanic mit. Am Sonntag, den 18. Mai 2008 kommt der Künstler persönlich ins Olaf-Gulbransson-Museum und schildert im Rahmen einer Matinee "Die Neue Frankfurter Schule aus der Sicht eines Beteiligten."

Robert Gernhardt (1937 ­ 2006) war ebenfalls seit Mitte der 60er Jahre bei pardon Redakteur. 1979 gehörte er zu den Gründern des Satiremagazins Titanic. Seine Cartoons, Bildergeschichten und Bildergedichte wurden und werden veröffentlicht unter anderem in der FAZ, der Zeit, im Zeit-Magazin und in Die Woche. Robert Gernhardt machte sich zudem einen Namen als Kunst-, Komik- und Literaturkritiker.

Chlodwig Poth (1930 ­ 2004) fertigte seine ersten Zeichnungen 1944 in den Luftschutzkellern Berlins. Er war 1962 Gründungsmitglied von pardon. Dort erschien 1972 zum ersten Mal seine bald zur beliebtesten Heftrubrik gewählte Serie "Mein Progressiver Alltag". 1979 war Chlodwig Poth Mitbegründer von Titanic. Als Mitinitiator der beiden Satiremagazine bestimmte Chlodwig Poth deren Konzeption entscheidend mit. Seit 1990 erschien monatlich die Bilderserie "Last Exit Sossenheim" in Titanic.

Hans Traxler (*1929) war ebenfalls Gründungsmitglied von pardon und von Titanic. Er publizierte außerdem in den Magazinen der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Bis heute zeichnet er in der FAZ-Sonntagszeitung, in der Literarischen Welt, in Literaturen und im Wiener Kurier-Magazin. Er illustrierte und veröffentlichte zahlreiche Bücher; seine Kinderbücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

F.K. Waechter (1937 ­ 2005) hatte in einer Grafik-Agentur ersten Kontakt mit pardon, wo er bald darauf Mitarbeiter wurde und vorrangig die Titelblätter entwarf. F.K. Waechter veröffentlichte seine Zeichnungen außerdem in Konkret, Twen und im Zeit-Magazin. Später war er Mitbegründer der Titanic, in der bis 1992 jeden Monat seine doppelseitige Rubrik "Das stille Blatt" erschien. Von F.K. Waechter gibt es zahlreiche Bücher, Theaterstücke, Radio- und TV-Produktionen. In den letzten Jahren widmete er sich vermehrt dem Theater, dabei schuf er über siebzig Miniaturen, Kurzdramen und abendfüllende Theaterstücke.

 

Die Ausstellung "Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule" ­ Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche ­ F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler, F.K. Waechter" ist bis zum 25. Mai 2008 im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in Tegernsee zu sehen, täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr. Der Katalog zur Ausstellung "Die schärfsten Kritiker der Elche. Die Neue Frankfurter Schule in Wort und Strich und Bild" sowie weitere Bücher zum Thema sind im Museum erhältlich.

 


 

 

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