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Otto-Dix-Haus Hemmenhofen
Otto-Dix-Weg 6
D-78243 Gaienhofen-Hemmenhofen
Mi - Sa 14 - 17 Uhr, So 11 - 18 Uhr
www.otto-dix-haus.com
15.06. - 21.10. 2007
Otto Dix - Glasfenster
Themen, Aufträge, Geschichte, Technik, Werkstätten
und Arbeiten zum Thema von
Curth Georg Becker, Albert Birkle, Wilhelm Geyer
Volkhard Kempter
In der Sommerausstellung 2007 zeigt das Dix-Haus Glasfenster von Otto Dix, die in den 50er und 60er Jahren entstanden sind. Otto Dix erhielt 1958 den Auftrag für die Glasfenster in der Petruskirche in Kattenhorn. Themen aus dem Leben des Jüngers Petrus wie der Berufung als Jünger während eines Fischzugs auf dem See Genezareth oder der krähende Hahn am Morgen nach der Verleumdung und des Verrats in der Gründonnerstag Nacht hat Dix hier in grossformatigen Glasfenstern umgesetzt. Biblische Geschichten, die ihn seit seinem Frühwerk immer wieder interessierten und die er in dieser Zeit auch in Oelbildern, Zeichnungen und Graphiken umsetzte. Der Entwurf zu dem grossen Fenster, der im vergangenen Jahr in den Werkstätten der Firma Derix wieder aufgefunden wurde und nun für diese Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung steht, bot den Anlass für das Dix-Haus, sich mit dem Thema Glasfenster näher zu befassen und diesem Thema eine Ausstellung zu widmen.Nachdem bereits 1952 ein erstes Glasfenster in Zusammenarbeit mit der Glaswerkstatt Derix in Rottweil entstanden war, entstanden in den Folgejahren verschiedene Fenster mit biblischen Themen. Die Scheibe mit dem Hl. Martin war 1952 im Auftrag der Stadt Singen entstanden und wurde als Dank für die Unterstützung während des 2. Weltkriegs der Stadt Schaffhausen geschenkt. Dieses Glasfenster befindet sich heute im Treppenhaus des Museums Allerheiligen in Schaffhausen.
Die Glasfenster von Otto Dix sind ein bisher kaum aufgearbeitetes Thema im Werk von Otto Dix. Entstanden im Hemmenhofer Atelier und bei den Werkstätten der Firma Derix in Rottweil, sind sie ein Zeugnis der Arbeit von Dix in seiner süddeutschen Wahlheimat. In Zusammenarbeit mit der Glaswerkstatt Oidtmann entstanden weitere Fenster von denen die Scheibe "David vor Saul" die in der Ausstellung zu sehen ist.
In der Ausstellung sind jedoch nicht nur die Glasfenster von Dix zu sehen, sondern auch der Zusammenhang mit der Geschichte der Glasfenster, der Technik und der heutigen Weiterentwicklung dieser Kunstgattung. Die biblischen Themen, die Geschichten aus der Bibel, die Dix in seine Glasfenstern aufnahm, werden in den Zusammenhang mit seinem künstlerischen Werk gestellt und die Parallelen zu Malerei und Graphik gezeigt. Der hl. Christophorus nimmt bereits in den 30er Jahren einen breiten Raum in seinem Schaffen ein, Themen aus dem Matthäusevangelium, das er zu Beginn der 60er Jahre illustrierte stehen neben den Geschichten des Petrus, der Hl.Veronika und den Christusdarstellungen als Vertreter der biblischen Geschichten die Dix als tiefgreifende Zeugnisse von menschlichen Schicksalen sah.
Glasfenster in Kirchen werden zwar bereits in Dokumenten des 6. Jahrhunderts erwähnt, die ältesten erhaltenen Fenster stammen jedoch aus dem 11. Jahrhundert. Die Vision von der himmlischen Stadt und damit die Grosse Zeit der Glasfenster in der Gotik ist ohne Licht undenkbar, das göttliche Allmacht versinnbildlicht. Massive Wände weichen großen Fensterflächen, die Glasmalerei erhält eine Schlüsselrolle im Gesamtkunstwerk Kathedrale. Die Glasfenster bringen die damalige Philosophie zum Ausdruck, dass Licht die Grundlage des Seins sei. Durch die Verglasung lag im Kircheninnern eine mystische Dunkelheit. Der Blick des Betrachters wird auf farbige Glasflächen gelenkt, die wie Edelsteine strahlen.
Die mittelalterliche Glasmalerei entstand vor dem Buchdruck und zielte auf intuitives Erleben ab. Sie war ein mächtiges Medium, dessen ungeheure Bildgewalt heute nur noch schwerlich nachempfunden werden kann. In den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts und dann vor allen Dingen bei Neubau vieler Kirchen nach dem 2. Weltkrieg kamen die Glasfenster wieder zu einer neuen Bedeutung, die bis in das heutige künstlerische Schaffen reicht.Die Ausstellung befasst sich mit der Entstehung von Glasfenstern und deren handwerklichen Umsetzung in den Glaswerkstätten. An Beispielen von Curth Georg Becker, Albert Birkle und Wilhelm Geyer werden Zeitgenossen von Otto Dix vorgestellt, die wie er im süddeutschen Raum tätig waren. Mit dem Rückblick auf Fenster des 14. und 15.Jahrhunderts soll ein Einblick in die Geschichte und die "grosse Zeit" der Glasmalerei gegeben werden. Dass es sich bei der Glasmalerei jedoch nicht um eine vom Sterben bedrohte Umsetzung von künstlerischem Schaffen handelt und diese Technik auch im aktuellen Kunstgeschehen einen Raum einnimmt, zeigen die Arbeiten von Volkhard Kempter. Mit seinen "Glasstudien" oder "Colourfield glasses" widmet er sich dem ,natürlichen' Licht in der Tradition der post-painterly abstraction, wo Farbe und Farbträger miteinander verschmelzen. Der Künstler sagt: "Das Problem bei der modernen Glasgestaltung ist eine permanente Unterschätzung der Farbwirkung im Verhältnis zur Objekthaftigkeit, so dass bestenfalls nur eine graphische Wirkung erzielt wird. ... Gerade im Unspektakulären liegt hier das größte Abenteuer." Mit diesen Arbeiten nimmt das Otto-Dix-Haus in seinen Ausstellungen erstmals eine zeitgenössische Position des heutigen Kunstschaffens auf.
So werden die Fenster in den Ausstellungsräumen des Dix-Hauses in farbiges Licht getaucht, das neben den grossartigen Ausblicken auf die Unterseelandschaft ein ganz neues Erleben in den Wohn- und Arbeitsräumen des Künstlers Otto Dix vermittelt. Farbe und Licht als die gewichtigsten Elemente in der abendländischen Malerei finden in dieser Ausstellung mit Glasfenstern ihre Realisierung in der reinsten Form. Ein Besuch der nahe gelegenen Petruskirche in Kattenhorn zeigt die Umsetzung des Gesamtkonzepts im Architekurrahmen einer Kirche, die seit der Frühzeit der wichtigste Auftraggeber für Glasmalerei war.
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden im Rahmen
des Apero an jedem ersten Mittwoch des Monats 18 Uhr statt
Eröffnung Sonntag 15.Juli 2007 15 Uhr
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