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Portikus

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30.01. - 14.03. 2010

Rachel Harrison

Haycation

Die Skulpturen der amerikanischen Künstlerin Rachel Harrison sind zugleich autonom und immer Teil eines größeren installativen Ensembles. Oft liegt diesem Ensemble eine bestimmte Idee oder Tendenz zugrunde, der die verschiedenen Objekte auf unterschiedliche Weise folgen. Die Skulpturen sind meist aus diversen Materialien gefertigt ­ so können sie aus farbig besprühtem, sperrigen Material, Podesten und Sockeln in amorphen Ausführungen oder diversen Readymades aus der Konsum- und Warenwelt bestehen. Unendlich viele Variationen sind vorstellbar. Die Oberflächen sind facettenreich bearbeitet und wirken von unterschiedlichen Ansichten aus betrachtet manchmal, als ob sie nicht ein und dieselbe Arbeit wären. Oft wirken die Skulpturen wie maskiert oder eingekleidet und werden durch weitere Medien wie Fotografie und Video sowohl unterbrochen als auch begleitet. Industriell gefertigte und handgemachte Elemente, abstrakte Formen und reale Gegenstände bilden in Rachel Harrisons Werk prekäre, skulpturale Einheiten mit unterschiedlich ausgearbeiteten Seitenansichten. Alle verwendeten Elemente, so etwa die spezifische Bearbeitung des Materials, seine Farbigkeit, die Kombination mit weiteren Objekten, bilden kaleidoskopartige Facetten, die je nach Drehung und Ansicht auftauchen und verschwinden ­ die niemals fertig, sondern immer im Übergang und im Werden eines sich verändernden Denkprozesses begriffen sind.
Die diversen Artefakte werden neu verflochten, erhalten neue Wertigkeiten und geben Kommentare ab. Sie erzählen von Figuren und Ereignissen aus der jüngeren Kunst- und Kulturgeschichte sowie aus der populären Welt der Medien. Es werden kombinatorische Fährten gelegt, Effekte erzeugt, manchmal lösen sich die Strukturen sogar in privatsprachlichen Verweisen selbst auf oder werden zumindest schwer verständlich. Rachel Harrisons Strategien verunsichern, provozieren, verführen und destabilisieren unser Denken in Repräsentationsmustern, deren Eigendynamik sie souverän nutzt, um sie durch solche dialektischen Umkehrungen sofort wieder zusammenbrechen zu lassen. Hierzu schreibt etwa der amerikanische Autor John Kelsey: "Und wenn Harrisons Skulpturen dermaßen in dieses Chaos von Zeichen und oberflächlichen Effekten verstrickt sind, dann deshalb, weil die Künstlerin den Raum so ernst nimmt: In einer Zeit, in der die Differenz zwischen Raum und Bild zusehends verschwindet und der ehedem geforderte Abstand zwischen Betrachter und Objekt immer durch Kommunikation gefüllt, das heißt besetzt, ist, findet auch die Skulptur Mittel und Wege, die Zahl ihrer Oberflächen zu vermehren und sich zeitlich aufzuspalten. Um unseren heutigen Nicht-Raum wieder in Besitz zu nehmen, gibt sie ihre zeitlose Pose zu Gunsten einer zeitgebundenen auf; man könnte auch sagen, zu Gunsten einer manischen Serie von Erscheinungen." Die finale Entschlüsselung einer verborgenen Wahrheit oder einer Idee wird es bei diesen Erscheinungen niemals wirklich geben. Zwischen Verkleidung und Skulptur gibt es zwar eine Welt, in der Leute wie Jack Smith, Leigh Bowery, Liz Taylor, Al Gore, E.T., die Venus von Milo, Leonardo DiCaprio oder Marilyn Monroe zum Leben erwachen. Es gibt aber auch jede Menge Nippesfiguren, Abbildungen aus Zeitschriften, Bohnen in Dosen, Slim-Fast in Dosen, Honigbären und dergleichen zu sehen und in Kombination zu setzen. Hierbei ist der Betrachter gefordert, denn die Beziehung zwischen Titel und Werk lässt zwar meist mögliche Kurzschlüsse zur Deutung der Arbeit zu, zuletzt erfolgt die Bestimmung jedoch durch den Rezipienten allein. John Kelsey hierzu weiter: "(...) [Die Skulpturen] öffnen immer wieder schwierige Kluften und lassen das Kunstwerk genau dort zu stammeln beginnen, wo die Präsentation und die Kommunikation stattfinden. (...) [So] sorgt Harrison für Verwirrung zwischen der Sphäre der Warenwelt und dem Raum subjektiver Konstruktion."
Die Spannbreite der kunstgeschichtlichen Referenzen ist ebenfalls weit gefasst, so finden sich in Harrisons Werk Verweise auf Arbeiten von Donald Judd, David Smith, Helen Frankenthaler, Eva Hesse, Adrian Piper, Gordon Matta-Clark, Paul McCarthy, Cady Noland, Haim Steinbach und vielen mehr. Dennoch ist es das Medium Pop und populäre Kultur, das die Grundstimmung bestimmt, den Ton mit zuweilen beißendem Humor angibt. So ist auch der Auslöser zu den Arbeiten in der Ausstellung im Portikus ein Artikel, der der Presse, genauer gesagt der New York Times, entnommen ist. In diesem Artikel geht es um einen neuen Trend, der HAYCATION genannt werden könnte und der auch der Ausstellung den Titel gegeben hat. Der Artikel berichtet davon, dass es in Amerika offensichtlich seit einigen Jahren "in" ist, Ferien auf Bauernhöfen zu machen. Was bei uns in Europa gang und gäbe ist, ist dort nur wenig verbreitet und findet neuerdings starken Anklang. Allerdings werden dort bis zu 300 Dollar pro Nacht berechnet, wenn man der täglichen Stadtexistenz entkommen und stattdessen Kühe melken und Heu machen will und den eigenen Kindern anschaulich erklären kann, wo eigentlich das Fleisch herkommt. Rachel Harrison geht es dabei nicht um die Illustration dieses Trends; vielmehr dient das Phänomen einfach als symbolische Rahmenhandlung. Die Idee von der Rückkehr zum "Ursprünglichen" und die Vorstellung, dass man durch verschiedene konträr angelegte Lifestyles ein vollkommeneres Leben erlangen könnte, kursiert in unserer gesamten westlichen zeitgenössischen Welt. So ist es für Harrison nicht ausschlaggebend, diese eine bestimmte Geschichte mit ihrer Installation zu erzählen. Vielmehr will sie darauf hinweisen, dass jeder von uns seine eigenen kulturellen Referenzen mit sich herumträgt; deshalb geht es nicht darum, zu verstehen, worum es geht, sondern darum, die Zeichen zu lesen und in einem größeren, vielleicht auch ästhetischen, referenziellen Rahmen für sich selbst zu deuten.

Rachel Harrison hat derzeit mit ihrer Ausstellung Consider the Lobster noch bis zum 20. Dezember ihre erste große Überblicksausstellung im CCS Bard / Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson, NY. Die Ausstellung wird in überarbeiteter Fassung ab April in der Whitechapel Gallery, London, zu sehen sein.

Rachel Harrison wurde 1966 in New York geboren. Sie lebt und arbeitet in New York.


Ausstellungen (Solo): 2009: Consider the Lobster, CCS Bard / Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson, NY (Katalog); 2008: Sunny Side Up, Galerie Meyer Kainer, Wien; Lay of the Land, Le Consortium, Dijon; 2007: Voyage of the Beagle, Migros Museum, Zürich, und Kunsthalle Nürnberg (Katalog); If I Did It, Greene Naftali Gallery, New York; 2006: Checking the Tires, Not To Mention the Marble Nude, Galerie Christian Nagel, Köln; sometimes it snows in april (Präsentation mit Michael Krebber), The McAllister Institute, New York; When Hangover Becomes Form, in collaboration with Scot Lyall, The Contemporary Art Gallery, Vancouver; LACE, Los Angeles; 2005: Car Stereo Parkway, Transmission Gallery, Glasgow; 2004: New Work, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco; Posh Floored as Ali G Tackles Becks, Camden Art Centre, London; Excuse Me?, Arndt & Partner, Berlin; Latka/Latkas, Greene Naftali Gallery, New York; 2003: Westward Ho, Bergen Kunsthalle, Gallery No. 5, Bergen; 2002 Currents 30: Rachel Harrison, Milwaukee Art Museum, Milwaukee (Katalog); Seven Sculptures, Arndt & Partner, Berlin; Art 33 Basel, Art Statements, Basel Art Fair, Basel; Brides and Bases, Oakville Gallery, Toronto (Katalog); 2001: Perth Amboy, Greene Naftali Gallery, New York; 1999: Patent Pending: Beveled Rasp Sac, Greene Naftali Gallery, New York; 1997: The Look of Dress-Separates, Greene Naftali Gallery, New York; 1996: Should home windows or shutters be required to withstand a direct hit from an eight-foot-long two-by-four shot from a cannon at 34 miles an hour, without creating a hole big enough to let through a three-inch sphere?, Arena Gallery, Brooklyn


Wir danken der Hessischen Kulturstiftung für die freundliche Unterstützung.


Die Ausstellung HAYCATION wird im Katalog, der anlässlich der Überblicksausstellung Consider the Lobster im CCS Bard / Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson, NY, und der Whitechapel Gallery, London, 2010 herausgeben wird, dokumentiert.
Für weitere Informationen oder Führungen zur Ausstellung wenden Sie sich bitte an info@portikus.de

 

 

 

 

ERÖFFNUNG: 27.11.2009 AB 20 UHR

 

 

30.01. - 14.03. 2010

Mathias Poledna



30.01. - 14.03. 2010

Mathias Poledna

Gegenstand der Ausstellung des in Los Angeles lebenden Künstlers Mathias Poledna (geb. 1965 in Wien) im Frankfurter Portikus ist eine neue, raumgreifende filmische Arbeit, die hier erstmals im Rahmen einer Einzelpräsentation zu sehen ist.
Ausgangspunkt der Arbeit ist eine von Adolf Loos (1870 ­ 1933) gestaltete und erstmals 1929 von der Wiener Firma L&J Lobmeyr produzierte Gruppe von Kristallgläsern. Das sog. "Barset" besteht aus zwölf Einzelteilen: Fingerschale, Champagnerflöte, Bierglas, Weindekanter, Wasserkrug, Wasserglas, Whiskeybecher Double Old Fashioned, Rotweinglas, Weißweinglas, Dessertweinglas, Sherryglas und Likörglas. Im Unterschied zu traditionellen Glasservices dieser Zeit, in denen sich die einzelnen Teile stark in Hinblick auf die ihnen jeweils zugedachte Verwendung unterscheiden und typischerweise mit einer Vielzahl gestalterischer Details versehen sind, basieren alle Teile des von Loos gestalteten Barsets auf einer einzigen, extrem reduzierten Grundform, einem vollrunden Glas mit þachem Boden, dessen Seiten sich zur Stellþäche in einem rechten Winkel befinden. Die einzelnen Bestandteile des Services lassen sich als "Variationen" dieses Motivs verstehen, die sich entsprechend der jeweils gedachten Verwendung ausschließlich in Hinblick auf das genaue Verhältnis von Glashöhe und -durchmesser voneinander unterscheiden. Den kulturphilosophischen Vorstellungen von Loos entspricht die schlichte, präzise Formensprache des Barsets. Anders als bei vergleichbaren gestalterischen Ansätzen dieser Zeit geht die formale Reduktion und Abwesenheit jeder Verzierung bei Loos mit höchster Raffinesse im Materialumgang und der Ausführung einher. Die Böden der mundgeblasenen, handgeschliffenen und -polierten Gläser sind mit einem Diamantschliff versehen, einer feinen, rasterartigen Textur, die subtilste Lichteffekte erzeugt. Ihr kulturhistorischer Hintergrund erschließt sich jedoch nicht in der Arbeit selbst; im Gegenteil, er ist aus aus der filmischen Darstellung gewissermaßen ausgelagert und durch eine räumliche Erzählung von Transparenz, Textur, Abwesenheit und Bewegung ersetzt. Im Zusammenspiel von typologischer Erfassung, Detailaufnahme und wechselnder Dramaturgie zielt sie auf eine Art Objektchoreographie ab, in der Grenzen und Übergänge zwischen Abstraktion, historischer Aufzeichnung und hyperästhetischer Produktinszenierung ausgelotet werden.



Ausstellungen (Solo): 2009: Bonner Kunstverein, Bonn (mit Christopher Williams); New Museum of Contemporary Art, New York; 2007: Galerie Daniel Buchholz, Köln; Hammer Museum, Los Angeles; 2006: Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam; Galerie Daniel Buchholz, Köln; 2005: Richard Telles Fine Art, Los Angeles; 2004: Galerie Meyer Kainer, Wien; 2003: Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; 2002: Richard Telles Fine Art, Los Angeles; 2001: Grazer Kunstverein.

Gruppenausstellungen (Auswahl): 2010: Modernologies, Warsaw Museum of Modern Art, Warschau; 2009: Modernologies, Museu d'Art Contemporani de Barcelona, Barcelona; See This Sound, Lentos Kunstmuseum Linz; Rock ­ Paper ­ Scissors: Pop Music as the Subject in Contemporary Art, Kunsthaus Graz; Memories of the Future, Galerie Václava Spály, Prag; 2008: Yokohama Triennial, Yokohama, Japan; Transes, Musée départemental d'art contemporain, Rochechouart; 2007: Sammlung, Generali Foundation, Wien; Perspektive 07, Lenbachhaus, München; How Soon is Now, Fundació Luís Seoane, La Coruña; Archaeologies of the Future, Sala Rekalde, Bilbao; 2006: Whitney Biennial 2006: Day for Night, Whitney Museum of American Art, New York; Why Pictures Now, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; Galerie Daniel Buchholz, Köln, Metro Pictures, New York; 2005: Occupying Space. Sammlung Generali Foundation, Haus der Kunst, München; I really should..., Lisson Gallery, London; 2004: Liverpool Biennial 2004, Tate Liverpool; 20/20 Vision, Stedelijk Museum, Amsterdam; 3. Berlin Bienniale für Zeitgenössische Kunst, Kunstwerke Berlin; 2003: Mixtapes, CCAC Wattis Institute for Contemporary Art, San Francisco; Adorno. Die Möglichkeit des Unmöglichen, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main

Für weitere Informationen oder Führungen zur Ausstellung wenden Sie sich bitte an info@portikus.de.

Wir danken der Deutschen Bank Stiftung für die freundliche Unterstützung.
Ziel aller Aktivitäten der Deutsche Bank Stiftung ist es, Menschen dabei zu unterstützen, über sich hinauszuwachsen ­ ihnen zu ermöglichen, aus Talenten Fähigkeiten zu machen, aus Einzelengagements nachhaltige Impulse für die Gesellschaft hervorzubringen. Vom polnischen Kunstpreis "Views" über Ausstellungen bis hin zur Dotierung des "Deutsche Bank Stiftung Jugend-Kunst-Preises" ­ Kunstförderung ist ein Kernbereich des Engagements. Wie bei der Sammlung Deutsche Bank liegt der Fokus hier auf der zeitgenössischen Kunst. Mathias Poledna wurde von der Deutschen Bank bereits 2009 im Rahmen des 3M-Projekts im New Museum, New York, unterstützt.
Mehr Informationen: www.deutsche-bank-stiftung.de </> und www.db-artmag.de <
Ebenfalls danken wir dem Österreichischen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für die freundliche Unterstützung.


 

 

 

 

26.03. ­ 09.05.2010

Trisha Donnelly



ERÖFFNUNG: 25.03.2010

 

 

 

21.05. - 04.07 .2010

Jimmie Durham


ERÖFFNUNG: 20.05.2010

 

 

 

OLAFUR ELIASSON
LIGHT LAB, 2006/2007

Das Projekt "light lab" des Künstlers Olafur Eliasson (geboren 1967 in Kopenhagen) ist eine mehrteilige Lichtinstallation, die speziell für das Dach des neuen Portikus konzipiert wurde. Im April 2006, sozusagen als erste Arbeit am neuen Haus, pr?sentierte Eliasson die erste Installation aus der Reihe - einen Lichtbogen, der die Anmutung einer aufgehenden Sonne hatte ("light lab, test 1").
Erst bei Einbruch der Dämmerung wird die Lichtinstallation durch die nördliche, verglaste Dachseite des Portikus sichtbar. Es handelt sich bei dieser Serie von Installationen weniger um ein einzelnes künstlerisches Werk als um eine Form des Umgangs mit den speziellen architektonischen Bedingungen des neuen Ausstellungsraumes und dessen Öffnung zum urbanen Bild der Stadt.
Eliassons Werk ist zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes Frankfurts geworden und Anfang August 2008 von der Hessischen Landesbank für den dauerhaften Verbleib in Frankfurt gekauft worden. Da der Portikus keine eigene Sammlung hat, ist die Arbeit "light lab, test 1" nun im Besitz der Sammlung des Museum für Moderne Kunst, erstrahlt aber weiterhin im Dach des Portikus.

Das Projekt wird gefördert von Siteco.

Abbildungen: http://staedelschule.de/lightlab

 

 

 

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