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Schirn KunsthalleRömerberg
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 - 29 98 82 11; Fax 069 - 29 98 82 40
So + Di 11 - 19 Uhr, Mi - Sa 11 - 22 Uhr, Mo geschlossen
http://www.schirn.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
15.09.2001 - 06.01.2002
Duane HansonDuane Hanson ist heute als einer der wichtigsten dem Realismus verpflichteten Bildhauer des 20. Jahrhunderts anerkannt. Bereits zu seinen Lebzeiten begeisterten seine Skulpturen mehrere hunderttausend Besucher, die seine Ausstellungstourneen Mitte der 70er Jahre und Anfang der 90er Jahre besuchten. Fünf Jahre nach seinem Tod würdigt nun diese Ausstellung mit einer repräsentativen Auswahl von 31 Werken mit insgesamt 37 Figuren Hansons Bedeutung.
Duane Hanson wurde 1925 in der amerikanischen Provinz (Alexandria, Minnesota) geboren. Nach einem Studium der bildenden Künste an verschiedenen amerikanischen Universitäten, darunter auch die renommierte Cranbrook Academy of Art in Bloomfield Hills, Michigan, arbeitete er ab 1951 als Lehrer in Connecticut und versuchte, entsprechend dem damaligen Zeitgeist, einen eigenen abstrakten Stil zu entwickeln. "Aber irgendwie", berichtete Hanson von diesen Versuchen, "brachte ich immer ein bisschen was von einem Arm oder einer Nase mit hinein. Es gelang mir nie, Arbeiten zu machen, die keine figürlichen Ansätze zeigten." Von 1953 bis 1961 lebte Duane Hanson in Deutschland und unterrichtete in München und Bremen an Schulen, die der amerikanischen Armee angegliedert waren. Damals lernte er in Bremerhaven den deutschen Bildhauer George Grygo kennen, dessen bevorzugtes Material - Polyesterharz und Fiberglas - für Hansons künstlerischen Werdegang eine wegweisende Entdeckung war.
Der nächste entscheidende Wendepunkt war Hansons Arbeit Abortion von 1965. Sie zeigt maßstäblich verkleinert, eine von einem Leichentuch verhüllte junge Frau, die nach einer illegalen Abtreibung gestorben war. Damit hatte Hanson den Realismus als sein künstlerisches Ausdrucksmittel entdeckt und auch ein Thema gefunden, das ihn bis Anfang der 70er Jahre nicht mehr loslassen sollte: die Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der amerikanischen Gesellschaft, mit Rassismus, Gewalt und sozialem Elend.
Internationalen Erfolg erlangte Hanson 1972 mit Bowery Derelicts (1969) und Seated Artist (1971), die auf der documenta 5 in Kassel gezeigt wurden. Unter dem Einfluss von Pop-Art wandte sich Hanson thematisch dem amerikanischen Alltag zu. Hausfrauen, Bauarbeiter, Kellnerinnen, Autoverkäufer, Hausmeister, die Menschen der amerikanischen Mittel- und Unterschicht, in deren Biografie sich die Enttäuschungen des amerikanischen Traums eingegraben haben, sind die Vorbilder seiner Figuren. Es entstehen lebensgroße, detailgetreu ausstaffierte Figuren, die vollständig im Abgussverfahren vom lebenden Modell aus verschiedenen Kunststoffen gefertigt wurden und die so lebensecht wirken, dass sie bei so manchem Museumsbesucher zu kuriosen Irritationen führen.
Duane Hansons Verfahrensweise hat ihm oft den Vorwurf, seine Skulpturen seien bloße Abbildungen der Realität, eingehandelt. Dass es sich bei Hansons Figuren nicht einfach um illusionistische Abbilder, sondern vielmehr um verdichtete Interpretationen der Realität, um More than reality handelt, äußert sich in Haltung und Ausdruck der Figuren. "Ich teile mein Einfühlungsvermögen und meine Sympathie für die Menschen, die ich portraitiere mit, indem ich ihre Müdigkeit und Verzweiflung darstelle", beschrieb Duane Hanson die Haltung zu seinen Modellen.
Die Ausstellungstournee wird am 15. September 2001 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt eröffnet. Weitere Stationen sind die Galerie der Stadt Stuttgart, das Padiglione d'Arte Contemporanea in Mailand, die Kunsthal Rotterdam und die National Galleries of Scotland in Edinburgh.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, erstmals mit einem vollständigen Werkverzeichnis (Hatje Cantz Verlag, 192 Seiten, über 170 farbige Abbildungen).
Ausstellungs- und Tourneeorganisation: Institut für Kulturaustausch, Tübingen