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Schirn Kunsthalle

Römerberg
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 - 29 98 82 11; Fax 069 - 29 98 82 40
So + Di 11 - 19 Uhr, Mi - Sa 11 - 22 Uhr, Mo geschlossen
http://www.schirn.de
aktuelle Ausstellung / current exhibitions
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

10.6. - 6.7. 1997


Georg Heck

Eine Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft
der Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt, Frau Petra Roth
Kulturkreis Georg Heck e. V. in Zusammenarbeit mit der Schirn Kunsthalle

 

 

Georg Heck wurde am 24. Mai 1897 in Frankfurt-Sachsenhausen geboren. Nach Studien bei A. Eggersdörfer ab 1923 an der alten Städelschule wechselte der gelernte Kunstschmied und Fabrikarbeiter 1925 zu Prof. Cissarz an die Kunstgewerbeschule in Frankfurt. Im Jahre 1928 tritt er in die Meisterklasse von Max Beckmann am Städel ein und arbeitet dort bis 1932. Wie die Arbeiten seines großen Lehrers werden auch seine Arbeiten als entartet bezeichnet. Seine Arbeiten in öffentlichem Besitz werden 1933 auf dem Römerberg bei der Bücherverbrennung vernichtet. Im Jahre 1929 konnte Heck noch auf Vermittlung seines Lehrers Beckmann im ersten Stock des IG-Farben-Hochhauses in Frankfurt ein großes Wandfresko dreieinhalb mal fünf Meter gestalten, das 1937 übermalt wurde. "Komm! Es war ein Traum! Die blutenden Fittiche sind ja schon genesen, verjüngt leben die Hoffnungen all !", so der Text eines Hölderlinverses, der sich unter dem Bild hinzog.

Sein künstlerisches Werk in seinem Atelier im Karmeliterkloster und seine persönliche Habe werden bei dem großen Bombenangriff auf Frankfurt im März 1944 fast vollkommen zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Heck als freischaffender Künstler Mitglied der Neuen Darmstädter Sezession und Mitbegründer der Frankfurter Sezession. Seine Wohnung und sein Atelier bezieht er im Frankfurter Vorort Nied.

Georg Hecks künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten sind unbegrenzt. Es entstehen Ölbilder, Zeichnungen, Aquarelle und mehr und mehr Holz und Farbholzschnitte. Mit der Hinwendung zur Abstraktion gewinnt sein Werk zunehmend Anerkennung in Frankfurt und darüber hinaus. Die Frankfurter Galerien Urban, Franck, Loehr und die Galerie am Dom zeigen seine Arbeiten. Der Frankfurter Kunstvereill richtet Heck in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren je eine Ausstellung aus. Er kann seine Arbeiten u. a. im Landesmuseum Hannover, im Kunstverein Heidelberg und schließlich auch bei einer großen Schau deutscher Künstler zusammen mit Georg Meistermann, HAP Grieshaber, Ewald Matare, Ernst Wilhelm Nay und Hann Trier in London zeigen.

Anfangs der siebziger Jahre gerät das Werk des stillen und zurückgezogenenen Künstlers in Frankfurt in Vergessenheit. Das mag auch an seinem Alter, seiner kriegsbedingten Krankheit und nachlassender Agilität gelegen haben. Erst Anfang der achtziger Jahre entdeckt der Frankfurter Jesuitenpater Friedhelm Mennekes den betagten Künstler und sein Werk in sehlem Nieder Haus wieder und präsentiert eine Übersicht seiner Werke in vier Ausstellungen in der Pfarrkirche Sankt Markus Nied.

Die von der Stadt Frankfurt am Main 1980/81 veranstaltete Ausstellung "Max Beckmanns Frankfurter Schüler 1925 1933" stellt Hecks Werk in den Kontext seiner Künstlerkollegen aus der Klasse Beckmanns. Es verdient Erwähnung, daß gerade er sich von den 12 vorgestellten Beckmann-Schülern am weitesten und eigensinnigsten von seinem großen Lehrer fortentwickelt hat.

Mit der Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag gibt der Kulturkreis Georg Heck e.V. in Zusammenarbeit mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt einen repräsentativen Überblick über das umfangreiche Werk dieses bedeutenden Frankfurter Künstlers.

 

 

 

10.6. - 6.7. 1997


Pietro Donzelli

Das Licht der Einsamkeit

In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Wolfsburg

 

 

Erstmals in Deutschland wird das Werk des italienischen Fotografen Pietro Donzelli in einer Einzelausstellung dem Museumspublikum vorgeführt.

Obwohl er schon 1951 an der epochemachenden Ausstellung "Subjektive Fotografie" in Saarbrücken teilnahm, ist er außerhalb Italiens weitgehend unbekannt geblieben. Das erstaunt angesichts der Qualität seiner Fotografien; es mag zum Teil an der Bescheidenheit des Künstlers liegen, dem es nie gelegen hat, sich wie allgemein üblich auf den Kunstmarkt zu drängen. Tatsächlich ist er aber in Italien durch regelmäßige Gruppen- und Einzelausstellungen schon lange bekannt. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er bei der staatlichen italienischen Telefongesellschaft als Archivar und Organisator der Fotothek und bewahrte sich so seine finanzielle Unabhängigkeit.

Er wurde 1915 in Monte-Carlo geboren und begann erst verhältnismäßig spät, mit 33 Jahren, zu fotografieren. Als junger Soldat durchquerte er im letzten Kriegsjahr Italien von Süden nach Norden. Nachhaltig beeindruckt von Land und Menschen, bereiste er in den fünfziger und sechziger Jahren die italienischen Provinzen, um in beharrlicher Arbeit das Land im Umbruch zur Modernität fotografisch festzuhalten.

Es ist die Zeit, als der italienische Neorealismus neue Ausdrucksformen in der bildenden Kunst, dem Film und der Fotografie als Antwort auf die gesellschaftlichen Entwicklungen, Spannungen und Gegensätze entwickelte.

Donzelli kam es jenseits aller ästhetischen Dimensionen vor allem immer auf das Erzählerische in der Fotografie an, er betonte die Bedeutung des Themas und verteidigte die Reportage und die Dokumentarfotografie. So sind es auch eher mehr die poetisch-realistischen Arbeiten Jean Renoirs als die Filme des Neorealismus, die ihn inspiriert haben.

Die Ausstellung "Das Licht der Einsamkeit" konzentriert sich mit 130 Fotos auf einige Serien aus dieser Zeit, die in den verschiedensten Provinzen Italiens entstanden: Kalabrien, Sardinien, Sizilien, dem Umland von Siena (Crete Senesi), aber auch in den Städten Mailand und Neapel. Die umfangreichste Serie, Terra senz'ombra (Land ohne Schatten) sie umfaßt die Hälfte der ausgestellten Exponate entstand in der Poebene. Die Eindringlichkeit, mit der die vorindustriellen Lebens und Arbeitsweisen, etwa bei der Hanfernte, festgehalten wurden, belegt Donzellis Überzeugung, daß die Fotografie vor allem mit der Wirklichkeit des Menschen und seiner Existenz zu tun hat.

Aus dem Blickwinkel unserer heutigen, schnellebigen Zeit erscheinen die Bilder von Menschen auf Ochsenkarren, in Fischerbooten oder von Schlafenden auf Bänken und Fischernetzen wie Idyllen, voller Ruhe. Aber man darf nicht übersehen, daß sich hinter diesen Momentaufnahmen ein oftmals mühsames Dasein unter ärmlichen Bedingungen verbirgt. Der Schlaf in der Mittagszeit, im Schatten eines Baumes, ist der einer tiefen Erschöpfung. Über allem, den einsamen Felderlandschaften oder auch dem am Tisch sitzenden Harpunenfischer liegt ein durchdringendes Licht, wie man es im Norden nicht kennt. Es konturiert Menschen und Dinge scharf und setzt sie in die Vereinzelung. In der Stadt ist es etwa der Schuhputzer auf dem leeren Platz oder der als Silhouette an der Uferpromenade erstarrte Kriegsktüppel, jeder eingeschlossen in seinem Leben.

Donzelli sieht das graue und oft häßliche Leben mit mildem und poetischem Blick. Die Mischung aus der Misere der Welt und der Humanität des Künstlers findet sich in der Synthese einer melancholischen Schönheit. Es ist diese Emotion~ die von seinen Fotos übertrauen wird.

 

 

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