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Sprengel Museum
Kurt Schwitters Platz 30169 Hannover Tel. 0511 - 168 438 75; Fax 0511 - 168 450 93 Di 10 - 20 Uhr, Mi bis So 10 - 18 Uhr, Mo geschlossen www.sprengel-museum.de vorausgegangene Ausstellungen / previous exhibitions
25.09. 2013 - 02.02. 2014
Edvard Munch
Der grafische Bestand im Sprengel Museum
Erstmalig präsentiert das Sprengel Museum Hannover anlässlich des 150. Geburtstages des norwegischen Künstlers Edvard Munch (Løten, Hedmark 1863 1944 Ekely in Oslo) das druckgrafische Werk aus dem Bestand des Museums. Munch gilt als Wegbereiter des Expressionismus, der die Psyche des modernen Menschen in eindringlichen Darstellungen erforschte. Zu seiner Zeit erregten diese beim Publikum sowohl nachhaltige Empörung als auch Begeisterung. Munchs Motivwelt ist eng mit dem eigenen Erleben zum Teil traumatischer Begebenheiten verzahnt. Aus einer bis dahin nicht gekannten Subjektivität heraus entstehen Werke, in denen aufgrund von Formen und Farben, von Kompositionen und Perspektiven die persönliche Erfahrung zu einer Ikonografie der Moderne und der modernen Empfindung gerät: Angst, Panik und Liebe, Melancholie, Verzweiflung und eine Entfremdung von sich selbst erhalten als existenzielle Lebenssituationen ein allgemeingültiges Angesicht. Individuelle Biografie und Ikonografie sind im Künstler Edvard Munch unauflöslich miteinander verwoben.
Stilelemente der Arbeiten auf Papier Die Charakteristik seiner Handschrift in den Arbeiten auf Papier lässt sich anhand der ausgestellten Werke eingehend studieren: Hervorzuheben sind zum Beispiel die Trennung der Flächen durch Einfassungen, eine damit einhergehende Verflachung des Bildraumes und die Formenreduzierung der Motive. Auf diese Weise vermochte Munch die atmosphärische Stimmung und den Ausdruck seiner existenziellen Themen zu steigern. In seinen Werken gibt es darüber hinaus eine ikonenhafte Frontalität der Figuren, die direkt mit dem Betrachter kommunizieren und ihn in seiner eigenen persönlichen Empfindung berücken. Wie so viele Künstler war auch Munch vom Japonismus beeinflusst. Dies ist kompositionell in neuen Bildrandschnitten und in einer dekorativen Vereinfachung erkennbar. Noch vor der Geburt des Expressionismus fanden Literaten und Künstler, darunter insbesondere jene aus der Berliner Bohème "Zum Schwarzen Ferkel", in der auch Munch verkehrte, erste expressionistische Elemente. Spürbare Themen seiner Zeit wie etwa der Kampf der Geschlechter und die sich verändernde Rolle der Frau fanden in seinen Werken einen resonanzreichen künstlerischen Ausdruck.
Werke der Sammlung Werke aus zwei Dekaden, von den 1890er- bis in die 1910er-Jahre hinein, ermöglichen die vertiefte Betrachtung einer wesentlichen Schaffensperiode des Künstlers. Daneben umfasst die Sammlung (Modell-)Studien zu wiederkehrenden, wichtigen Sujets des Künstlers, etwa der Pubertät und dem Tod der Mutter, und führen in die Behandlung seiner Motivwelt ein. Motive wie "Mondschein I", "Zwei Menschen. Die Einsamen" und "Der Kuss" geben als variantenreich behandelte Bildfindungen Auskunft über die intensive Beschäftigung mit Themen wie Liebe, Angst und Tod. Die bekannte Radierung "Der Kuss" von 1895 zeigt zwei miteinander verschmelzende Körper, deren Konturen im Dunkeln eines Zimmers eins werden. Für die Liebe ist hier das Bild einer völligen Hingabe gefunden. Die verrenkte und instabile Haltung des männlichen Körpers spricht jedoch dafür, dass für Munch die Liebe des Mannes zugleich in gefährlicher Selbstaufgabe münden kann. Mensch und Landschaft geraten in Werken Munchs zum Ausdruck seelischer Empfindung und zur Projektionsfläche biografischer Erfahrung. Ein Beispiel ist die Radierung "Zwei Menschen. Die Einsamen" von 1894: Das stark vom Symbolismus geprägte Werk ist dem Blick eines Paares auf das Meer gewidmet; es ist ein Blick, der sich in lichte Ferne richtet. Gegenüber der hoch aufgerichteten, in sich ruhenden Gestalt der Frau scheinen sich die Beine des Mannes in der Radierung in den sanften Verwerfungen des Sandes zu verlieren. Seine Zukunftsvision gerät in eine Unentschlossenheit. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Lebensstadien spiegelt sich u. a. in Kinderbildnissen und Kindheitsdarstellungen, darunter auch das Bildnis von "Paul Cassirers Tochter" von 1906, dem Verleger und Galeristen. Die ,harte' Kaltnadel verwendete Munch, um ihr zartes Porträt mit den großen Augen herauszuarbeiten. Daneben begegnet der Betrachter in der Sammlung den unterschiedlichen Frauenfiguren aus der wiederkehrenden Trias von Darstellungen für Jugend, Reife und Alter. Ein Zeitthema wie die betörende, den Mann ins Verderben führende Frau, der femme fatale, griff Munch in zahlreichen Werken auf: Berühmt ist die Darstellung "Weib mit rotem Haar und grünen Augen. Die Sünde", hier in einer Lithografie aus dem Jahr 1902. Insbesondere die Farben, das bestechende Grün weit aufgerissener Augen und das Orangerot des Haars, eröffnen eine Idee für das weibliche Verderben. Das Thema entwickelte sich zeitgleich mit einem zunehmenden Selbstbewusstsein von Frauen im Allgemeinen und von Frauen im Umkreis jener Bohème aus dem Umkreis des Künstlers im Besonderen. Verschiedene Porträtbildnisse und -studien, darunter ein Selbstporträt des Künstlers von 1895, verorten ihn in eben jenen Künstlerkreisen seiner Zeit, u. a. in der Kristiania-Bohème und innerhalb eines Netzwerkes bildender Kunst, Architektur und Literatur mit Figuren wie den Schriftstellern Stanislaus Przybyczewski und August Strindberg oder dem Architekten Henry van de Velde. Der Bestand von Werken Munchs umfasst im Sprengel Museum Hannover glücklicherweise bekannte Ikonen wie die bereits genannten, aber auch unbekanntere Arbeiten, darunter das Bildnis des norwegischen Schriftstellers "Gunnar Heiberg" von 1896 oder die narrative Darstellung "Der große Dorsch" von 1902.
Der Bestand In der Grafischen Sammlung des Sprengel Museum Hannover zeichnet sich mit Lithografien, Holzschnitten, Radierungen, Aquatinten und Zeichnungen die Bandbreite der Variationen ab, mit denen sich Munch seinen Sujets zuwandte. Immer wieder verlagerte er die Arbeit an einzelnen Motiven ebenso systematisch wie intuitiv in neue Medien. Indem sich die Faserung des Materials im Holzschnitt abzeichnete oder das Verfahren der Aquatinta besondere Schatterierungen hervorbrachte, fand Munch bei der Um- und Ausarbeitung neuer Fassungen immerwährende Anregungen, seine Motive und ihre Existenzialität zu gestalten und erfahrbar zu machen. Auch Rückgriffe auf frühere Arbeiten oder Teilaspekte seiner Kompositionen sind bei Munch keine Seltenheit. So variantenreich die einzelnen Motive umgesetzt und verändert worden sind, so sehr haben sie sich in den einzelnen Techniken zu begreifbaren Bildern verdichtet, deren Entwicklungen und verschiedene Auffassungen im Werk nachvollziebar werden. Der Bestand des Sprengel Museum Hannover umfasst insgesamt 37 Werke von Munch. Komplementiert werden die grafischen Werke um die beiden wichtigen Gemälde des Künstlers aus der musealen Sammlung, "Das Biest" von 1902 und "Dorfplatz in Elgersburg, Thüringen" von 1905/06.
25.09. 2013 - 02.02. 2014
Von Kollwitz bis Picasso - Die Sammlung Ernst-Joachim Sorst
Der Bestand an herausragenden Blättern der Grafik des 20. Jahrhunderts, den das Sprengel Museum Hannover beherbergt, wird nachhaltig durch die Leihgabe der Sammlung Ernst- Joachim Sorst aus Hannover ergänzt. Rund 50 Arbeiten auf Papier und vier Skulpturen werden in der Ausstellung präsentiert, die den Zuwachs auf dem Feld der Moderne und den Ausbau der Sammlung auf willkommene Weise unterstützen. Bedeutende Einzelblätter und Werkkomplexe von Künstlern wie Ernst Barlach, Marc Chagall, Otto Dix, HAP Grieshaber, George Grosz, Erich Heckel, Horst Janssen, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen, Gerhard Marcks, Rolf Nesch, Pablo Picasso, Rudolf Schlichter, Karl Schmidt-Rottluff und Paul A. Weber erweitern zukünftig den Sammlungsbestand und ergänzen das Vorhandene um nachbarschaftliche Werke. Die Arbeiten auf Papier von George Grosz aus den 1920er-Jahren, darunter Paardarstellungen aus unterschiedlichen Milieus, unterstreichen seine wichtige Rolle als Chronist einer entgleisten Gesellschaft. Mit seismografischem Spürsinn erfasste der Künstler die wesentlichen Charakteristika seiner Figuren und ihrer Zeit. Insbesondere aus dem Spätwerk sind die druckgrafischen Blätter von Otto Dix, Realist und genauer Beobachter des 20. Jahrhunderts, aus der Sammlung Sorst. In Wiederannährung an den Expressionismus zeigen sie in einer intensiven Farbgebung religiöse Motive sowie Themen des alltäglichen Lebens. Erich Heckel, Gründungsmitglieder der Künstlergemeinschaft "Die Brücke" im Jahre 1905, trug wesentlich zur Entwicklung eines sogenannten Brücke-Stils bei. Dieser zeichnet sich vor allem durch Spontaneität in der Darstellung und eine bewusst formulierte anti-akademische Einstellung aus. Die expressionistischen Stilmerkmale einer reduzierten, aber ausdrucksstarken Formensprache lassen die Holzschnitte des Künstlers in der Sammlung Sorst bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg vertreten authentisch und unmittelbar erscheinen. Die in der Ausstellung gezeigten Holzschnitte von Gerhard Marcks, der sich zeitlebens auf Figürliches konzentrierte, entstanden zwischen den späten 1940er-Jahren und den späten 1960er-Jahren. In diesem Zeitraum griff der Künstler den Holzschnitt als druckgrafische Technik neben seiner Arbeit am bildhauerischen Werk verstärkt auf. HAP Grieshaber zählt zu den wichtigsten Holzschneidern in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung Sorst umfasst eine Reihe seiner Werke, die in ihren bildnerischen Schöpfungen und im Wechselspiel von archaischen und naturnahen Formen vorrangig grundmenschlichen Eindrücke, Gefühle und Empfindungen widerspiegeln. Indem es gelungen ist, die Sammlung Ernst-Joachim Sorst als Dauerleihgabe für das Museum zu gewinnen, kann sie nun einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Blick auf die Entwicklung der modernen Kunst im Bereich der Grafik wird dabei auf unterschiedliche künstlerische Positionen gelenkt, die rund ein Jahrhundert grafischer Kunst umfassen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der hannoversche Sammler Ernst-Joachim Sorst dem Sprengel Museum Hannover eine Gouache von Erich Wegner, "Freitag (Zahltag)", aus dem Jahre 1922, geschenkt. Die Erben des Sammlers Ernst-Joachim Sorst beabsichtigen eine weitere Schenkung.
Eröffnung der Ausstellung Dienstag, 24.09. 2013, um 18.30 Uhr Es begrüßt Ulrich Krempel Es sprechen Karin Orchard und Bernhard Sorst, Sohn des Sammlers
22.09. 2013 - 02.02. 2014
Sturtevant. The House of Horrors
Mit Sturtevant als Preisträgerin des Kurt-Schwitters-Preises 2013 wird eine Künstlerin geehrt, die mit großer Insistenz gegen viele Widerstände ihr Werk entwickelt hat. Dabei hat sie unterschiedliche Medien genutzt und immer wieder zentrale Begriffe der künstlerischen Moderne, wie die des Originals oder der Autorenschaft, unterlaufen. Sturtevant ist eine in Paris lebende amerikanische Konzeptkünstlerin (geb. 1930 in Lakewood, Ohio). Bekannt wurde sie durch ihre ,Wiederholungen', für die sie seit den 1960er-Jahren Werke der amerikanischen und europäischen Kunst reproduzierte. Seit 2000 konzentriert sich ihre Arbeit auf die Bereiche Video, Film, Installation und theatralisches Inszenieren. 2011 erhielt sie den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk auf der Biennale in Venedig. In Hannover zeigt Sturtevant "The House of Horrors" (2010), eine raumgreifende Installation, in der die Besucher wie in einer Art Geisterbahn über mehrere Stationen geführt werden. Ihre einzelnen Stationen sind ebenso von der zeitgenössischen Kunst wie von Figuren und Klischees der amerikanischen Kultur und Gegenkultur und Gesellschaft inspiriert. Der Sound trägt zum Erleben bei, wenn die Besucher in Wagen aus einer echten Geisterbahn durch die Installation fahren. Sie treffen zuerst auf Paul McCarthys "Painter". Begleitet von Orgelmusik taucht Frankensteins Monster aus der Dunkelheit auf. Ein abgetrennter Kopf stöhnt und seufzt, er ist dem Kopf eines Toten nachgestaltet, neben dem sich der Künstler Damien Hirst als 16-Jähriger fotografieren ließ. Schließlich erscheint die Dragqueen Divine hinter ihrem Hündchen, in Anspielung an die skandalöse Schlussszene des Films "Pink Flamingos" von Kultregisseur John Waters. Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehören: Raymond Hains (1996), Thomas Schütte (1998), Gary Hill (2000), James Coleman (2002), Joep van Lieshout (AVL) (2004), Rodney Graham (2006), Tacita Dean (2009) und Thomas Hirschhorn (2011). Zur Pressekonferenz der Ausstellung laden wir Sie herzlich ein am Freitag, 20.09. 2013, um 11 Uhr, im Sprengel Museum Hannover. Der Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung 2013 wird anlässlich der Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 22.09. 2013, 11.15 Uhr, im Sprengel Museum Hannover verliehen.