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Sprengel Museum

Kurt Schwitters Platz
30169 Hannover
Tel 0511 - 168 38 75; Fax 0511 - 168 50 93
Di 10 - 22 Uhr, Mi bis So 10 - 18 Uhr, Mo geschlossen
Ausstellungen 1996 / exhibitions 1996

 

 

17.11. 1996 - 9.2. 1997


Garten der Frauen

Wegbereiterinnen der Moderne in Deutschland 1900 - 1914

 

 

Gezeigt werden ca. 100 Werke (Gemälde und Skulpturen) von Paula Modersohn-Becker (1876-1907), Gabriele Münter (1877-1962), Marianne Werefkin (1860 -1938) und von den bislang weniger beachteten Künstlerinnen Clara Rilke-Westhoff (1878-1954), Käte Lassen (1880-1956), Ottilie Reylaender (1882-1965) und Erma Bossi (1885-1952).

Die Ausstellung hat den Anspruch, im Rahmen der programmatischen Setzung "Kunst von Künstlerinnen" avantgardistische Positionen aus den Anfängen der klassischen Moderne zu präsentieren. Der "Garten der Frauen" wird im Anschluß, vom 2. März bis 27. April 1997, im Von der Heydt-Museum Wuppertal zu sehen sein.

"Ich habe ein Werk zu vollenden. (...) Ich bleibe auf meinem Posten." Diese beiden Sätze, entnommen aus den "Briefen an einen Unbekannten" von Marianne Werefkin, können Leitbildcharakter für die Lebenshaltung vieler Frauen um die Jahrhundertwende einnehmen. Die Künstlerinnen, die in der Ausstellung "Garten der Frauen" mit ihren Werken vertreten sind, widmeten ihr Leben und ihre Energien der Idee, Mitbegründerinnen einer neuen, revolutionären Bildersprache zu sein. Sie trotzten den Widerständen, die ihnen ihre Familien, Lebensgefährten, gesellschaftliche Rollenzuteilungen und Kunstkritiker entgegenbrachten. Mit einem beeindruckenden Selbstverständnis bestimmte die persönliche Ausbildung ihren Lebensverlauf. Die Arbeit an neuen künstlerischen Ausdrucksweisen wurde zum Motor für Reisen und für die Emanzipation von einengenden Geschlechterrollen und Stilzuschreibungen.

Ein verbindendes Moment der sieben Künstlerinnen war die Suche nach ursprünglicher Ausdrucksstärke. Diese glaubten sie in der Zurückgezogenheit der Provinz zu finden. Sie verbrachten eine Phase ihres Schaffens, nicht selten die künstlerisch produktivste, in Künstlerkolonien oder in lockeren Gemeinschaften auf dem Lande. Für Paula Modersohn-Becker, Ottilie Reylaender und Clara Rilke-Westhoff wurde die Künstlervereinigung Worpswede der Ausgangspunkt ihrer Entwicklung. Gabriele Münter, Erma Bossi und Marianne Werefkin standen der Neuen Künstlervereinigung München nahe. Gabriele Münter und Marianne Werefkin arbeiteten darüber hinaus mit Wassily Kandinsky und Alexej Jawlensky in dem Städtchen Murnau im bayerischen Voralpenland. Käte Lassen zog sich, nachdem sie im Umkreis der Münchner Künstlervereinigung gelebt hatte, auf das karge Jütland zurück.

Das dörfliche Umfeld und die intimen Lebensformen in Worpswede und Murnau wiesen zwar den Weg zur Entdeckung einer neuen ursprünglichen Ausdruckskraft, doch hielten sie nicht automatisch die formalen Lösungen bereit. Erst als sich die Künstlerinnen auf das Wechselspiel von provinzieller Zurückgezogenheit und großstädtischer Libertinage einließen, kamen sie einen entscheidenden Schritt voran. Fast alle dieser Künstlerinnen verbrachten viele Monate in der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts: Paris. Anregend waren dort vor allem die Fauves, die Nabis und Einzelkünstler wie Cezanne, van Gogh und Gauguin.

Der Titel der Ausstellung "Garten der Frauen" (Titel eines Werkes von Marianne Werefkin von 1910) will als Metapher für Vielfaltigkeit und Variation verstanden werden und verweist auf die außerordentliche Entfaltung der Formensprache. Die Auswahl der Werke, von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, konzentriert sich auf die produktivsten und fruchtbarsten Schaffensphasen der Künstlerinnen.

Zur Ausstellung "Garten der Frauen" erscheint ein umfassend bebilderter Katalog mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen. Der Katalog wird ca. DM 45.- kosten.

Die Ausstellung wird von der Niedersächsischen Lottostiftung gefördert.
Zur Ausstellung erscheint ein umfassendes Begleitprogramm, das sowohl thematisch bezogene Führungen und Besucherseminare sowie eine Vortragsreihe beinhaltet.

 

 

Einführungsvortrag:


Di. 19.11.1996, 19.00 Uhr
Dr. Susanne Meyer-Büser
Im Garten der Frauen. Das Erwachen des weiblichen Egoismus in der Zeit der
Jahrhundertwende



Folgende Vorträge sind zu dem Thema Paarbeziehungen geplant:


Di 26.11. 1996, 19.00 Uhr
Dr. Gisela Kleine
Gabriele Münter und Wassily Kandinsky
Gemälde als Lebenszeugnisse eines Paares


Di 3.12. 1996, 19.00 Uhr
Dr. Bernd Fäthke
Marianne Werefkin "Jawlensky verdankt mir seine ganze Kunst, von A bis Z"


Di 14.1. 1997, 19.00Uhr
Prof. Dr. Hannelore Schlaffer
Freundschaft oder Ehe?
Paula Beckers und Clara Westhoffs Schwierigkeiten mit Otto Modersohn und
Rainer Maria Rilke


Di 28.1. 1997, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Renate Berger
"Geht denn das Leben nicht wie wir es uns einst dachten?"
Zur Freundschaft von Paula Becker und Clara Westhoff




Abschlußvortrag:


Di 4.2. 1997, 19.00 Uhr
Dr. Ulrich Krempel
"Und Cezanne! Von dem Sie schreiben. Das ist ein Kerl."
Künstlerische Wahlverwandtschaften und der Aufbruch in die Moderne bei
Paula ModersohnBecker


 

Weitere Informationen:
Sprengel Museum Hannover
Pressestelle: Dr. Birgit Grüßer
Tel. 0511 / 909 82 12 oder 0511 / 168 62 13
Ausstellungskustodin: Dr. Susanne Meyer-Büser
Tel. 0511 / 168 62 15

 

 

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