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Staatsgalerie Stuttgart

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4.7. - 30.8. 1998


Das "Kurpfälzische Skizzenbuch"

Eine Ausstellung in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart

 

Als sogenanntes "Kurpfälzisches Skizzenbuch" werden 29 lavierte Federzeichnungen aus der Zeit um 1600 verstanden, von denen in der Ausstellung die 25 Blätter aus dem Besitz der Graphischen Sammlung ausgestellt sind.

Die Zeichnungen geben Ansichten Heidelbergs und seiner Umgebung wieder. Die Blätter zeigen eine neue Landschaftsauffassung, die sich mit der realen Umgebung auseinandersetzt. Sie vermitteln darüber hinaus einzigartige historische und künstlerische Dokumente der Stadt und des Schlosses vor der Zerstörung in Folge des Orléansschen Erbfolgekrieges im Jahr 1689.

Auf Grund der summarischen, wenig differenzierten Strichführung und Lavierung sowie der oftmals mißverstandenen Motive, ist davon auszugehen, daß es sich bei den Blättern um frühe Nachzeichnungen handelt. Die heute fast alle verschollenen Vorlagen müssen auf Grund baugeschichtlicher Indizien um 1580-90 entstanden sein. Möglicherweise besteht eine Verbindung zu Jan Brueghel d. Ä. (1568-1625), der sich vor 1590 in Heidelberg aufgehalten hat.

Über den Künstler des "Kurpfälzischen Skizzenbuches" ist nur wenig bekannt. Die Art der Landschaftsauffassung legt jedoch nahe, daß der Künstler ein Niederländer war. Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Calvinisten und dem katholischen Herrscherhaus mußten viele Calvinisten ihr Land verlassen und fanden in der Kurpfalz, insbesondere in Frankenthal, Zuflucht.

Die ausgestellten Zeichnungen entstammen einem Sammelband, der wohl um die Mitte des 17. Jahrhunderts angelegt wurde und 1843 ins Königliche Kupferstichkabinett gelangte. Dieser Sammelband, der Zeichnungen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert umfaßte, wurde in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts endgültig aufgelöst. In der Stuttgarter Präsentation wird das sogenannte "Kurpfälzische Skizzenbuch" wieder in den ursprünglichen Sammlungskontext eingebettet. So werden ausgewählte Zeichnungen und Kupferstiche gezeigt, die ebenfalls die neue, von den Niederländern geprägte Sicht der Landschaft um 1600 zeigen. Sie verdeutlichen somit die stilistische und künstlerische Nähe zu den Blättern des sogenannten "Kurpfälzischen Skizzenbuches".

Über die Parallelen hinaus soll an der Auswahl auch die Bandbreite der Landschaftskonzeption deutlich werden, die von Hans Bols (1534-1593) noch idealisierter Weltlandschaft über Paulus von Vianens (1570-1613) Salzburger Stadtvedute bis zu den in Ausschnitt und Motiv frappierend modernen Waldansichten Roelant Saverys (1576-1639) reicht.

Der neue Blick auf die Umgebung läßt sich darüber hinaus auch in der Druckgraphik belegen. Beispielhaft steht hierfür Matthäus Merian d. Ä. (1593-1650), dessen Stiche das neue Interesse an der Umgebung und der Landschaft spiegeln. In der Form der Serie wird eine bestimmte Landschaft durchstreift und aus ganz unterschiedlichen Perspektiven eingefangen. Durch die weite Verbreitungsmöglichkeit und die hohen Auflagen der Druckgrafik wenden sich die Stichserien an einen großen Betrachterkreis.


Der Katalog
, Ergebnis eines Forschungsprojektes am Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg unter der Leitung von Dr. Hanns Hubach, dokumentiert erstmals den Gesamtkomplex des Skizzenbuches und der möglichen Vorlagen.
Katalog (Leinenbindung): DM 68,-

 

 

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