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Staatsgalerie Stuttgart

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27.11.1999 - 30.1.2000


Giovanni Domenico Tiepolo

Die Flucht nach Ägypten

Eine Kabinettausstellung in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart

 

Die Variation als Thema - Die Flucht nach Ägypten von Giovanni Domenico Tiepolo

Die dramatische Flucht der Heiligen Familie vor den Schergen des Herodes und ihr Exil in Ägypten wird im Neuen Testament nur kurz erwähnt. Um so ausführlicher wird das Thema in einigen apokryphen Evangelien zur Kindheit Jesu behandelt, die viele Details über die beschwerliche Reise und den Aufenthalt in der Fremde enthalten. Besonders die Berichte über Wundertaten, die das Jesuskind auf der Reise vollbringt, fanden Eingang in mittelalterliche Legendarien und in die franziskanische Erbauungsliteratur. Diese Texte bilden den Ausgangspunkt für die häufige Darstellung der Flucht in der bildenden Kunst.

Seit dem 15. Jahrhundert wird das Thema auch in der Druckgraphik immer wieder aufgegriffen, wobei besonders die Bildfolgen zum Marienleben nicht selten mehrere Episoden der Flucht enthalten. Im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts machen sich die Künstler das Sujet mehr und mehr zu eigen; die bekannten Szenen der Reise wie die Rast der Heiligen Familie werden reich ausgeschmückt, andere Handlungsmomente wie die Überquerung eines Flusses werden neu hinzuerfunden. In dieser Tradition der innovativen Abwandlung und Weiterverarbeitung des Themas stehen auch die 27 Radierungen, die Domenico Tiepolo in der Mitte des 18. Jahrhunderts während seines Aufenthaltes in Würzburg geschaffen hat. Er selbst hat seine Blätter als "malerische Ideen" bezeichnet. Ihre Hauptmotive sind nicht die traditionellen Wunderszenen, sondern der beschwerliche Reisealltag der Heiligen Familie. Mit Hilfe immer kühnerer Kompositionen und durch die Lebhaftigkeit seines Radierstils realisiert der Künstler einen Zyklus, der den Betrachter durch seine Vielgestaltigkeit verblüfft und unterhält. Mit dieser Serie stellt der 23jährige Domenico seine Fähigkeit zur "invenzione", zur eigenständigen Realisierung bildnerischer Ideen unter Beweis. Gleichzeitig bleibt er auch Vermittler religiöser Inhalte, der durch seine Reiseschilderung an das Mitgefühl des Betrachters appelliert.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die äußerst seltenen frühen Abzüge der Serie vor der Numerierung. Gezeigt werden auch ein Zustandsdruck sowie ein Abdruck einer fehlerhaft geätzten Platte, die beide weltweit einzigartig sind. Zusätzlich veranschaulichen Werke italienischer, französischer, niederländischer und deutscher Künstler die Entwicklung des Themas der Flucht nach Ägypten in der europäischen Druckgraphik.

Wir weisen darauf hin, daß die Ausstellung Giovanni Domenico Tiepolo am Samstag, 27.11.1999 um 12 Uhr in der Graphischen Sammlung, Konrad-Adenauer-Str. 32 offiziell eröffnet wird. Es sprechen Ulrike Gauss und Christofer Conrad.

Zur Ausstellung erscheint Information 6 (Broschüre, 38 Seiten, 54 Nummern, 54 Abb.)

 

 

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