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Von der Heydt-Museum

Turmhof 8
Postanschrift: Burgstr. 2
42103 Wuppertal
Tel. 0202 - 563 62 31; Fax 0202 - 563 80 91
Di - So 11 - 18 Uhr, Do 11 - 20 Uhr
von-der-heydt-museum@stadt.wuppertal.de
www.von-der-heydt-museum.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

26.09.2009 - 31.01.2010

Von Tugend und Glück - Die private Welt der Bürger 1815 - 1850

Wuppertal: Von der Heydt-Museum ­ Historisches Zentrum ­ City-Kirche Elberfeld ­ Völkerkundemuseum

 

1815: Nach der Schlacht von Waterloo hat Napoleon abgedankt und ist Gefangener der Engländer auf St. Helena. Die Siegermächte England, Russland, Österreich und Preußen teilen Europa neu auf, es beginnt eine Zeit der Konsolidierung, die als "Restauration", "Vormärz", "Biedermeier" charakterisiert wird, zu der aber auch das "Risorgimento" und das "Erwachen der Völker" gehören. Die romantische Sehnsucht, den gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen und in phantastische Welten zu entfliehen, traf in den Kreisen des wohlhabenden Bürgertums auf eine grundlegend konservative Haltung. Der Rückzug ins Private kennzeichnet das Biedermeier. Das bürgerliche Leben vollzog sich zwischen den Polen Arbeit, Glaube, Geselligkeit und Familie.

Für die Industrialisierung der Städte im Tal der Wupper war das Wirtschaftsbürgertum die treibende Kraft. Alteingesessene Familien bildeten den kleinen Kreis der Wohlhabenden. Fleiß und Fixierung aufs Geschäft verbanden sich mit Tugendhaftigkeit und Mäßigung, Frömmigkeit und kirchlichem Engagement. Das wachsende Selbstbewusstsein führte zur Ausbildung einer neuen bürgerlichen Kultur, die ihren Ausdruck in der Ausgestaltung des privaten Wohnbereichs und der Pflege der eigenen Ahnengalerie fand.

Die Ausstellung im Von der Heydt-Museum zeigt die idealistisch eleganten Bildnisse Heinrich Christoph Kolbes. Die detailreichen Innenraumdarstellungen Peter Schwingens und die revolutionären Charakterporträts von Richard Seel, Johann Peter Hasenclever und Adolf Köttgen sind ebenfalls Zeugnisse des bürgerlichen Selbstverständnisses auf höchstem künstlerischen Niveau. Auch die Baukunst diente der Selbstdarstellung und eine der wichtigsten Bauaufgaben war der Garten. Mit der "Hardt" stifteten die Bürger nicht nur die erste öffentliche Parkanlage Wuppertals, sondern sogar einen der frühesten Bürgerparks in Deutschland.

Die religiöse Orientierung des Bürgertums im Wuppertal bestimmte sowohl das unternehmerische Handeln als auch das Engagement in der Gesellschaft. Die vielfältigen Aktivitäten der führenden Persönlichkeiten ­ nachzuvollziehen in der Ausstellung der City-Kirche - reichen von der Funktion im Presbyterium, der Initiative bei Vereinsgründungen, einer reichen Spendenpraxis bis zur eigenen Bibelübersetzung. Die bemerkenswerte Sammlung außereuropäischer Kunst im Völkerkundemuseum ist Zeugnis globalen Engagements. So reisten schon 1828 vier junge Missionare nach Südafrika und bauten dort die Missionsstation "Wupperthal" auf.

Der Selbstinszenierung des Bürgertums begegneten Freigeister mit scharfer Kritik; denn die hohe Zeit des Bürgertums war zugleich die Zeit der politischen Repression und der Revolution mit schwankenden und zögerlichen bürgerlichen Parteiungen. Während Joseph von Eichendorff seinen "Taugenichts" unbekümmert in die idyllische, durch die Brille der Romantik gesehene Welt hinausziehen ließ, griff Johannes Nestroy in seinem Stück "Freiheit im Krähwinkel" 1848 dieses Dilemma zwischen stubenhockendem Biedermeier und dem revolutionären Drang auf. Hierzu präsentiert das Historische Zentrum u.a. zeitgenössische Karikaturen aus der Sammlung Dieter Ante.

 

 

 
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