german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Berlin


ifa-Galerie Berlin

Linienstr. 139 / 140
10115 Berlin
Tel 030 / 22679616, Fax 22679618
fischer@ifa.de
Di - So 14 - 19 Uhr
http://www.ifa.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

16.10. 1997 - 17.1. 1998


Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder

Zeichnungen und Grafik 1897-1906

 

"Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder" ist die jüngste Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen. Neben Zeichnungen und Radierungen von Paula Modersohn-Becker zeigt sie Zeichnungen von Otto Modersohn und Grafiken der anderen Mitglieder der Worpsweder Künstlerkolonie - Hans am Ende, Fritz Mackensen, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler - aus der Zeit von 1895 bis 1906.

Die Ausstellung läßt den Aufbruch einer jungen Künstlergeneration anschaulich werden, die sich in Opposition zur strengen akademischen Auffassung befand. Um in direkter Anschauung der Natur zu arbeiten, verlegten die Künstler ihre Ateliers aufs Land, in die Moorlandschaft von Worpswede. Den radikalsten Weg, den Weg in die Moderne, beschritt unter ihnen Paula Modersohn-Becker. Ihre grßen Vorbilder - Cézanne, van Gogh und Gauguin - bestärkten sie in der Abkehr vom Abbild der äußeren Erscheinung, in der Suche nach dem inneren Wesen der Dinge. Die damit einhergehende Vereinfachung der Form ist vor allem in den Zeichnungen zu entdecken, die an Radikalitt die Gemälde häufig übertreffen. Sie zeigen die unverwechselbare schöpferische Kraft, welche Modersohn-Beckers Rang innerhalb der deutschen Kunst begründet.

Bis heute haben ihr Werk und die Worpsweder Künstlerkolonie nichts von ihrer Faszination verloren, an Aktualität in der gesellschaftlichen Diskussion um Mensch, Natur und Landschaft eher noch zugelegt.

Für das grße Engagement, das sie dem Projekt entgegenbrachten, danken wir der Paula Modersohn-Becker-Stiftung in Bremen und dem Otto Modersohn-Nachlaß in Fischerhude.

Im Anschluß an die Premiere in der ifa-Galerie Berlin wird die Ausstellung auf Welttournee gehen.

 

 

Biografien

 

Paula Modersohn-Becker


1876
Wird am 8. Februar als drittes von sieben Kindern in Dresden geboren. Ihr Vater ist Bau-und Betriebsinspektor der Berlin-Dresdner Eisenbahn.

1888
Übersiedlung der Familie nach Bremen.

1892
Verbringt sieben Monate bei einer Tante in England, in der Nähe von London. Erster Zeichenunterricht an einer Londoner "School of Arts".

1893-95
Auf Wunsch des Vaters besucht sie das Bremer Lehrerinnenseminar. Legt im Herbst 1895 das Examen ab. Nimmt Zeichenunterricht bei dem Maler Bernhard Wiegandt.

1896-98
Besucht in Berlin die Zeichen- und Malschule des "Vereins der Berliner Künstlerinnen", zunchst für einen sechswöchigen Zeichenkurs, dann bleibt sie für eine eineinhalbjährige Ausbildung. Im Sommer 1897 erster Aufenthalt in Worpswede.

1898/99
Läßt sich in Worpswede nieder. Korrektur bei Mackensen. Freundschaft mit der Bildhauerin Clara Westhoff, der späteren Frau des Dichters Rainer Maria Rilke. Stellt im Dezember 1899 erste Arbeiten in der Bremer Kunsthalle aus. Vernichtende Kritik des Bremer Salonmalers Arthur Fitger.

1900
In der Silvesternacht Aufbruch nach Paris. Trifft Clara Westhoff, die dort im Atelier von Rodin arbeitet. Besucht die private Akademie Colarossi. Hufige Besuche im Louvre. Entdeckt bei dem Kunsthändler Vollard Bilder von Cézanne. Im Juni Rückkehr nach Worpswede. Im September Verlobung mit Modersohn. Auf dem Barkenhoff Vogelers bildet sich ein enger Freundeskreis, die "Familie", darunter Modersohn, Paula Becker und ihre Schwester Milly, Clara Westhoff, Vogeler und seine spätere Frau Martha Schröder. Die Dichter Carl Hauptmann und Rilke sind häufig zu Gast.

1901
Januar/Februar in Berlin. Häufiges Zusammentreffen mit Rilke, der in Berlin-Schmargendorf wohnt. Am 25. Mai 1901 Heirat mit Modersohn, der seine Tochter Elsbeth mit in die Ehe bringt.

1903
2. Februar - 18. März: zweiter Paris-Aufenthalt. Belegt wieder Zeichenkurse an der Akademie Colarossi. Atelierbesuch bei Rodin. Entdeckt im Louvre die antike Kunst.

1905
Mitte Februar - Anfang April: dritte Paris-Reise. Belegt Zeichenkurse an der privaten Akademie Julian. Besucht die Maler Vuillard und Denis in ihren Ateliers. Im Salon des Indépendants sieht sie Retrospektiven von Seurat und van Gogh sowie Bilder von Bonnard, Delaunay, Denis, Matisse, Munch, Signac und Vuillard. Im April kommen Modersohn, das Ehepaar Vogeler und ihre Schwester Milly nach Paris. Sieht mit Modersohn die Gauguin Sammlung von Gustave Fayet.

1906
Am 23. Februar erneuter Aufbruch nach Paris mit der Absicht, sich von Modersohn und Worpswede zu trennen. Belegt Anatomie- und Aktkurse an der École des Beaux-Arts. Freundschaft mit dem Bildhauer Hoetger und seiner Frau. Trifft sich häufig mit Rilke, dessen Porträt sie zwischen dem 13. Mai und dem 2. Juni malt. Ende Oktober kommt Modersohn nach Paris. Beide verbringen den Winter gemeinsam in Paris. Besuch des Salon D'Automne und der großen Gauguin-Retrospektive.

1907
Besucht die Ausstellung der Sammlung Pellerin mit Werken von Cézanne. Im März Rückkehr nach Worpswede. Am 2. November Geburt der Tochter Mathilde. Stirbt am 20. November an einer Embolie.

 

 

Otto Modersohn


1865 Wird am 22. Februar als drittes von vier Kindern des Baumeisters Wilhelm Modersohn in Soest geboren.

1884
Beginn des Studiums an der Düsseldorfer Akademie. Freundschaft mit Fritz Mackensen.

1888
Fortsetzung des Studiums an der Kunstakademie in München. Auf der Internationalen Kunstausstellung in München bewundert er die Bilder der Maler von Barbizon, von Corot, Millet, Troyon und Daubigny.

1889
Studium an der Kunstakademie Karlsruhe. Im Sommer erster Aufenthalt in Worpswede. Entschließt sich mit Mackensen und Hans am Ende in Worpswede zu bleiben.

1892
Erste Mißstimmungen unter den Freunden aufgrund unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen. Modersohn sucht das "Einfache", "Intime", Mackensen und Hans am Ende das "Wirkungsvolle".

1894
Im Herbst Mitbegründer des "Künstler-Vereins Worpswede".

1895
Auf der ersten "Gemeinschaftsausstellung der Worpsweder" in der Kunsthalle Bremen wird sein Gemälde "Herbst im Moor" vom Bremer Kunstverein erworben. Die Neue Pinakothek in München kauft den "Sturm im Teufelsmoor".

1897
Heirat mit Helene Schröder aus Bremen (Tochter Elsbeth).

189"
Mit einem Rundschreiben "Freiheit der Persönlichkeit" tritt Modersohn aus der "Künstler-Vereinigung Worpswede" aus.

1900
Während seiner Reise mit dem Ehepaar Overbeck zur Weltausstellung nach Paris stirbt in Worpswede überraschend seine Ehefrau Helene.

1901
Im Mai Heirat mit Paula Becker (Tochter Mathilde).

1906
Im Oktober Reise zu Paula Modersohn-Becker nach Paris, wo er bis Ostern 1907 bleibt.

1907
Tod Paula Modersohn-Beckers.

1908/09
Übersiedlung nach Fischerhude. Heirat mit Louise Breling (Söhne Ulrich und Christian).

1922-25
Studienreisen nach Wertheim, Würzburg und ins Allgäu, das für ein Jahrzehnt Sommeraufenthalt der Modersohns wird.

1930
Erwirbt ein altes Bauernhaus bei Hindelang im Allgäu.

1936
Verlust der Sehkraft eines Auges.

1943
Stirbt am 10. März nach kurzer Krankheit in Fischerhude.

 

 

Fritz Mackensen


1866
Wird am 8. April als Sohn eines Bäckermeisters in Greene, im damaligen Knigreich Hannover, geboren.

1883
Beginn des Studiums an der Düsseldorfer Akademie, die damals zu den besten Lehranstalten Europas zählt. Freundschaft mit dem Mitstudenten Otto Modersohn.

1884
Erster Aufenthalt in Worpswede, wo er auch die Sommerferien 1886 und 1887 verbringt.

1888
Fortsetzung des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München.

1889
Verbringt den Sommer mit Otto Modersohn und Hans am Ende in Worpswede. Läßt sich in Worpswede nieder.

1892-94
Vorübergehende Aufenthalte an der Kunstakademie Karlsruhe und an der Akademie der Künste in Berlin. Im Herbst 1894 gründen die Worpsweder den "Künstler-Verein Worpswede".

1895
Erste gemeinsame Ausstellungen des Künstlervereins in der Kunsthalle Bremen und auf der "Internationalen Kunstausstellung" im Glaspalast in München, die ein sensationeller Erfolg wird. Mackensen erhält für sein Gemälde "Gottesdienst im Freien" die Große Goldene Medaille. Mitbegründer des "Vereins für Originalradierung vom Weyerberg". Die erste Mappe "Vom Weyerberg" erscheint.

1896-99
Wachsender Erfolg. Mackensens Bilder erhalten auf Ausstellungen in Berlin, Dresden, München und Wien Medaillen und Auszeichnungen. Unter den Künstlern kommt es mehr und mehr zu Mißgunst und Streit. Die Festschreibung einer Satzung der "Künstler-Vereinigung Worpswede" (1897), wie sie nun heißt, ist ein Versuch, das Auseinanderbrechen der Gruppe zu verhindern.

1899
kommt es zur Auflösung.

1897
erscheint die Mappe "Aus Worpswede" mit 12 Radierungen von Mackensen, Overbeck, am Ende und Vogeler.

1898
Im September 1898 wird Paula Becker Schülerin von Mackensen.

1900/1901
Die Akademien in Leipzig und Düsseldorf bieten Mackensen eine Professur an, die er jedoch ablehnt, um in Worpswede zu bleiben.

1907
Heirat mit seiner Schülerin Hertha Stahlschmidt (Tochter Alexandra).

1908-18
Professor und ab 1910 Direktor der Großherzoglichen Akademie in Weimar. Die Sommermonate verbringt er in Worpswede.

1922-32
Durch die Währungskrise verliert Mackensen sein gesamtes Vermögen.

1933-45
Befindet sich in großer wirtschaftlicher Not, verdient seinen Lebensunterhalt mit Porträtmalerei und Auftragsarbeiten.

1953
Stirbt am 12. Mai in Worpswede.

 

 

Hans am Ende

1864
Wird am 31. Dezember als Sohn eines Pfarrers in Trier geboren.

1872
Umzug der Familie nach Kirchscheidingen bei Naumburg (Thüringen). Besucht das berühmte Kloster-Internat Schulpforta, auf dem seit 1543 die geistige Elite Deutschlands ausgebildet wurde.

1884-89
Beginn des Studiums an der Kunstakademie in München. Von dem Kupferstecher Holzapfel lernt er die verschiedenen Techniken der Radierung. 1886/87 vorübergehender Aufenthalt an der Kunstakademie in Karlsruhe. 1888 Bekanntschaft mit Fritz Mackensen in München. Im Glaspalast begegnet er den Gemälden der Maler von Barbizon, von Troyon, Corot, Millet und Daubigny. In Münchner Galerien bewundert er Böcklin, Feuerbach und Rembrandt.

1889
Folgt Mackensen nach Worpswede, wohin er in den kommenden Jahren immer wieder zurückkehrt. Lebt in dieser Zeit vorwiegend in Berlin bei seiner Mutter und dem schwerkranken Bruder.

1895
Zu Beginn des Jahres Niederlassung in Worpswede. Unter Führung von am Ende gründen Mackensen, Overbeck und Vogeler den "Verein für Original-Radierung vom Weyerberg", um gemeinsam graphische Blätter herauszugeben und zu verkaufen. Am Ende organisiert eine erste eigene Druckpresse. Auf der Ausstellung im Glaspalast in München erregen seine Radierungen "Worpsweder Mühle" und "Immenhof" großes Aufsehen.

1897
Heirat mit Magda Willatzen aus Bremen. Bei der Gründung der "Künstler-Vereinigung Worpswede" wird er erster Schriftführer.

1898-1913
Baut sich ein Haus neben dem Barkenhoff in Worpswede. Nach der Auflsung der Künstlergemeinschaft schließt sich am Ende eng an Mackensen an, beide erhalten zunehmend Erfolg und Ansehen.

1914-18
Meldet sich beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger an die Front und wird am 10. April 1918 bei Arras in Frankreich schwer verwundet.

1918
Stirbt am 19. Juli in einem Stettiner Krankenhaus.

 

 

Fritz Overbeck


1869
Kommt am 15. September als jüngstes von vier Kindern in Bremen zur Welt. Der Vater ist Mitbegründer und technischer Direktor der Norddeutschen Lloyd, einer der wichtigsten Schiffahrtslinien Deutschlands.

1877-79
Tod des Vaters und der Geschwister.

1889-93
Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Erste Radierungen.

1892/93
In den Sommermonaten erste Aufenthalte in Worpswede. Schließt sich eng an Modersohn an, mit dem ihn ähnliche künstlerische Ziele verbinden.

1894
Nach einem einjährigen Militärdienst läßt er sich im Herbst in Worpswede nieder. Bewundert Böcklin und die niederlndische Landschaftsmalerei des 17. Jhd.

1897
Heirat mit seiner Schülerin Hermine Rohte aus Walsrode (Sohn Fritz Theodor, Tochter Gerda). Seine Bilder werden auf Ausstellungen in München und Dresden mit goldenen Medaillen ausgezeichnet.

1899
Gemeinsam mit Modersohn und Vogeler Austritt aus der "Künstler-Vereinigung Worpswede".

1903/04
Overbeck löst sich von Worpswede und der Künstlergemeinschaft. Reisen in den Harz und auf die Nordseeinsel Sylt, wo er neue Bildmotive findet. Sein Gemälde "Im Moor" wird auf der Münchner Sezessions-Ausstellunmg von der Neuen Pinakothek angekauft.

1905
Verläßt Worpswede und zieht mit seiner Familie nach Bröcken im Norden von Bremen.

1908/09
Reisen in die Röhn und in die Davoser Berge, wo seine an Tuberkulose erkrankte Frau in Sanatorien weilt. Stirbt am 9. Juni 1909 an einem Herzschlag.

 

 

Heinrich Vogeler


1872
Kommt am 12. Dezember als Sohn eines angesehenen Bremer Kaufmanns zur Welt.

1890-94
Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie.

1892
Reise nach Holland, Belgien und Italien.

1894
Übersiedlung nach Worpswede. Mitbegründer des "Künstler-Vereins Worpswede"

1895
Beteiligt sich an der Ausstellung des Worpsweder Künstler-Vereins im Glaspalast in München. Ankauf des "Barkenhoff".

1898
Bekanntschaft mit Rainer Maria Rilke in Florenz.

1899
Mitarbeiter der neugegründeten Zeitschrift "Die Insel" in München, mit deren künstlerischer Ausstattung er internationales Ansehen erwirbt.

1900
Rückkehr nach Worpswede. In den kommenden Jahren erhält er zahlreiche Auftrge für Buchillustrationen und Innenausstattungen.

1901
Heirat mit Martha Schröder aus Worpswede (Töchter Marieluise, Bettina und Martha).

1904-05
Ausstattung der Güldenkammer im Bremer Rathaus, eines der bedeutendsten Raumkunstwerke des Jugendstils.

1908
Gemeinsam mit seinem Bruder Franz Gründung der "Worpsweder Werkstätte" für Möbelbau.

1914-18
Meldet sich bei Kriegsausbruch als Freiwilliger und wird als Zeichner in Polen, Rumänien und Rußland eingesetzt. Mit seinem"Brief an den Kaiser" protestiert er gegen die Fortsetzung des Krieges und wird vorübergehend in eine psychiatrische Anstalt in Bremen gesperrt. Mitglied des ersten Bremer Arbeiter- und Soldatenrates.

1919-24
Umwandlung des "Barkenhoffs" in eine Siedlungsgemeinschaft. Trennung von seiner Frau. Übergibt den "Barkenhoff" an die "Rote Hilfe" als Erholungsheim für Kinder. Heirat mit Sonja Marchlewska (Sohn Jan). Erste Reise nach Rußland.

1926/27
Zweite Rußlandreise. Wohnsitz in Berlin.

1931
Übersiedlung nach Rußland. Reist als Propagandamaler durch das Land.

1941/42
Evakuierung nach Kasachstan. Am 14. Juni 1942 Tod in einem Dorf in der Nähe von Karaganda.

 

 

Ausstellungskatalog
Paula Modersohn Becker und die Worpsweder
Zeichnungen und Druckgrafik 1895 bis 1906
152 Seiten
4/4 farbig gedruckt
Texte: von Ursula Zeller, Wulf Herzogenrath, Katharina Erling
umfangreicher Abbildungsteil
Verzeichnis der ausgestellten Werke mit Abbildungen
Preis: 28,-DM zzgl. Porto

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists